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Konjunkturrisiken bremsen den Rohstoffpreisanstieg

22.10.2007  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise kamen am Freitagnachmittag, nachdem neue Allzeithochs markiert wurden, stark unter Druck. Die Schwäche am US-Aktienmarkt, die unter anderem auf das 20-jährige Jubiläum des "schwarzen Montags" vom 19. Oktober 1987 zurückzuführen ist - die Umstände damals weisen einige Ähnlichkeiten mit der aktuellen Situation auf, wie z.B. den hohen Ölpreis und zunehmende Inflationsängste – drückte am Nachmittag zusätzlich auf den Ölmarkt. Der Preis für Rohöl der Sorte WTI verlor am Freitag nach einem neuen Allzeithoch bei 90,07 USD rund 2% und setzte seine Talfahrt heute Morgen fort. Brentöl notiert heute ebenfalls schwächer.

Am Wochenende spitze sich die Lage an der türkisch-irakischen Grenze weiter zu. So kam es gestern zu Gefechten, die zu schweren Verlusten auf beiden Seiten geführt haben. Während eine Intervention der Türkei immer realistischer scheint, hat das irakische Parlament am Sonntag die türkischen Pläne verurteilt. Gestern wurden im Süden Nigerias auf einer Bohrplattform von Royal Dutch Shell sieben Arbeiter entführt. Die zahlreichen geopolitischen Spannungen, die durchaus die Ölversorgung beeinträchtigen könnten, sehen wir derzeit als ausreichend eskomptiert an und rechnen mit einer Fortsetzung der Korrektur am Ölmarkt in den kommenden Tagen. Für den Anstieg waren aus unserer Sicht hauptsächlich spekulative Kräfte verantwortlich. Die Netto Long-Positionen der Großspekulanten an der NYMEX haben sich per 16. Oktober im Wochenvergleich um 18 Tsd. Kontrakte auf nun knapp 88 Tsd. Kontrakte ausgeweitet.

Bei Erdgas kam es im Zuge der kleinen Kurserholung laut CFTC zu einer marginalen Reduktion der netto Short-Positionen der Großspekulanten um knapp 3,5 Tsd. Kontrakte auf 56 Tsd. Kontrakte. Das Kurspotenzial bei Erdgas bleibt nachwievor sehr hoch.


Edelmetalle

Der Goldpreis gab am Freitag im Zuge der fallenden Ölpreise leicht nach. Sogar das neue Allzeithoch bei EUR/USD konnte heute Morgen keine starken positiven Impulse mehr liefern. Wir führen dies auf eine enorme Ausweitung des spekulativen Interesses hin, was kurzfristig einen weiteren Anstieg bremsen dürfte, da die meisten bereits positiv gestimmt bzw. positioniert sind. Die Anzahl Netto Long-Kontrakte nahm in einer Woche um 11 Tsd. auf das Rekordniveau von 201 Tsd. Kontrakten zu, was auf eine ungesunde spekulative Überhitzung hindeutet.

Wir sehen derzeit einige Parallelen zur Hausse aus dem Jahre 2005. Zwar hatten damals am 21. Oktober 2007 die Netto Long-Positionen der Großspekulanten ein neues Rekordniveau von 170 Tsd. Kontrakte erreicht, jedoch hat sich die Hausse nach einer kurzfristigen Verschnaufpause fortgesetzt und der Preis stieg bis Mai 2006 um über 50%. Die Ausweitung der Positionen hat lediglich signalisiert, dass sich neue Akteure an den Markt getraut haben. Ähnlich dürfte es auch diesmal verlaufen, das Interesse an der stabilen Alternativwährung Gold, die außerdem Schutz gegen steigende Inflation und hohe geopolitische Risiken bietet, nimmt derzeit offensichtlich stark zu und erreicht bereits auch aufgrund medialen Interesses breite Massen der Bevölkerung.

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Der russische Finanzminister Alexei Kudrin sagte gestern in New York, dass er einen Rückgang beim Goldpreis wegen einer Angebotsausweitung durch das Natalka Feld in Russland für möglich halte. Dieses Goldvorkommen verfügt über Ressourcen in Höhe von 40,8 Mio. Unzen und sollte jährlich rund 1 Mio. Unzen produzieren. Wir teilen diesen Optimismus nicht. Die meisten Minenprojekte haben derzeit trotz der Rekordpreise oft mit Verzögerungen, hohen Investitions- und Produktionskosten und operativen Problemen zu kämpfen. So ging in Peru im August die Goldproduktion um 19% auf 13,2 Tonnen zurück.

Der Silberpreis konnte den letzten Anstieg bei Gold nicht mitmachen und verharrt weiterhin unter 14 USD. Die Netto Long-Positionen der Großspekulanten blieben im Wochenvergleich nahezu unverändert bei ca. 28 Tsd. Kontrakten. Wir billigen dem Silberpreis mittel- bis langfristig trotz seines primär industriellen Charakters noch höheres Potenzial zu al Gold.


Industriemetalle

Wir sehen bei Kupfer, Blei und Nickel derzeit einen erheblichen Korrekturbedarf. Vor allem der Bleipreis, der sich zuletzt, immun gegen stark zunehmende Lagerbestände erwies – in nur 1 Woche nahmen diese um 50% zu – dürfte bald stark unter Druck kommen. Bei Kupfer ziehen die Lagerbestände auch wieder an, was auf eher verhaltene Nachfrage hindeutet. Die Produktion wird derzeit stark ausgeweitet. In Peru stieg die Kupferproduktion im August um 28% auf ein Rekordniveau von 109 Tsd. Tonnen, nachdem peruanische Tochter von Freeport McMoRan Copper & Gold die Förderung verdreifachte. Auch der Nickelpreis dürfte bald wieder fallen, das Niveau von über 30.000 USD je Tonne erweist sich derzeit für den Edelstahlhersteller offensichtlich als zu hoch.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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