Ölpreisrekord trotz steigender US-Vorräte
18.10.2007 | Eugen Weinberg
Energie
Der Ölpreis bleibt nachwievor extrem volatil. Nur wenige Minuten vor der Veröffentlichung der US-Lagerbestandsdaten ist der WTI-Preis erst einmal fast einen Dollar in die Tiefe gefallen, um direkt danach wieder um 1,20 USD zu steigen. Und die Lagerbestände sind für den Ölpreis eigentlich sehr negativ ausgefallen. Sowohl die Rohöllager stiegen mit 1,8 Mio. Barrel deutlich stärker als die vom Markt erwarteteten 750 Tsd. Barrel, als auch die Lagerbestände für Benzin (2,8 Mio. statt 400 Tsd. Barrel Plus) und sogar für Destillate (Anstieg von 1 Mio. Barrel ggü. einem erwarteten Rückgang um 700 Tsd. Barrel) waren überraschend hoch. Die Lagerbestände für Rohöl liegen nun fast 8% über dem langfristigen Durchschnitt.
Aufgrund der Wartungsarbeiten und Reparaturen sank die Kapazitätsauslastung der US-Ölraffinerien im Wochenvergleich auf 87,3%, was zunächst auf eine weiterhin geringe Rohölnachfrage hindeutet. Den Grund für den raschen Anstieg des Ölpreises, der gestern trotz der negativen Vorzeichen durch die Lagerbestandsdaten einen neuen Rekord bei 89 USD je Barrel aufgestellt hat, sollte man vielmehr in den derzeitigen geopolitischen Spannungen an der türkisch-irakischen Grenze suchen. Das türkische Parlament hat gestern wie erwartet eine Militärintervention mit großer Mehrheit genehmigt und Ministerpräsident Erdogan für ein Jahr das Recht eingeräumt, in den Nordirak reinzumarschieren. Wir denken, dass die derzeitige Reaktion des Ölpreises völlig überhitzt ist und die Risiken einer Eskalation des Konfliktes und der möglichen Angebotsstörungen derzeit überbewertet werden. Sollte sich die Nachrichtenlage in den nächsten Tagen wieder beruhigen, wird das kurzfristige spekulative Interesse schnell aus dem Markt rausgehen, was die Gefahren einer starken Korrektur sehr wahrscheinlich macht.
Erdgas bleibt derzeit von den spektakulären Geschehnissen am Ölmarkt weitgehend unbeindruckt. Heute werden die US-Erdgaslagerdaten veröffentlicht; der Marktkonsens erwartet einen Anstieg von 53 Mrd. nach einem Plus von 73 Mrd. Kubikfuß in der Vorwoche.
Edelmetalle
Der Goldpreis setzte die Konsolidierung der letzten Handelstage auf einem hohen Niveau gestern fort und fiel zwischenzeitlich bis auf 752 USD pro Unze, nachdem der Ölpreis von seinem Allzeithoch deutlich zurückgekommen war und die Aktienmärkte in den USA wieder gestiegen sind. Positive Impulse für den Goldmarkt kamen gestern wieder sowohl von der Währungsseite - der EUR/USD stieg wieder an und notiert heute Morgen bei knapp 1,424 USD - als auch von den Inflationszahlen - die US-Verbraucherpreise zogen im September im Jahresvergleich um 2,8% an. Wir denken, dass dies die Fed dennoch angsichts der schlechten Zahlen vom Bausektor und dem gestrigen Beige Book nicht von einer weiteren Zinssenkung abhalten wird und die Realzinsen in den nächsten Monaten weiter zurückgehen werden. Dies spricht für eine Fortsetzung der Goldrallye. Der hohe Marktoptimismus und die negativen Signale seitens der Goldminenaktien, die des Öfteren vorlaufender Indikator für den Goldreis sind und gestern erneut stark gefallen sind, sprechend derzeit für eine kurzfristige Korrektur.
Platin konnte heute Morgen im asiatischen Handel auf ein neues Rekordhoch klettern, nachdem gestern ein fataler Unfall zur Schließung der Mine von Northam Platinum führte. Auch in einer Mine von Anglo Platinum kam gestern ein Arbeiter ums Leben. Die größte südafrikanische Gewerkschaft bereitet sich nun auf einen Streik für bessere Sicherheitsmassnahmen vor. Die Angebotssituation bei Platin wird aufgrund der starken Nachfrage und einer Vielzahl von Versorgungsstörungen immer angespannter, worauf auch die zuletzt stark steigenden Leihraten für Platin hindeuten. Die sich häufenden Unfälle werden außerdem langfrsitig zu höheren Kosten führen. Wir bleiben für den Platinpreis positiv gestimmt.
Industriemetalle
Gestern wurden die Zahlen zum US-Bausektor veröffentlicht. Sowohl die Baubeginne, die auf den tiefsten Stand seit 1993 fielen und damit fast 50% unter dem Hoch von Anfang 2006 liegen, als auch die Baugenehmigungen fielen dabei deutlich schlechter als erwartet aus. Die Abschwächung in den USA dürfte sich fortsetzen, was zu Nachfragerückgängen für Industriemetalle wie Kupfer führen wird. Der Preis für das rote Metall, dessen von der LME erfassten Lagerbestände tagtäglich nach oben klettern, dürfte sich weiterehin abschwächen.
Bei Blei sind die Lagerbestände am gestrigen Handelstag erneut massiv um 3.775 Tonnen bzw. 14,6% gestiegen. In nur zwei Tagen nahmen die LME-Bestände um über 31% zu, die Preisreaktion blieb bis jetzt relativ verhalten. Wir halten bei Blei ein ähnliches Szenario wie bei Nickel im Sommer für wahrscheinlich und rechnen mit weiterer Konsolidierung.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Ölpreis bleibt nachwievor extrem volatil. Nur wenige Minuten vor der Veröffentlichung der US-Lagerbestandsdaten ist der WTI-Preis erst einmal fast einen Dollar in die Tiefe gefallen, um direkt danach wieder um 1,20 USD zu steigen. Und die Lagerbestände sind für den Ölpreis eigentlich sehr negativ ausgefallen. Sowohl die Rohöllager stiegen mit 1,8 Mio. Barrel deutlich stärker als die vom Markt erwarteteten 750 Tsd. Barrel, als auch die Lagerbestände für Benzin (2,8 Mio. statt 400 Tsd. Barrel Plus) und sogar für Destillate (Anstieg von 1 Mio. Barrel ggü. einem erwarteten Rückgang um 700 Tsd. Barrel) waren überraschend hoch. Die Lagerbestände für Rohöl liegen nun fast 8% über dem langfristigen Durchschnitt.
Aufgrund der Wartungsarbeiten und Reparaturen sank die Kapazitätsauslastung der US-Ölraffinerien im Wochenvergleich auf 87,3%, was zunächst auf eine weiterhin geringe Rohölnachfrage hindeutet. Den Grund für den raschen Anstieg des Ölpreises, der gestern trotz der negativen Vorzeichen durch die Lagerbestandsdaten einen neuen Rekord bei 89 USD je Barrel aufgestellt hat, sollte man vielmehr in den derzeitigen geopolitischen Spannungen an der türkisch-irakischen Grenze suchen. Das türkische Parlament hat gestern wie erwartet eine Militärintervention mit großer Mehrheit genehmigt und Ministerpräsident Erdogan für ein Jahr das Recht eingeräumt, in den Nordirak reinzumarschieren. Wir denken, dass die derzeitige Reaktion des Ölpreises völlig überhitzt ist und die Risiken einer Eskalation des Konfliktes und der möglichen Angebotsstörungen derzeit überbewertet werden. Sollte sich die Nachrichtenlage in den nächsten Tagen wieder beruhigen, wird das kurzfristige spekulative Interesse schnell aus dem Markt rausgehen, was die Gefahren einer starken Korrektur sehr wahrscheinlich macht.
Erdgas bleibt derzeit von den spektakulären Geschehnissen am Ölmarkt weitgehend unbeindruckt. Heute werden die US-Erdgaslagerdaten veröffentlicht; der Marktkonsens erwartet einen Anstieg von 53 Mrd. nach einem Plus von 73 Mrd. Kubikfuß in der Vorwoche.
Edelmetalle
Der Goldpreis setzte die Konsolidierung der letzten Handelstage auf einem hohen Niveau gestern fort und fiel zwischenzeitlich bis auf 752 USD pro Unze, nachdem der Ölpreis von seinem Allzeithoch deutlich zurückgekommen war und die Aktienmärkte in den USA wieder gestiegen sind. Positive Impulse für den Goldmarkt kamen gestern wieder sowohl von der Währungsseite - der EUR/USD stieg wieder an und notiert heute Morgen bei knapp 1,424 USD - als auch von den Inflationszahlen - die US-Verbraucherpreise zogen im September im Jahresvergleich um 2,8% an. Wir denken, dass dies die Fed dennoch angsichts der schlechten Zahlen vom Bausektor und dem gestrigen Beige Book nicht von einer weiteren Zinssenkung abhalten wird und die Realzinsen in den nächsten Monaten weiter zurückgehen werden. Dies spricht für eine Fortsetzung der Goldrallye. Der hohe Marktoptimismus und die negativen Signale seitens der Goldminenaktien, die des Öfteren vorlaufender Indikator für den Goldreis sind und gestern erneut stark gefallen sind, sprechend derzeit für eine kurzfristige Korrektur.
Platin konnte heute Morgen im asiatischen Handel auf ein neues Rekordhoch klettern, nachdem gestern ein fataler Unfall zur Schließung der Mine von Northam Platinum führte. Auch in einer Mine von Anglo Platinum kam gestern ein Arbeiter ums Leben. Die größte südafrikanische Gewerkschaft bereitet sich nun auf einen Streik für bessere Sicherheitsmassnahmen vor. Die Angebotssituation bei Platin wird aufgrund der starken Nachfrage und einer Vielzahl von Versorgungsstörungen immer angespannter, worauf auch die zuletzt stark steigenden Leihraten für Platin hindeuten. Die sich häufenden Unfälle werden außerdem langfrsitig zu höheren Kosten führen. Wir bleiben für den Platinpreis positiv gestimmt.
Industriemetalle
Gestern wurden die Zahlen zum US-Bausektor veröffentlicht. Sowohl die Baubeginne, die auf den tiefsten Stand seit 1993 fielen und damit fast 50% unter dem Hoch von Anfang 2006 liegen, als auch die Baugenehmigungen fielen dabei deutlich schlechter als erwartet aus. Die Abschwächung in den USA dürfte sich fortsetzen, was zu Nachfragerückgängen für Industriemetalle wie Kupfer führen wird. Der Preis für das rote Metall, dessen von der LME erfassten Lagerbestände tagtäglich nach oben klettern, dürfte sich weiterehin abschwächen.
Bei Blei sind die Lagerbestände am gestrigen Handelstag erneut massiv um 3.775 Tonnen bzw. 14,6% gestiegen. In nur zwei Tagen nahmen die LME-Bestände um über 31% zu, die Preisreaktion blieb bis jetzt relativ verhalten. Wir halten bei Blei ein ähnliches Szenario wie bei Nickel im Sommer für wahrscheinlich und rechnen mit weiterer Konsolidierung.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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