Mittelstandsvernichtung
13.11.2022 | Prof. Dr. Eberhard Hamer
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Kein Wunder, wenn deshalb die Jugend zur bloßen Beschäftigung statt zu produktiver Arbeit drängt und wir hunderttausende unproduktiver Ideologie-Studenten trotz ebenso hunderttausend offener Lehrlingsstellen haben. Lehrlinge auszubilden war zu über 80% immer schon die Leistung der mittelständischen Betriebe. Inzwischen aber werden diese fachlich und auf Leistung ausgebildeten Mitarbeiter den mittelständischen Betrieben systematisch von Staat und Konzernen mit höherem Lohn für unproduktivere Beschäftigungen abgeworben, so dass immer größerer Fachkräftemangel im Mittelstand entstanden ist. Dies merken bereits heute die Konsumenten für die häuslichen Reparaturen. Diese werden immer teurer, knapper, viele Handwerksbetriebe können sie nicht mehr durchführen, ihnen fehlen die qualifizierten Mitarbeiter. Den Reparaturstau und Fehlschaden hat das Mittelstandsinstitut auf jährlich über 6 Milliarden Euro geschätzt.
Der größte Kostenhammer aber ist für unsere Betriebe durch die Energiekrise entstanden. Inzwischen haben sich die Energiekosten der Betriebe verdrei- oder vervierfacht, sind sie acht- bis zehnmal so hoch wie die der internationalen Konkurrenz, z. B. in den USA.
Neben den Personalkosten sind die Energiekosten schon immer ein existenzentscheidender Posten für viele mittelständische Branchen gewesen und hatten wir jahrzehntelang das Glück, durch die Lieferung billigen russischen Gases stabile billige Energie für unsere Betriebe zu haben.
Aus Russland-Hass hat eine von den USA getriebene EU-Kommission mit deutscher Zustimmung das billige russische Gas gekündigt ("auf ewig" - Baerbock), ohne der auf die Energie angewiesenen Wirtschaft Alternativen zu bieten. Man hat sogar die Alternativen der Atomenergie und der Kohle ebenfalls gestoppt. Eine ökonomische Narrenschar Regierender hat also die wirtschaftlichen Grundlagen unserer Betriebe mutwillig und langfristig zerstört und damit nicht nur die Verfügbarkeit, sondern auch den Preis der Energie für unsere Betriebe unbezahlbar gemacht.
Als die Täter merkten, welchen Schaden sie angerichtet hatten, haben sie Entlastungsgeschenke nur für die unproduktiven Bevölkerungsgruppen (Rentner, Studenten, Hartz-IV-Bezieher) beschlossen, mit keinem Gedanken aber an die Existenz unserer mittelständischen Betriebe gedacht, sondern ihnen nur geraten, sie müssten "dann eben aufgeben" (Habeck).
Der Autor weiß aus vielen Gesprächen, was es heißt, wenn ein Unternehmer mit den Erträgen seines Betriebes die Kosten nicht mehr auffangen kann, also in die Verluste gerät. Sofort stürzen sich Finanzamt, öffentliche Kassen, Versicherungen, Banken und Gläubiger zusätzlich auf den Betrieb, auf das Vermögen des Inhabers und vernichten beide.
Nur Unternehmer haften nämlich in unserer Wirtschaft persönlich für alles und mit der höchsten Dauer (30 Jahre). Niemand anderes haftet so stark, so umfangreich und so lange in unserer Gesellschaft. Wir werden also bald hunderttausende oder sogar eine Million Unternehmer haben, die ihren Untergang nicht eigenen Fehlern, sondern den mutwilligen Fehlern einer ideologischen Regierung verdanken, aber dafür persönlich büßen müssen, während die Regierungstäter mit Spitzenpensionen auch dann noch gefüttert werden, wenn der Wähler sie aus dem Amt jagt.
Die tragische Situation des Mittelstandes ist nicht nur die, dass er bisher von den Randgruppen nach oben (Konzerne) und unten (Sozialpotenzial) ausgebeutet wurde, sondern dass er auch darüber hinaus als größter Leistungsträger unseres Volkes am meisten durch Abgaben um seine eigene Leistung betrogen - ausgeplündert - wurde ¹ und dass nun mehr als 1 Million Unternehmer nicht wegen eigener Fehler, sondern trotz eigener Tüchtigkeit wegen der Fehler unserer Regierung (Sanktionen, Billiggaskündigung an Russland, Verhinderung von Alternativenergie, bürokratische Strangulierung) aufgeben müssen.
Der Verlust von 1 Millionen Unternehmen würde uns in den nächsten zwei Jahren
- ein Viertel unserer produktiven, werteschaffenden Wirtschaftspotenzials kosten,
- mehr als 4 Millionen zusätzliche Arbeitslose schaffen,
- das Sozialprodukt um mehr als 10% senken, uns also alle ärmer machen,
- die öffentlichen Einnahmen um ca. 20% vermindern
- und damit auch den verfetteten Staat zum Abschlanken um mindestens 10 % zwingen,
- dafür die Sozialausgaben um etwa 16% steigern,
- statt Üppigkeit eine Mangelwirtschaft mit sinkenden Realeinkommen, sinkender materieller, gesellschaftlicher und gesundheitlicher Versorgung entstehen lassen ².
Schon in den 30er Jahren des vorherigen Jahrhunderts ist der Mittelstand durch staatliche Fehler (Überschuldung) um ein Drittel reduziert worden, in ein soziales Loch gefallen und hat sich, weil die Parteien ihm nicht helfen wollten, radikalisiert. Unternehmer und ihre Mitarbeiter, die durch eine ideologische, wirtschaftsfremde, fremdgesteuerte und chaotische Politik ihre Betriebe und Existenzen verloren haben, werden dann auch künftig nicht mehr ruhig bleiben.
© Prof. Dr. Eberhard Hamer
Mittelstandsinstitut Niedersachsen e.V.
¹ Vgl. Hamer/Jörgens "Wer ist Mittelstand?", Hannover 2021, S. 168 ff.
² Z.B. Defizit an Reparaturbetrieben der Wirtschaft und Gesellschaft, Reduktion des Gesundheitssystems, Sozialbetrug wird wieder Straftat, Subventionen an Sub-Konzerne und Ausland werden fallen