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Zyklen im Öl-Bullenmarkt

24.10.2007  |  Adam Hamilton
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Die letzte Korrektur des Ölpreises liefert uns dafür ein exzellentes Beispiel. Im Juli 2006 stieg Öl aufgrund geopolitischer Gefahren im Mittleren Osten sowie Angebotsstörungen, wie zum Beispiel die Korrosionsprobleme an den Prudhoe Bay-Pipelines, auf 77 $. Viele Trader, zu denen ich mich leider ebenfalls zählen muss, waren sehr bullisch, da Öl gegen Ende der Hurrikan-Saison im August und September tendenziell saisonal stark ist. Öl schien bereit für einen weiteren Anstieg in den folgenden ein oder zwei Monaten, bevor es zur Korrektur kommen sollte. Dem war leider nicht so.

Obwohl Öl im Juli 2006 technisch gesehen nicht überkauft war und dieser 9. Aufschwung nur um 34% gestiegen war, war die allgemeine Euphorie zu groß geworden und Öl korrigierte. Diese besonders brutale Korrektur war die schlimmste im bisherigen Bullenmarkt. Öl brach in etwas mehr als 6 Monaten um fast 35% ein, bevor sein Preis schließlich Mitte Jänner dieses Jahres sein Tief bei 50 $ erreicht hatte. Dies traf nicht nur Futures-Trader, sondern auch die Trader von Öl-Aktien. Wir hielten damals eine Reihe von Call-Optionen auf Öl-Aktien, die mit Verlusten ausliefen.

Diese 9. Öl-Korrektur war umso bemerkenswerter, da sie die oben eingezeichnete Unterstützung des Ölpreises problemlos durchbrach. Abgesehen von den Trading-Verlusten war das aus akademischer Sicht eigentlich eine sehr amüsante Lektion. Da der neueste CRB-Rohstoffindex stark von Öl dominiert wird, krochen die Untergangs-Prediger aus ihren Löchern hervor, um Ende 2006 das Ende der verschiedensten Rohstoff-Bullenmärkte zu erklären. Viele ihrer bärischen Theorien beruhten auf dem neu überarbeiteten CRB-Index, der mit dem historischen CRB, mit dem er von diesen Leuten so unbekümmert verglichen wurde, absolut nichts mehr zu tun hatte.

Eine Korrektur in einem säkularen Bullenmarkt, egal wie scharf oder technisch bedenklich sie auch sein mag, bedeutet aber nicht das Ende des Bullenmarktes. Alles was sie aufzeigt ist, dass die allgemeine Angst auf ein nicht nachhaltiges Extrem angestiegen ist, was zu Verkäufen in unbegründeter Höhe führte. Solange die zugrunde liegenden weltweiten Fundamentaldaten aus Angebot und Nachfrage noch intakt sind, ist es egal, wie verrückt eine beliebige Korrektur sich auch entwickeln mag. Der größte Fehler, den Trader gegen Ende einer Korrektur machen, ist zu glauben, dass die Fundamentaldaten nicht mehr halten. Der viel plausiblere Grund ist jedoch die von Angst getriebene Marktstimmung.

Da Öl im Jänner derart ausverkauft wurde, sollte uns die darauf folgende, enorme Rallye als Reaktion auf diesen Einbruch nicht allzu sehr überraschen. Der Großteil seines neuesten, 10. Aufschwungs fand, wie wir im obigen Chart sehen können, unterhalb des alten Aufwärts-Trendkanals statt. Tatsächlich brachte der Anstieg von knapp über 50 $ auf knapp unter 75 $ den Ölpreis lediglich zurück auf seine alte, untere Unterstützungslinie. Seine alte Widerstandslinie, die die letzten 5 Aufschwünge immer wieder abprallen ließ, ist nun im unteren 90 $-Bereich. Dies ist offensichtlich nicht viel höher als unser heutiger Preis.

Aber auch wenn der beeindruckende Lauf von Öl dieses Jahr größtenteils als Reaktion auf die Angst-gesteuerte Korrektur von Mitte Jänner betrachtet wird, können die unerbittlichen Gier-Angst-Wellen damit nicht bestritten werden. Egal ob diese Rallye nun vollends fundamental begründet war oder nicht, ist Öl in 9 Monaten um 71% gestiegen und die Trader sind heute extrem euphorisch. Wenn jeder gierig wird ist die Zeit, wenn plötzlich eine Korrektur auftritt und die unaufmerksamen Optimisten in die Falle gehen.

Die These, dass Öl bald sein Hoch erreichen und bald darauf scharf korrigieren sollte, wird dadurch unterstützt, dass dieser Rohstoff derzeit technisch stark überkauft ist. Eines meiner bevorzugten technischen Tools ist ein einfaches Konzept, dass ich Relativität nenne. In den Gier-gesteuerten Aufschwüngen eines Bullenmarktes ziehen die Preise weit über ihre 200-Tages-Linie an. Danach, in den Angst-gesteuerten Korrekturen, fallen die Preise zurück unter ihre 200-Tages-Linie. Die Gier oder Angst, die zu einem bestimmten Zeitpunkt im Markt vorherrscht, kann also daran gemessen werden, wo ein Preis relativ zu seiner 200-Tages-Linie handelt.

Dieser nächste Chart zeigt den Öl-Bullenmarkt im Vergleich zu relativem Öl, also dem Ölpreis dividiert durch seine 200-Tages-Linie. Dieser rOil-Wert ist als rote Linie eingezeichnet. Nach 9 großen Aufschwüngen und Korrekturen seit Ende 2001 hat dieser Wert eine horizontale Trading-Range definiert. Indem wir untersuchen, wie weit sich Öl in den vergangenen Aufschwüngen von seiner 200-Tages-Linie entfernen konnte, bevor die Gier zu groß wurde, können wir ein besseres Verständnis der Wahrscheinlichkeiten für eine heutige Korrektur bekommen.

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Relatives Öl erklärt einfach den Ölpreis als konstantes Vielfaches seiner 200-Tages-Linie. Ein Wert von 1,25 bedeutet zum Beispiel, dass der Ölpreis beim 1,25-fachen seiner 200-Tages-Linie handelt. Interessanterweise liegen die Hochs der einzelnen Aufschwünge innerhalb eines bestimmten Bullenmarktes tendenziell in einem bestimmten Bereich dieses Vielfachen. Im Fall von Öl ist es das 1,26-fache. Während die 9 großen Aufschwünge vor diesem aktuellen Anstieg ihre Hochs zwischen dem 1,15-fachen und dem 1,37-fachen der 200-Tages-Linie von Öl erreichten, lag der durchschnittliche relative Wert dieser Hochs bei 1,261.





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