Bahnt sich eine US-Bankenkrise an?
12.03.2023 | Steve Saville
[Nachstehend finden Sie einen Auszug aus einem Kommentar, der am 19. Februar auf TSI veröffentlicht wurde. In der Folgezeit haben sich die Daten nicht wesentlich geändert, so dass die Schlussfolgerung unverändert bleibt.]
Um es auf den Punkt zu bringen: Die kurze Antwort auf die obige Frage lautet nein. Hier ist die längere Antwort: Das Misstrauen der Banken untereinander ist eines der ersten Anzeichen dafür, dass sich eine Bankenkrise anbahnt. Dieses Misstrauen zeigt sich in einem Anstieg des durchschnittlichen Zinssatzes, den sich die Banken gegenseitig für kurzfristige Finanzierungen berechnen, im Vergleich zu dem Zinssatz, den die US-Regierung für Finanzierungen mit ähnlicher Laufzeit zahlt. Unter normalen (nicht krisenhaften) Bedingungen schwankt die Spanne zwischen dem 3-Monats-LIBOR, einem weit verbreiteten Interbankenzinssatz, und der Rendite einer 3-Monats-Staatsanleihe zwischen 0% und 0,50%, aber wenn einige Banken beginnen, sich Sorgen über die Finanzkraft anderer Banken zu machen, steigt die Spanne auf über 0,50%.
Der folgende Tageschart zeigt die Entwicklung der oben genannten Zinsspanne seit Anfang 2006. Die globale Finanzkrise von 2007-2009 sticht in diesem Chart hervor und wurde durch einen ersten Anstieg über 0,50% im zweiten Quartal 2007 signalisiert. In dem von diesem Chart abgedeckten Zeitraum kam es nur während des COVID-Crashs im März-2020 zu einem weiteren Anstieg über den oberen Rand der normalen Spanne, der jedoch nur von kurzer Dauer war, da die Fed sofort handelte, um sicherzustellen, dass die von den Regierungen verursachten wirtschaftlichen Stillstände nicht zu Problemen für die Geschäftsbanken führten. Erwähnenswert ist auch, dass es im vierten Quartal 2011, im dritten Quartal 2016, im ersten Quartal 2018 und in der ersten Jahreshälfte 2022 geringfügige Anzeichen für eine Belastung des Bankensystems gab, die sich nicht zu einer Krise ausweiteten. Wichtig ist, dass der Chart zeigt, dass die aktuelle Spread nahe bei Null liegt, was bedeutet, dass der Interbankenmarkt so ruhig (ohne Misstrauen) ist, wie er nur sein kann.
Eine weitere Zinsspanne, die man im Auge behalten sollte, ist die Secured Overnight Financing Rate (SOFR) abzüglich der Rendite der 1-Monats-Staatsanleihe. Der SOFR ist der Zinssatz, den Banken und Hedgefonds zahlen, um sich über Nacht Geld auf dem US-Repo-Markt (Repurchase Agreement) zu leihen. Er hat eine viel kürzere Geschichte als der LIBOR, wird aber immer beliebter. Wie der oben beschriebene LIBOR-Treasury-Spread würde ein erheblicher und anhaltender Anstieg des SOFR-Treasury-Spreads auf ein zunehmendes Misstrauen/eine zunehmende Anspannung im Bankensystem hinweisen.
Der folgende Chart zeigt, dass die SOFR-Treasury-Spread in den letzten 12 Monaten weitaus volatiler war als im größten Teil der Jahre 2020-2021, dass er jedoch um den Nullpunkt schwankte und derzeit leicht unter Null liegt (ein Wert, der auf einen allgemeinen Mangel an Besorgnis hinweist). Beachten Sie, dass der enorme Anstieg des SOFR-Treasury-Spreads im Jahr 2019 auf die "Repo-Krise" im September desselben Jahres zurückzuführen ist. Die Fed umging diese Krise sehr schnell durch Liquiditätsspritzen im Notfall.
Ein ungewöhnlicher Anstieg der oben genannten Zinsdifferenzen würde auf eine Bankenkrise hindeuten. Vor einer Bankenkrise würden außerdem Bankaktien im Vergleich zum breiten Aktienmarkt eine anhaltende und ausgeprägte Schwäche aufweisen. Der untere Teil des folgenden Charts zeigt, dass der Bankenindex (BKX) im Verhältnis zum breiten Aktienmarkt (dargestellt durch den SPX) im Februar/März letzten Jahres eine erhebliche Schwäche aufwies, dass sich das BKX/SPX-Verhältnis jedoch in einem kurzfristigen Aufwärtstrend befindet und heute in etwa auf demselben Niveau liegt wie Anfang April letzten Jahres.
Bankenkrisen kommen nicht aus heiterem Himmel. Es gibt genügend Menschen innerhalb und außerhalb des Bankensektors, die sie kommen sehen und Maßnahmen ergreifen, um sich zu schützen oder von den Folgen zu profitieren, so dass es frühzeitige Warnzeichen gibt. Derzeit gibt es keine solchen Anzeichen.
© Steve Saville
www.speculative-investor.com
Regelmäßige Finanzmarktprognosen und -analysen stehen auf unserer Webseite www.speculative-investor.com zur Verfügung. Zurzeit bieten wir keine kostenlosen Probeabos an, aber Gratisbeispiele unserer Arbeit (Auszüge aus unseren regelmäßig erscheinenden Kommentaren) können Sie unter www.speculative-investor.com/new/freesamples.html abrufen.
Dieser Artikel wurde am 3. März 2023 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.
Um es auf den Punkt zu bringen: Die kurze Antwort auf die obige Frage lautet nein. Hier ist die längere Antwort: Das Misstrauen der Banken untereinander ist eines der ersten Anzeichen dafür, dass sich eine Bankenkrise anbahnt. Dieses Misstrauen zeigt sich in einem Anstieg des durchschnittlichen Zinssatzes, den sich die Banken gegenseitig für kurzfristige Finanzierungen berechnen, im Vergleich zu dem Zinssatz, den die US-Regierung für Finanzierungen mit ähnlicher Laufzeit zahlt. Unter normalen (nicht krisenhaften) Bedingungen schwankt die Spanne zwischen dem 3-Monats-LIBOR, einem weit verbreiteten Interbankenzinssatz, und der Rendite einer 3-Monats-Staatsanleihe zwischen 0% und 0,50%, aber wenn einige Banken beginnen, sich Sorgen über die Finanzkraft anderer Banken zu machen, steigt die Spanne auf über 0,50%.
Der folgende Tageschart zeigt die Entwicklung der oben genannten Zinsspanne seit Anfang 2006. Die globale Finanzkrise von 2007-2009 sticht in diesem Chart hervor und wurde durch einen ersten Anstieg über 0,50% im zweiten Quartal 2007 signalisiert. In dem von diesem Chart abgedeckten Zeitraum kam es nur während des COVID-Crashs im März-2020 zu einem weiteren Anstieg über den oberen Rand der normalen Spanne, der jedoch nur von kurzer Dauer war, da die Fed sofort handelte, um sicherzustellen, dass die von den Regierungen verursachten wirtschaftlichen Stillstände nicht zu Problemen für die Geschäftsbanken führten. Erwähnenswert ist auch, dass es im vierten Quartal 2011, im dritten Quartal 2016, im ersten Quartal 2018 und in der ersten Jahreshälfte 2022 geringfügige Anzeichen für eine Belastung des Bankensystems gab, die sich nicht zu einer Krise ausweiteten. Wichtig ist, dass der Chart zeigt, dass die aktuelle Spread nahe bei Null liegt, was bedeutet, dass der Interbankenmarkt so ruhig (ohne Misstrauen) ist, wie er nur sein kann.
Eine weitere Zinsspanne, die man im Auge behalten sollte, ist die Secured Overnight Financing Rate (SOFR) abzüglich der Rendite der 1-Monats-Staatsanleihe. Der SOFR ist der Zinssatz, den Banken und Hedgefonds zahlen, um sich über Nacht Geld auf dem US-Repo-Markt (Repurchase Agreement) zu leihen. Er hat eine viel kürzere Geschichte als der LIBOR, wird aber immer beliebter. Wie der oben beschriebene LIBOR-Treasury-Spread würde ein erheblicher und anhaltender Anstieg des SOFR-Treasury-Spreads auf ein zunehmendes Misstrauen/eine zunehmende Anspannung im Bankensystem hinweisen.
Der folgende Chart zeigt, dass die SOFR-Treasury-Spread in den letzten 12 Monaten weitaus volatiler war als im größten Teil der Jahre 2020-2021, dass er jedoch um den Nullpunkt schwankte und derzeit leicht unter Null liegt (ein Wert, der auf einen allgemeinen Mangel an Besorgnis hinweist). Beachten Sie, dass der enorme Anstieg des SOFR-Treasury-Spreads im Jahr 2019 auf die "Repo-Krise" im September desselben Jahres zurückzuführen ist. Die Fed umging diese Krise sehr schnell durch Liquiditätsspritzen im Notfall.
Ein ungewöhnlicher Anstieg der oben genannten Zinsdifferenzen würde auf eine Bankenkrise hindeuten. Vor einer Bankenkrise würden außerdem Bankaktien im Vergleich zum breiten Aktienmarkt eine anhaltende und ausgeprägte Schwäche aufweisen. Der untere Teil des folgenden Charts zeigt, dass der Bankenindex (BKX) im Verhältnis zum breiten Aktienmarkt (dargestellt durch den SPX) im Februar/März letzten Jahres eine erhebliche Schwäche aufwies, dass sich das BKX/SPX-Verhältnis jedoch in einem kurzfristigen Aufwärtstrend befindet und heute in etwa auf demselben Niveau liegt wie Anfang April letzten Jahres.
Bankenkrisen kommen nicht aus heiterem Himmel. Es gibt genügend Menschen innerhalb und außerhalb des Bankensektors, die sie kommen sehen und Maßnahmen ergreifen, um sich zu schützen oder von den Folgen zu profitieren, so dass es frühzeitige Warnzeichen gibt. Derzeit gibt es keine solchen Anzeichen.
© Steve Saville
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Dieser Artikel wurde am 3. März 2023 auf www.tsi-blog.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.