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Industriemetalle bleiben schwach

09.11.2007  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis für die Sorte WTI konnte gestern zuächst bis auf 97,5 USDollar je Fass zulegen, gab dann aber im weiteren Handel wieder nach und notiert heute morgen etwas über 96 Dollar. Die Vorgaben sind uneinheitlich: Der Dollar tendierte zwar gestern wieder etwas schwächer, was für den Ölpreis eigentlich positiv ist. Diese Schwäche ist jedoch nicht zuletzt auf die Konjunktursorgen in den USA zurückzuführen, was letztendlich für den Ölpreis negativ wäre, weil die USA mit knapp einem Viertel der Gesamtnachfrage der größte Ölverbraucher weltweit ist. Fed Vorsitzender Bernanke äußerte gestern vor dem gemeinsamen Wirtschaftsausschuss des US Kongresses, dass er im vierten Quartal mit einem deutlich schwächeren Wachstum rechne. Preistreibend sind dagegen die Unwetternachrichten von der Nordsee: dort wurden wegen Sturmwarnungen mehrere Ölplattformen geschlossen. Noch prekärer ist die Lage bei den Ölprodukten. Der größte Umschlagsplatz Europas für den Öltransport, Rotterdam, wird jetzt wegen der Stürme, die eine seit über 50 Jahren nicht mehr erlebte Stärke erreichen dürften, vorübergehend geschlossen. Bei den Destillaten, wie z.B. Diesel oder Heizöl, dürfte sich die Versorgungslage leicht anspannen, weil Europa einer der größten Netto-Importeure für Mitteldestillate ist. Auch in den USA dürfte sich wegen eines Brands in einer großen Raffinerie in Texas, die täglich bis zu 350 Tsd. Barrel Rohöl verarbeitet kann, die Versorgungungslage bei Produkten etwas verknappen. Insgesamt rechnen wir damit, dass aufgrund der nahezu magischen An-ziehungskraft der 100 USD-Marke diese in den nächsten Tagen fällt und der Ölpreis kurzfristig sogar darüberhinaus geht. Danach dürfte jedoch eine starke Korrektur einsetzen.

Erneut höher als erwartet sind gestern die Lagerbestände für Erdgas ausgefallen. Die warmen Temperaturen sollten den Gaspreis weiterhin belasten, obwohl wir mittelfristig nach wie vor von steigenden Gaspreisen ausgehen.


Edelmetalle

Der Goldpreis hat jetzt trotz der extremen Schwäche des US-Dollar – der Euro notiert heute zum erstem Mal über 1,47 USD – eine kleine Verschnaufpause eingelegt. Wir würden eine kurzfristige Korrektur sogar begrüßen, weil diese zur Marktbereinigung und den Abbau der spekulativen Exzesse führen würde. Die fundamentalen Bedingungen für den Goldpreis sind derzeit sehr gut: Inflationsängste, die Sorgen um das Finanzsystem und geopolitische Spannungen sowie der schwache US-Dollar sollten weiterhin zum Preisanstieg beitragen. Gleichzeitig können die Pro-duktionszuwächse mit der steigenden Nachfrage nicht Schritt halten. Die physische Nachfrage ist derzeit offensichtlich stark – heute beginnt in Indien das bedeutendeste hinduistische Fest, Diwali oder Lichterfest, das mit einer hohen Goldnachfrage einhergeht. Die indische Hochzeitsaison und die bald beginnende Weihnachtszeit im Westen sollten die Nachfrage ankurbeln. Die Goldproduktion im wichtigsten goldpro-duzierenden Land, Südafrika, blieb im 3. Quartal im Vergleich zum Vorquartal unverän-dert, während die Produktion der Metalle der Platingruppe um 1% gestiegen ist. Wir gehen davon aus, dass die Goldproduktion in Südafrika aufgrund immenser Kosten und geringerer Mineralgehalte langfristig stagniert oder sogar fällt.


Industriemetalle

Die Metalle bleiben trotz der erneuten US-Dollar Schwäche nach wie vor relativ schwach. Insbesondere Kupfer, das oft als vorlaufender Indikator für die Konjunktur angesehen wird, hat in einem Monat knapp 15% eingebüsst. Begleitet wird diese Entwicklung, die wir erwartet haben, von Konjunktursorgen und zuneh-menden Lagerbeständen, die seit dem Tief im Juli knapp 75% zugelegt haben. Wir rechnen damit, dass die Lagerbestände steigen und die Preise weiter fallen werden.

Der Bleipreis, der sich trotz vielerlei Anzeichen einer starken spekulativen Überhitzung zuletzt auf hohem Niveau gehalten hat, musste gestern wieder über 3% abgeben. Wir erachten das derzeitige Preisniveau weiterhin für fundamental nicht nachvollziehbar und rechnen damit, dass der Preis weiter nachgibt, vor allem wenn dieser nachhaltig unter die psychologisch wichtige Marke von 3500 USD je Tonne fallen wird.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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