Aktien & Schulden: 50-facher Anstieg in 50 Jahren! Wie weit werden sie fallen?
19.10.2022 | Egon von Greyerz
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Wenn also der schuldenblasenbefeuerte Markt von seinen historischen und episch überbewerteten Höhen einbricht, würde es mich nicht wundern, wenn das S&P-Kursgewinnverhältnis seinen Tiefstand von 7 aus dem Jahr 1980 noch einmal unterbietet und, wie im Chart gezeigt, sogar auf 5 fällt.
3. Dow-Gold-Verhäktnis unterwegs zu historischen Tiefs
Seit Schließung des Goldfensters 1971 hat das Dow/Gold-Verhältnis drastische Schwankungen gezeigt. Und das ist durchaus zu erwarten, wenn der Goldhandel größtenteils an schwer manipulierten Papiermärkten stattfindet. Das gesamte falsche Finanzsystem, das auf wertlosen Papieranlagen fußt, steht jetzt unter gewaltigem Druck. So sorgte beispielsweise vor zwei Wochen ein "Mini-Haushalt" in Großbritannien für einen massiven Einbruch des Pfunds und brachte den britischen Anleihemarkt an den Rand des Zusammenbruchs. Auf Bitten von Pensionsfonds musste die Bank of England den nationalen Anleihemarkt mit bis zu 65 Milliarden Pfund abstützen.
Das zeigt die Fragilität der heutigen Märkte; ein relativ kleines Ereignis kann zu einem Beinahekollaps des Finanzsystems Großbritanniens führen - und somit des gesamten globalen Systems, da alles miteinander verbunden ist. Das Problem lag, wie zu erwarten war, im 2 Billiarden schweren Derivatemarkt, den die Pensionsfonds zu Absicherung von Zinsrisiken genutzt hatten. Buchstäblich jedes heute gehandelte Finanzinstrument trägt eine große Derivatkomponente in sich.
Mit Blick auf den Dow/Gold-Chart muss man sich also vergegenwärtigen, dass der größte Teil des Dow- und Goldhandels über Derivate geschieht - und das in einem Verhältnis von 1 zu vielen Hunderten. 1980 stand das Dow/Gold-Verhältnis bei 1. Das bedeutete: Dow bei 850 Punkten und Gold bei 850 $. 1999 markierte das Verhältnis seinen Höhepunkt, als Gold im Umfeld eines starken Dow fiel. Seither ist dieses Verhältnis auf 17 oder 62% gesunken. Das bedeutet, dass Gold sehr viel besser abschnitt als der Dow.
Sollte der Dow, wie 1932, um mehr als 90% sinken, so würde man erwarten, dass das Verhältnis seine Unterstützung bei 0,5 findet. Als Beispiel: Dow 3.500 Punkte und Gold 7.000 $. Doch aufgrund der derzeit massiven Überbewertung von Aktien sowie massiven Unterbewertung von Gold ist es wahrscheinlich, dass das Verhältnis auf ein Niveau von 0,2 fällt - das Niveau des frühen 19. Jh. - oder in einer Überreaktion sogar darüber hinaus.
Wenn der Papiergoldmarkt zusammenbricht, und Gold frei aber auch mit massiver physischer Nachfrage sowie kaum verfügbaren Angebot gehandelt werden kann, würde es mich nicht überraschen, wenn wir sogar ein Verhältnis von 0,1 zu sehen bekommen. Das könnte bedeuten: Dow 3.500 Punkte und Gold bei 35.000 $.
Dieser Goldpreis würde dann auch das massive Wachstum beim Geldangebot korrekter widerspiegeln, denn Gold ist heute im Vergleich zum US-Geldangebot massiv unterbewertet, wie der Chart unten zeigt.
Prognosen: Ein hoffnungsloses Unterfangen
Prognosen bzw. Erwartungen werden definitionsgemäß immer falsch sein. Allein zukünftige Historiker werden der Welt die korrekte, retrospektive Prognose bieten können, denn die Rückschau ist die perfekteste aller Wissenschaften. Folglich sind die Vorausschätzungen von oben nur ein Anhaltspunkt, wohin es geht, wenn die größte globale Kapitalmarktblase implodiert, falls es richtig schief geht - und das wird es, so fürchte ich.
Der wichtigste Gedanke, den ich Investoren mit auf den Weg geben möchte, ist aber folgender: Die heutige Risikolage hat historische Extremstände erreicht!
Deswegen ist heute auch nicht die Zeit für Gier - in der Hoffnung, die Märkte könnten in den Himmel wachsen. Jetzt ist stattdessen Zeit für Vermögenssicherung und den Schutz dessen, was man hat. Ansonsten könnten sich Vermögen, die über mehrere Dekaden erworben wurden, in den kommenden Jahren ganz einfach auflösen. Physisches Gold und Silber haben im Verlauf der Geschichte als die ultimative Vermögensversicherung gedient. Auch dieses Mal wird es nicht anders sein.
Beim bevorstehenden Zusammenbruch des Geldsystems wird dem Vermögenserhalt eine entscheidende Bedeutung zukommen. Gemessen in kollabierendem Papiergeld können Gold und Silber unvorstellbare Höhen erreichen. Folgen Sie den inspirierenden Artikeln von Egon von Greyerz.
© Egon von Greyerz
Matterhorn Asset Management AG
Dieser Artikel wurde am 14. Oktober 2022 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.
Hinweis Redaktion: Egon von Greyerz ist Referent der diesjährigen Internationalen Edelmetall- und Rohstoffmesse, die am 4. & 5. November 2022 in München stattfindet.