Das "Wunschdenken" der Fed ist alles andere als "neutral"
03.08.2022 | Stefan Gleason
Mit der zweiten Zinserhöhung um 75 Basispunkte in der vergangenen Woche behauptet die Federal Reserve nun, einen "neutralen" geldpolitischen Kurs eingeschlagen zu haben. Das würde theoretisch bedeuten, dass die Zinssätze die Wirtschaft weder stimulieren noch bremsen. "Jetzt, wo wir den neutralen Zustand erreicht haben, wird es im weiteren Verlauf des Prozesses irgendwann angemessen sein, die Zinsen zu senken", sagte Fed-Chef Jerome Powell. Damit teilte Powell den Märkten mit, dass er beabsichtigt, sich von der Inflationsbekämpfung abzuwenden.
Dennoch ist die Inflation, selbst wenn sie nach dem von der Fed bevorzugten Maßstab gemessen wird, weiterhin hoch. Der Preisindex für die persönlichen Verbrauchsausgaben (Personal Consumption Expenditures) lag in dem am Freitag veröffentlichten Bericht des Bureau of Economic Analysis bei 6,8%. Ein Leitzins, der derzeit bei 2,5% liegt, sieht überhaupt nicht "neutral" aus, wenn die offizielle Inflationsrate bei 6,8% liegt.
Der ehemalige Finanzminister Larry Summers warf den Vertretern der Federal Reserve vor, in Sachen Inflation "Wunschdenken" zu betreiben. "Jay Powell hat Dinge gesagt, die, um es ganz offen zu sagen, analytisch nicht zu rechtfertigen sind", sagte Summers gegenüber Bloomberg. "Es gibt keine denkbare Möglichkeit, dass ein Zinssatz von 2,5% in einer Wirtschaft, die sich so aufbläht, auch nur annähernd neutral ist."
Was Summers und Powell nicht sagten, ist, dass die sich verlangsamende Wirtschaft und die stark fremdfinanzierten Finanzmärkte keine weiteren Zinserhöhungen mehr verkraften können, ohne zusammenzubrechen. Aus diesem Grund signalisiert die Fed, dass sie ihre Straffungskampagne beenden wird - bevor sie irgendeinen Sieg über die Inflation errungen hat. Angesichts des 4-Jahreshochs bei der Inflation hat sich die Geldpolitik von einer ultra-akkommodierenden zu einer etwas weniger akkommodierenden Politik gewandelt.
Er wird wahrscheinlich nie ein wirklich neutrales Niveau erreichen - zumindest nicht über einen längeren Zeitraum hinweg. Das Finanzsystem und die US-Regierung selbst (der größte Schuldner der Welt) sind darauf angewiesen, dass die Zinssätze weiterhin niedrig gehalten werden. Negative Realzinsen ermöglichen es den Kreditnehmern, im Laufe der Zeit durch steigende Inflation und steigende nominale Vermögenswerte gerettet zu werden. Mit der Zeit üben negative Realzinsen auch Aufwärtsdruck auf die Edelmetallmärkte aus.
Die Gold- und Silberpreise verloren an Boden, als die Fed begann, die Inflation mit harten Worten zu bekämpfen. In der vergangenen Woche erholten sie sich jedoch wieder, als die Zentralbanker die Erwartungen für eine künftige Straffung der Geldpolitik zurückschraubten. Die Fed ist alles andere als neutral, wenn es um die Gestaltung der Geldpolitik geht. Die Zentralbanker wählen unweigerlich Gewinner und Verlierer aus, wenn sie die Zinssätze manipulieren und Liquidität in das Finanzsystem pumpen.
Die Gewinner der Fed-Politik sind in der Regel Investmentbanker an der Wall Street und Politiker in Washington, D.C.. Ebenso wie die Inhaber von Sachwerten, die mit Schulden finanziert werden. Die Verlierer sind: 1) Sparer und Rentner mit festem Einkommen, deren Einkünfte nicht mit der Inflation Schritt halten, und 2) Arbeitnehmer, deren Löhne nie mit den steigenden Lebenshaltungskosten Schritt halten. Es ist jedoch möglich, dass sich einzelne Anleger auf der Gewinnerseite der Fed-Entscheidungen positionieren.
In manchen Konjunkturzyklen zahlt es sich aus, in Aktien zu investieren. In anderen Zeiten ist es weitaus profitabler, in Anlagen zu investieren, die von den unbeabsichtigten Folgen der Inflationspolitik der Fed profitieren. Da die US-Wirtschaft auf eine Rezession zusteuert, sind konventionelle Aktien anfällig. In der Zwischenzeit könnte die Nachfrage nach sicheren alternativen Anlagen in Verbindung mit dem anhaltenden Inflationsdruck den unterbewerteten Gold- und Silbermärkten einen großen Auftrieb geben.
© Stefan Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 1. August 2022 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Dennoch ist die Inflation, selbst wenn sie nach dem von der Fed bevorzugten Maßstab gemessen wird, weiterhin hoch. Der Preisindex für die persönlichen Verbrauchsausgaben (Personal Consumption Expenditures) lag in dem am Freitag veröffentlichten Bericht des Bureau of Economic Analysis bei 6,8%. Ein Leitzins, der derzeit bei 2,5% liegt, sieht überhaupt nicht "neutral" aus, wenn die offizielle Inflationsrate bei 6,8% liegt.
Der ehemalige Finanzminister Larry Summers warf den Vertretern der Federal Reserve vor, in Sachen Inflation "Wunschdenken" zu betreiben. "Jay Powell hat Dinge gesagt, die, um es ganz offen zu sagen, analytisch nicht zu rechtfertigen sind", sagte Summers gegenüber Bloomberg. "Es gibt keine denkbare Möglichkeit, dass ein Zinssatz von 2,5% in einer Wirtschaft, die sich so aufbläht, auch nur annähernd neutral ist."
Was Summers und Powell nicht sagten, ist, dass die sich verlangsamende Wirtschaft und die stark fremdfinanzierten Finanzmärkte keine weiteren Zinserhöhungen mehr verkraften können, ohne zusammenzubrechen. Aus diesem Grund signalisiert die Fed, dass sie ihre Straffungskampagne beenden wird - bevor sie irgendeinen Sieg über die Inflation errungen hat. Angesichts des 4-Jahreshochs bei der Inflation hat sich die Geldpolitik von einer ultra-akkommodierenden zu einer etwas weniger akkommodierenden Politik gewandelt.
Er wird wahrscheinlich nie ein wirklich neutrales Niveau erreichen - zumindest nicht über einen längeren Zeitraum hinweg. Das Finanzsystem und die US-Regierung selbst (der größte Schuldner der Welt) sind darauf angewiesen, dass die Zinssätze weiterhin niedrig gehalten werden. Negative Realzinsen ermöglichen es den Kreditnehmern, im Laufe der Zeit durch steigende Inflation und steigende nominale Vermögenswerte gerettet zu werden. Mit der Zeit üben negative Realzinsen auch Aufwärtsdruck auf die Edelmetallmärkte aus.
Die Gold- und Silberpreise verloren an Boden, als die Fed begann, die Inflation mit harten Worten zu bekämpfen. In der vergangenen Woche erholten sie sich jedoch wieder, als die Zentralbanker die Erwartungen für eine künftige Straffung der Geldpolitik zurückschraubten. Die Fed ist alles andere als neutral, wenn es um die Gestaltung der Geldpolitik geht. Die Zentralbanker wählen unweigerlich Gewinner und Verlierer aus, wenn sie die Zinssätze manipulieren und Liquidität in das Finanzsystem pumpen.
Die Gewinner der Fed-Politik sind in der Regel Investmentbanker an der Wall Street und Politiker in Washington, D.C.. Ebenso wie die Inhaber von Sachwerten, die mit Schulden finanziert werden. Die Verlierer sind: 1) Sparer und Rentner mit festem Einkommen, deren Einkünfte nicht mit der Inflation Schritt halten, und 2) Arbeitnehmer, deren Löhne nie mit den steigenden Lebenshaltungskosten Schritt halten. Es ist jedoch möglich, dass sich einzelne Anleger auf der Gewinnerseite der Fed-Entscheidungen positionieren.
In manchen Konjunkturzyklen zahlt es sich aus, in Aktien zu investieren. In anderen Zeiten ist es weitaus profitabler, in Anlagen zu investieren, die von den unbeabsichtigten Folgen der Inflationspolitik der Fed profitieren. Da die US-Wirtschaft auf eine Rezession zusteuert, sind konventionelle Aktien anfällig. In der Zwischenzeit könnte die Nachfrage nach sicheren alternativen Anlagen in Verbindung mit dem anhaltenden Inflationsdruck den unterbewerteten Gold- und Silbermärkten einen großen Auftrieb geben.
© Stefan Gleason
Money Metals Exchange
Der Artikel wurde am 1. August 2022 auf www.moneymetals.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.