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California Dreaming – Staatsmetapher für eine Scheiternde Nation

11.03.2023  |  Matt Piepenburg
- Seite 3 -
Rezessionsmathematik

Rezessionen – auch jene, die man in Washington versucht umzudefinieren, zu leugnen, aufzuschieben oder zu ignorieren – haben Muster und Fakten, die wir nutzen können, um kommende Trends, Schwächen und sogar auch Chancen vorherzusehen. Beispielsweise bedeuten Rezessionen sinkende Steuereinnahmen und höhere Defizite.

Wenn wir von einem Rückgang der Steuereinnahmen von nur (konservativen) 20% ausgehen, der aufgrund umlagefinanzierter Sozialleistungen direkt einen geschätzten Defizitanstieg von 12% mit sich bringt (ebenfalls konservativ), so wird Uncle Sams Kneipendeckel (d.h. der tatsächliche Zinsaufwand, "True Interest Expense") im Umfeld von Powells Leitzinserhöhungen wieder auf Covid-/Schmerzstände anschwellen, die uns an ein scheinbar vergessenes Gestern erinnern werden:

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Anders formuliert: Die Vereinigten Staaten steuern (zusammen mit Kalifornien) mathematisch auf eine Thekenrechnung zu (d.h. Zinskostenrechnung), die so schmerzlich ist wie die von März 2020, als die Märkte wegbrachen und die US-Notenbank innerhalb von 8 Monaten Billionen drucken musste, um Uncle Sams Nase (und Staatsanleihemarkt) über Wasser zu halten. Doch bislang druckt die Federal Reserve keine Billionen via QE, sondern strafft à la QT.

Oder einfacher formuliert: Die US-Kreditverpflichtungen segeln auf einen weiteren Schuldeneisberg zu, nur dass diesmal nicht Rettungsbootmangel das Problem ist, sondern dass es überhaupt keine Rettungsboote gibt.

Meiner Ansicht nach, und die habe ich schon häufig dargelegt, stecken die USA in der Falle, ohne Aussicht auf einfache Lösungen. Denn die Schuldenstände steigen und die Einnahmen fallen. Das Endergebnis liegt auf der Hand, auch wenn das präzise Eisberg-Timing nicht offenkundig ist. Ob die Powell-Fed nun weiter auf den Eisberg zustrafft oder letztlich versucht, diesen Eisberg vorübergehend mit mehr QE aufzuschmelzen (monetisieren): Die Nation ist so oder so geliefert mit ihrer Wahl der Qual ("Hobbesian Choice") zwischen wegbrechenden Märkten (QT-getrieben) oder sprunghaft steigender Inflation (QE-getrieben).


Niemand mag Bären. Und noch weniger verstehen Gold

Wer kein talentierter Short-Trader oder Volatilitätsoptionen-Crack ist, der mag keine Bären oder Bärenmärkte. Folglich hört es kaum jemand gerne, wenn datengestützte Bären (mathematische Realisten) wie ich einen ständig an den Elefanten im Wohnzimmer erinnern – und daran, was diese toxische Verschuldung unausweichlich impliziert. Sobald die Schuldenstände fatal werden, ist die Richtung der Kredit-, Aktien, Immobilien- und schließlich auch Währungsmärkte leicht zu diagnostizieren, der genaue Todeszeitpunkt hingegen nicht.

Gold liebt sterbende Währungen, selbstverständlich. Der heutige Goldpreis oder die Dollar-Stärke/ Schwäche von morgen sind für alle, die den langfristigen Kontext ganz allgemein begreifen, kurzsichtige und ehrlich gesagt auch alberne Fragen. Die letzte Blase, die platzt, sind immer die Währungen; und da Gold eher Wertspeicher ist als Spekulationsinstrument, registrieren Goldanleger (d.h. diejenigen, für die Vermögenssicherung das Ziel ist und nicht Vermögenswertspekulation), dass Gold nie steigt, sondern Währungen schlichtweg fallen.

Anleger, die in physisches Gold investieren, messen ihr Vermögen folglich in Unzen, Gramm und Kilo und nicht in hochtoxischen, zunehmend verwässerten (und ständig diskutierten) Fiat-Währungen, deren Wettlauf zur Nullmarke buchstäblich vor unseren Augen und in Echtzeit stattfindet. Wer solche schlichten Schlussfolgerungen im Umfeld tatsächlich komplexer Marktkräfte als bloßes "Goldbug"-Denken abtut, der tut Mathematik, Geschichte und Goldzyklen unrecht. Doch auch hier: Niemand mag Bären, selbst wenn sie einen vom Californian State Capitol anstarren.

Auf Grundlage der ganzen Schuldenzerstörung (und kommenden Konsequenzen), die ich in Kalifornien, in den USA und in der Welt allgemein sehe, werde ich für die meisten vermutlich einfach nur ein "Bär" oder "Bug" sein. Beides besser, als leichte Beute zu sein oder ein "sitting duck".


© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM



Dieser Artikel wurde am 08. März 2023 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.


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