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Erzeugerpreise in Deutschland auf Rekordniveau - UK: Handelspartner gesucht

21.09.2022  |  Christian Buntrock
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 0,9966 (06:00 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 0,9955 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 143,83. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143,38. EUR-CHF oszilliert bei 0,96127.

Die gestern veröffentliche Entwicklung der Erzeugerpreise brachte einen Rekord mit sich, auf den wir gerne verzichtet hätten. Einem Anstieg von 45,8% im Jahrvergleich hat es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gegeben. Die Analysten lagen mit ihren Schätzungen deutlich daneben, sie erwarteten im Schnitt einen Anstieg von 36,8%. Der Hauptgrund lag in den Energiepreisen, die 139% über den Vorjahresmonat lagen. Diese teilten sich wie folgt auf:
  • Strom: +175%
  • Erdgas: +210%
  • Mineralölerzeugnisse: +37%

Überdurchschnittlich stiegen auch die Preise von Vorleistungsgütern der chemischen Industrie, darunter:
  • Ammoniak: 175%
  • Düngemittel: +109%
  • Zeitungsdruckpapier +92%
  • Getreidemehl: 46,4%

Die Daten zeigen auf, dass die Lage prekär ist und vor allem auch so bleibt. Zweit- und Drittrundeneffekte werden unvermeidlich sein, wenn es nicht kurzfristig gelingt, die signifikant Energiekosten zu senken. Selbst wenn das Wirtschaftsministerium alle Maßnahmen zur Preissenkung treffen würde, bliebe die Lage herausfordernd. Hierzu müsste u.a. Unternehmen unkompliziert und kurzfristig erlaubt werden, Gas mit Öl zu ersetzen, AKW und Kohlekraftwerke müssten mindestens bis Ende 2024 laufen dürfen.

Realistisch ist, dass die Kostensteigerungen für Energie und Düngemittel die Preise für Nahrungsmittel weiter anheizen werden. Damit die Konsumenten diese Kosten tragen können, werden sie auf andere Güter verzichten, insbesondere werden wir einen Einbruch der Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern sehen.

In Kombination mit den erhöhten Kosten ist eine Insolvenzwelle unausweichlich. Den Schmerz werden besonders Kleinunternehmer und Mittelständler, die nicht weltweit diversifiziert sind, zu spüren bekommen.

Unser Wirtschaftsminister konnte nach eigener Aussage aus einem seiner Bücher "mit Deutschland noch nie etwas anfangen. "Mein bisheriges Resümee: "... mit Wirtschaft auch nicht!"


Liz Truss erwartet kein Handelsabkommen mit den USA

Eines der entscheidenden Argumente für den Brexit war, dass das UK statt der EU-Mitgliedschaft ein Handelsabkommen mit den USA schließen könnte. Diese Möglichkeit besteht zwar weiterhin, aber laut der neuen Premierministerin Liz Truss nur auf einer langfristigen Zeitachse. Eine Aufnahme der Gespräche wäre erst in Jahren möglich.

Nachdem für das UK die EU und die USA wegfallen, gestaltet sich die Suche wie beim Ü40-Dating: gibt es überhaupt noch attraktive Partner? China steht aus der Feindesliste und fällt aus, daher versucht Frau Truss jetzt mit Indien, den Gulf Cooperation Council und der Trans-Pazifische Partnerschaft anzubändeln.

Indien hat das UK dieses Jahr in der wirtschaftlichen Große überholt und weiß um seine steigende Bedeutung und die schlechte Verhandlungsposition des Königreiches. Die Trans-Pazifische Partnerschaft hat bisher keine Relevanz. Sie wird von den asiatischen Staaten als Bemühung der USA angesehen, ein Gegengewicht zu China aufzubauen. Das lassen die Länder sich bezahlen und spielen beide Seiten. Das UK hat folglich die Rolle eines Anhängsels der USA. Es verbleiben die Golfstaaten mit einem BIP von knapp 1 Billion USD, die sicherlich ein interessanter Handelspartner sind, aber die USA als eigentlichen Zielpartner mit einem BIP von ca. 23 Billionen USD nicht ersetzen können.

Die Chance im Brexit liegt in der erhöhten Flexibilität, die das UK gewonnen hat. Auf der Handelsseite hat es "Hans im Glück" gespielt und einen attraktiven Markt gegen die Chance auf Abkommen mit einigen kleineren Märkten getauscht.


Schwedische Zentralbank überrascht die Märkte

Die Riksbank hat ihren Zinssatz um einen vollen Prozentpunkt angehoben und damit die aggressivste Straffung seit fast drei Jahrzehnten vorgenommen. Damit hat sie die Markterwartungen übertroffen und Sorgen bestärkt, dass die Zentralbankpolitik auch anderer Notenbanken unterschätzt wird.

Diese Sorgen sind berechtigt. Nach einem langen fallenden Zinstrend scheint sich der Markt an die neue Situation erst gewöhnen zu müssen. Es wird in vielen Analysen mehr spekuliert, wann wieder mit Zinssenkungen gerechnet werden kann, also über welchen Zeitraum ein Umfeld erhöhter Zinsen bestehen wird. Die Zentralbankpolitik bleibt daher ein Faktor für weitere Rückschläge an den Märkten.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem EUR favorisiert. Ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.0300 - 1.0330 neutralisiert den positiven Bias des USD.

Viel Erfolg und einen guten Start in den Tag


© Christian Buntrock
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