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Zinssenkung: Partylaune am Rohstoffmarkt

01.11.2007  |  Eugen Weinberg
Die Fed hat gestern Abend wie vom Markt erwartet die Zinsen um 25 Basispunkte auf 4,5% gesenkt. Dies löste eine wahre Rallye an den Finanzmärkten aus. Der Euro konnte kurzfristig über 1,45 USD klettern und gab den nötigen Impuls für die Rohstoffmärkte. Die Tatsache, dass die US-Wirtschaft im dritten Quartal mit einem Wachstum von annualisiert 3,9% gegenüber Vorquartal - der stärkste Anstieg seit Anfang 2006 - unerwartet robust blieb, trug ebenfalls zur guten Stimmung bei.


Energie

Am Ölmarkt gab es gestern neben dem schwachen US-Dollar noch ein wei-teren wichtigen Impuls: Die Lagerbestandsdaten. Laut DOE fielen die US-Rohöllagerbestände im Wochenvergleich abermals überraschend um 3,9 Mio. Barrel, der Markt rechnete mit einer Zunahme von 400 Tsd. Barrel. Die Benzinlagerbestände stiegen unerwartet um 1,3 Mio. Barrel, der Konsens lag hier bei einem Rückgang um 200 Tsd. Barrel. Die Lagerbestände bei den Destillaten stiegen ebenfalls um 808 Tsd. Barrel, hier hatte der Markt mit einem Rückgang von 1 Mio. Barrel gerechnet. Der Preis für Rohöl der Sorte WTI sprang unmittelbar nach Bekanntgabe der Zahlen um über 2 USD nach oben und markierte heute Morgen bei 96,24 USD ein neues Allzeithoch. Brentöl konnte ebenso kräftig gewinnen und notiert aktuell über 91 USD. Die Rohöllagerbestände liegen somit auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren.

Besonders prekär daran ist, dass der Rückgang fast ausschliesslich auf die um 3,1 Mio. Barrel gefallenen Lagerbestände in Cushing, dem Lieferpunkt für WTI, zurückzuführen ist. Der staatliche mexikanische Ölkonzern Pemex meldete, dass man nach den Ausfällen vergangener Woche gestern wieder Öl in Höhe von 800 Tsd. Barrel exportiert habe und heute die Exporte um weitere 300 Tsd. Barrel steigern werde. Darüber hinaus teilte man mit, dass durch den Sturm vergangene Woche ein größerer Teil der Förderung beeinträchtigt wurde als zuvor bekannt gegeben. Dies sollte sich in den US Lagerzahlen der nächsten Woche niederschlagen. Das starke Wirtschaftswachstum in den USA, dem größter Ölverbraucher der Welt, heizte die gute Stimmung bei den Bullen zusätzlich an. Das Erreichen der 100 USD Marke wird immer wahrscheinlicher, wobei wir dies für aktuell nicht fundamental nachvollziehbar erachten und dementsprechend das Korrekturrisiko für sehr hoch halten.

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Am Uranterminmarkt kam es gestern zu kräftigen Aufschlägen, nachdem Uranium One seine Produktionsziele für das nächste Jahr deutlich nach unten korrigierte. Der nächstfällige Kontrakt stieg gestern bis auf 98 USD, der Spotpreis notiert derzeit bei 85 USD je Pfund. Wir rechnen damit, dass das Angebot am Uranmarkt in den nächs-ten Jahren unter den Erwartungen liegen sollte und der Uranpreis bald wieder auf 100 USD je Pfund steigen wird.



Edelmetalle

Der Goldpreis setzte gestern seine Aufwärtsbewegung eindrucksvoll fort und konnte mit 799,54 USD bis an die magische 800er Marke heranlaufen. Der schwache US-Dollar, die Stärke des Ölpreises und die gestrige Zinssenkung sorgen bei Gold weiterhin für ein sehr bullisches Umfeld. Der Goldminenindex HUI konnte gestern stark zulegen und signalisierte mit einem neuen Allzeithoch, dass die Investoren weiterhin eine treibende Kraft am Goldmarkt sind. Auch die Meldungen seitens der Goldförderer waren zuletzt positiv für den Goldpreis. Zwar stieg im letzten Quartal die Produktion bei AngloGold Ashanti um 6% auf 1,43 Mio. Unzen, gleichzeitig melde-ten aber Newmont Mining, Barrick Gold und Harmony Gold zurückgehende Förderzahlen bei steigenden Kosten. Bei Newmont ging die Produktion um 3,8% zurück, wobei die Kosten um 22% steigen. Harmony Gold meldete einen Rückgang um 3,5% im Vergleich zum Vorjahr bei 36,5% höheren Abbaukosten. Die Kostenproblematik dürfte sich weiterhin als stützender Faktor für den Goldpreis auswirken. Wir rechnen bis ins erste Quartal 2008 weiterhin mit steigenden Notierungen.


Industriemetalle

Anders als bei Edelmetallen oder Energieträgern gab es am Markt für Industriemetalle gestern wenig Bewegung. Die Lagerbestände für die meisten Industriemetalle haben zuletzt deutlich angezogen, was wir durchaus als Indiz für einen Nachfragerückgang und eine erhöhte Produktion sehen. Aus diesem Grund erwarten wir, dass sich die Hausse am Metallmarkt allmählich ihrem Ende neigt. Insbesondere bei Kupfer und Blei erachten wir das Rückschlagspotenzial derzeit als hoch.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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