Bitcoin - Preis reagiert kaum noch auf schlechte Nachrichten
09.12.2022 | Florian Grummes
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Bei Kursen von derzeit knapp 17.000 USD für einen Bitcoin und rund 1.780 USD für eine Feinunze Gold, muss man für einen Bitcoin rund 9,5 Unzen Gold bezahlen. Andersherum gesagt kostet eine Feinunze Gold aktuell ca. 0,106 Bitcoin.Das Bitcoin/Gold-Ratio scheiterte vor einem Monat exakt an der Abwärtstrendlinie und rutschte zügig auf ein neues Tief bei 8,93. Seitdem kriecht das Ratio seitwärts, ohne dass man von einer Trendwende sprechen könnte. Sollte die Unterstützung zwischen 9,75 und 8,5 nicht halten, liegt der nächste Support erst zwischen 6,75 und 6. Bei 7,13 wartet zuvor noch das 61,8%-Retracement der vorangegangenen Aufwärtsbewegung. Die Wochenstochastik ist stark überverkauft und hätte viel Platz nach oben.
Zusammengefasst befindet sich das Bitcoin/Gold-Ratio weiterhin in einem klar etablierten Abwärtstrend und Trendwende-Signale sind (noch) Mangelware. Mit einem Anstieg über 11,5 wäre zumindest der Abwärtstrend gebrochen, womit eine größere Erholung in Richtung 13 und 16 möglich werden würden.
6. Makro-Update - Starke Erholung in allen Sektoren ist trügerisch
US-Notenbankbilanz vom 30. November 2022. Quelle: Holger Zschaepitz
Die restriktive Geldpolitik der US-Notenbank setzt in diesem Handelsjahr alle Sektoren unter starken Verkaufsdruck. Dabei traf es den Krypto-Sektor am härtesten. Neben den deutlich gestiegenen US-Zinsen ist es vor allem die Bilanzreduzierung, mit der die FED den Märkten Liquidität entzieht. Zuletzt schrumpfte die US-Notenbankbilanz um weitere 37 Mrd. USD und erreichte mit 8.584,6 Mrd. USD den niedrigsten Stand seit dem November 2021. Die US-Notenbankbilanz entspricht nun 33,4% des US-BIP.
EZB-Notenbankbilanz vom 2. Dezember 2022. Quelle: Holger Zschaepitz
Auch in der Euro-Zone bemühen sich die Zentralbanker um einen Schuldenabbau. Hier schrumpfte die Bilanz in der vergangenen Woche um 500 Mio. EUR, wodurch die Gesamtaktiva nun bei 8.470,9 Mrd. EUR liegen. Dies entspricht rund 66% des BIP der Eurozone.
Nachdem die Finanzmärkte bis in den Oktober hinein in allen Bereichen starke Verluste verzeichnen mussten, war die Stimmung schließlich so schlecht, dass es in den letzten zwei Monaten zu einer gewaltigen Erholung durch Leerverkaufseindeckungen kam. Sowohl die Aktienmärkte als auch die Edelmetallpreise konnten sich so auf breiter Front erholen, während der stark überkaufte US-Dollar korrigierte.
Die Verbraucherstimmung ist jedoch im Keller und die zunehmenden Massenentlassungen werden der Realwirtschaft in den kommenden Monaten stark zusetzen und das Vertrauen weiter untergraben. Im Gesamtkontext erscheint die Erholung an den Märkten daher übertrieben bzw. trügerisch. Schon in der kommenden Woche könnte der anstehende FOMC-Zinsentscheid für einen Dämpfer sorgen und die Erholung der letzten Wochen auf eine weitere Bärenmarktrally zurechtstutzen.
Wir befürchten weiterhin, dass vor allem die FED ihre restriktive Geldpolitik übertrieben hat und deren Konsequenzen in den kommenden Monaten weitere Verwerfungen an den Finanzmärkten nach sich ziehen wird. Es bleibt daher bei unserer grundsätzlichen "Risk-Off" Einstelllung.
7. Fazit: Bitcoin - Preis reagiert kaum noch auf schlechte Nachrichten
Während der ehemalige FTX-CEO Sam Bankman Fried (SBF) versucht sich mittels einer Interviewtour durch die US-Medien auf Fahrlässigkeit zu berufen, befindet sich der Krypto-Sektor in einer ausgewachsenen "Midlife-Crisis". Dank SBF und dem Zusammenbruch von FTX, einer der größten Krypto-Börsen der Welt, ist das Vertrauen in die digitalen Vermögenswerte und die Menschen dahinter auf einen historischen Tiefstand gefallen. Die US-Behörden haben es bislang versäumt, SBF für seinen rücksichtslosen Betrug zur Rechenschaft zu ziehen.
Gleichzeitig wäre jetzt aber der Moment und die einmalige Chance für die Krypto- und Blockchain-Community, reinen Tisch zu machen und den Weg für neue Innovationen freizumachen, um intelligente und effiziente Lösungen für reale Probleme schaffen. Die Branche muss weg von Spekulation auf Pump und Hype und hin zu einer verantwortungsvollen Herangehensweise, die das wahre Versprechen der Blockchain-Technologie einlöst. Die Revolution der Transparenz und Rechenschaftspflicht sowie tatsächliches Eigentum, welches eine gerechtere, effizientere und integrativere Weltwirtschaft ermöglicht.
Der Bitcoin steht weiterhin genau dafür und erscheint bei Kursen um 17.000 USD langsam aber sicher wieder attraktiv. Zwar ist es gut möglich, dass sich eine Bodenbildung noch einige Monate hinzieht und dabei auch nochmals tiefere Kurse bzw. neue Tiefstände gesehen werden. Zuletzt reagierten die Bitcoin-Notierungen aber kaum noch auf neue Hiobsbotschaften und Pleiten. Sowohl die Überraschungen als auch die Chancen liegen daher ab jetzt auf der Oberseite.
© Florian Grummes
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