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Zyklen im Öl-Bullenmarkt

24.10.2007  |  Adam Hamilton
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Einer der unterhaltsamsten Aspekte dieses Öl-Bullenmarktes ist es für mich, den Tradern und Analysten zuzuhören, die auf CNBC darüber berichten. Immer wenn der Ölpreis neue Hochs in seinem Bullenmarkt erlebt, finden sie unumstößliche Argumente, warum der Ölpreis nur noch nach oben gehen kann. Anstatt die harten Fakten aus der Geschichte zu beachten und sich konträr zu positionieren, wenn die Gier Überhand nimmt, reflektieren sie einfach nur die generelle Marktstimmung.

Dieser faszinierende Öl-Chart hat jedoch keinen emotionalen Hintergrund. Er zeigt zweifellos einen mächtigen säkularen Bullenmarkt, der allerdings weit von einem sanften, geradlinigen Anstieg entfernt ist. Öl ist zwar in sehr starken und profitablen Aufschwüngen gestiegen, aber jeder dieser Aufschwünge war gefolgt von einer harten und schnellen Korrektur. Wenn sich ein Aufschwung seiner Spitze nähert, werden die generelle Gier und Aufregung einfach zu groß. Sobald sich jeder interessierte Investor in einen Sektor eingekauft hat, überwiegen die Gewinnmitnahmen die gierigen Käufe und erzwingen somit einen starken Rückschlag.

Die 9 abgeschlossenen Aufschwünge in diesem Öl-Bullenmarkt waren unglaublich. Sie reichten von schnellen Anstiegen um 25% bis hin zu Monster-Anstiegen um fast 70%. Insgesamt erreichten sie durchschnittliche Gewinne von jeweils 45% in weniger als 5 Monaten. Die riesigen potentiellen Gewinne, die sich in den letzten sechs Jahren so oft geboten haben, zeigen, warum die Trader in diesen Öl-Bullenmarkt derart verliebt sind. Unser aktueller zehnter Aufschwung ist in diesen Berechnungen noch nicht berücksichtigt. Bevor er kein klares Hoch gebildet hat, müssen wir seine Anstiege als provisorisch betrachten.

Die unvermeidliche Folge auf diese Aufschwünge sind die ebenso regelmäßigen Korrekturen. Sie reichten von einigermaßen moderaten Rückgängen um 15% bis hin zu massiven Einbrüchen um mehr als 30%. 15 bis 30% erscheinen nun vielleicht nicht gerade apokalyptisch, aber bedenken Sie, dass Futures-Trader mit den Margins einem großen Hebel ausgesetzt sind. Diese Korrekturen werden, falls sie von den Tradern nicht erwartet wurden, durch diese Margins kräftig verstärkt. Insgesamt führten die Korrekturen zu einem durchschnittlichen Preisrückgang um jeweils 22% in nur 2 Monaten. Sollte heute eine solche, durchschnittliche Korrektur eintreten, würde der Ölpreis noch vor Weihnachten unter 68 $ fallen.

Die historische Entwicklung im bisherigen Bullenmarkt ist also vollkommen klar. Der Ölpreis steigt in mächtigen Aufschwüngen schnell an, aber auf diese Anstiege folgen die unvermeidlichen Korrekturen, die die weit verbreitete Gier, die der Anstieg hervorgerufen hat, wieder aus dem Markt nehmen. Einen Aufschwung ohne Korrektur gibt es genauso wenig, wie eine einseitige Münze. Dies liegt ganz einfach in der Natur der Finanzmärkte, da sie ständig von Gier und Angst gezogen und wieder gebremst werden.

Nehmen wir unseren aktuellen Aufschwung. Bis zu dieser Woche ist er seit Jänner um phänomenale 71% in nur 9 Monaten gestiegen! Angesichts des gigantischen weltweiten Ölmarktes sind derart rasche Gewinne wirklich außergewöhnlich. Nachdem sie einen solchen Monster-Anstieg erlebt haben, scheinen die Trader heute überzeugt zu sein, dass Öl unbesiegbar ist. Aufgrund seiner starken Fundamentaldaten und der immerwährenden geopolitischen Gefahren im Mittleren Osten sehen sie heute kein Risiko für eine Korrektur.

Bevor ich meine Untersuchungen begann, dachte ich, dass unser aktueller, zehnter Aufschwung von Öl der größte im bisherigen Bullenmarkt wäre. Dies ist zwar technisch gesehen richtig, aber dieser Aufschwung ist von den Grenzen, die seine Vorgänger gezogen haben, nicht allzu weit entfernt. Beginnend von seinem Tief von Ende 2001 stieg der Ölpreis in weniger als 6 Monaten um 68% an. Dann, in den Jahren 2003 und 2004, folgte eine weitere Rallye des Königs der Rohstoffe um 68% in 13 Monaten. Was also große Aufschwünge des Ölpreises betrifft, ist der heutige Anstieg um 71% nicht allzu weit von seinen Vorgängern entfernt.

Interessanterweise waren die Korrekturen nach diesen früheren, sehr großen Anstiegen verhältnismäßig klein. Auf Aufschwung Nummer 1 folgte eine Korrektur um 18% in knapp unter einem Monat und auch nach Aufschwung Nummer 4 gab es nur eine Korrektur um 16% in weniger als einem Monat. Kleinere, aber stärkere Rückschläge können genauso viel dazu beitragen, eine hyper-optimistische Marktstimmung wieder abzukühlen, wie längere, aber langsamere Korrekturen. Diese Korrekturen enden, sobald die Angst die Gier überwiegt und die meisten Verkäufer bereits verkauft haben. Wenn Öl heute in einem ähnlichen Ausmaß korrigieren würde, würden wir noch vor Thanksgiving einen Preis von 72 $ erleben.

Der entscheidende Punkt ist nicht ein spezifisches Kursziel oder eine bestimmte Dauer einer Korrektur, sondern die Tatsache, dass nach großen Aufschwüngen eine Korrektur unvermeidlich ist. Trader, die heute das Risiko einer solchen Korrektur nicht beachten, könnten große Schwierigkeiten bekommen, da die Rückgänge des Ölpreises tendenziell scharf und schmerzhaft sind. Je weniger man einen solchen Rückgang erwartet und je aufregender Öl mittelfristig erscheint, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit für eine plötzliche Korrektur.





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