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25 Jahre EZB: Versiebenfachung des Goldpreises als Spiegelbild der Abwertung des Euro

03.06.2023  |  Sascha Opel
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Wer sich im Vertrauen auf die Geldwertstabilität verschuldet hat und nun mit hohen Zinsen für seine Leichtgläubigkeit bestraft wird, gerät schnell an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Europas größte Wohnungsgesellschaft, die Vonovia, sagte unter Verweis auf die hohen Zinsen alle Bauprojekte für 2023 ab, womit die Wohnungsnot in Deutschland weiter verschärft wird. …

An den Folgen einer Politik, die sich an allen möglichen politischen Zielen, aber nicht am Ziel der Geldwertstabilität ausgerichtet hat, wird Europa noch lange leiden. Alle monetären Aggregate drehen im roten Bereich. Die Geldmenge M3 – dazu zählen unter anderem Bargeld, Einlagen auf Girokonten sowie Geldmarktpapiere und Schuldverschreibungen – wurde von 4,6 Billionen Euro im Jahr 1999 auf über 16 Billionen Euro mehr als verdreifacht.

Im EZB-Führungsgremium will man keinen Zusammenhang zwischen der Ausweitung der Geldmenge und der Inflation sehen – oder zumindest nicht öffentlich zugeben. So wie der Ketchup zum Hamburger gehören daher die Fehlprognosen zur EZB. Eine Wirklichkeit eigener Prägung ist entstanden. Putin ist an allem schuld. (Quelle: Pioneer)

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Dabei sah es unserer Meinung nach in den ersten Jahren der EZB gar nicht so schlecht aus, was dem hohen Einfluss der damaligen Bundesbank zuzuschreiben war, die sich noch als echte Währungshüter verstanden. Die Wende zur "Lirarisierung des Euro" (wie wir es schon damals nannten), geschah im Juli 2012, als der damalige EZB-Chef Mario Draghi während einer heute legendären Rede in London, »alles Notwendige« zu tun versprach, um den Euro zu erhalten. Er kündigte den Ankauf von Staatsanleihen an und es folgte eine dauerhafte Niedrig- und Nullzinspolitik.

Spätestens seitdem war klar, dass man sein Geld in Sachwerte in Sicherheit bringen und eben nicht mehr "deutsch" in Geldwerten sparen sollte (Sparbuch und Lebensversicherung waren jahrzehntelang in einer Hartwährung wie der D-Mark "alternativlos"). Warum hätte man sich beispielsweise in Deutschland eine Immobilie mit 4-5% Mietrendite zulegen sollen, wenn es die gleiche Rendite auf dem Tagesgeld gab und die Währung zudem als "die härteste der Welt" galt? Seit 2012 ist "südländisches Sparen" (Sachwerte, Immobilien) angesagt.

Denn die Italiener, Spanier oder Griechen waren in ihren Währungen jahrzehntelangen Abwertungen durch Inflation ausgesetzt und haben daher mit 70-80% eine höhere Immobilien-Eigentumsquote als Deutschland mit knapp 50%. Man muss zur Ehrenrettung von Draghi sagen, dass er in einem Welt am Sonntag-Interview zum Ende seiner Amtszeit sogar darauf hingewiesen hat, dass vor allem die Deutschen lernen müssten, nun anders zu sparen – und nicht (nur) in Geldwerten.

Hat die klassische 60/40 (Aktien/Anleihen)-Portfolio-Allokation ausgedient? Zoltan Poszar plädiert im IGWT-Interview für 20/40/20/20 (Cash, Aktien, Anleihen, Rohstoffe).

Im Rahmen des sehr lesenswerten, über 400 Seiten starken "In Gold we Trust – Report 2023" von Ronnie Stöferle und Mark Valek von Incrementum, ist auch ein Interview mit "Star-Analyst" und ehemaligem FED-Berater Zoltan Poszar zu finden. Er ist überzeugt, dass wir uns in eine multipolare Reservewährungswelt, in der der Dollar vom Renminbi und dem Euro um den Status als Reservewährung herausgefordert wird, und auch Gold bei den Zentralbanken eine immer wichtigere Rolle spielt, zubewegen.

Diese Währungen, insbesondere der Renminbi, würden nicht unbedingt als Reservewährung, sondern eher zur Handelsabwicklung verwendet.

Die Tatsache, dass China Leistungsbilanzüberschüsse aufweist, schließt nicht aus, dass seine Währung eine globale Reservewährung wird. Tatsächlich verzeichneten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg Überschüsse, was den Dollar auf seinem Weg zur globalen Reservewährung anführte. Die Chinesen nutzen Swap-Linien zur Abwicklung internationaler Handelskonten. Dies ist ein grundlegend anderer Ansatz als der Dollar-Reserve-Rahmen und würde bedeuten, dass der Handel in Renminbi stattfinden kann, ohne dass die Nationen große Währungsreserven halten müssen.

Die letzten großen Krisen, welche die Finanzmarktteilnehmer erlebt haben, ließen sich von den Zentralbanken "lösen", indem man genug Geld auf jedes auftretende Problem warf.

Das aktuelle Inflationsproblem ist jedoch anders: Die aktuelle Situation unterscheidet sich laut Zoltan Poszar auch erheblich von der Lage Ende der 1970er Jahre, als Paul Volcker die Inflation durch anhaltend hohe Zinssätze bremste. Eine chronische Unterinvestition im Rohstoffsektor und Arbeitsprobleme werden dazu führen, dass die Inflation hartnäckig bleibt. Die traditionelle 60/40-Portfolioallokation wird in diesem Umfeld Schwierigkeiten haben, so Poszar. Er empfiehlt ein 20/40/20/20 – Portfolio (Bargeld, Aktien, Anleihen und Rohstoffe).

2022 könnte ein Vorbote gewesen sein und war das drittschlechteste Jahr der Geschichte für die klassische 60/40-Aufteilung – nach 1931 und 1937. Es ist vielleicht überraschend, dass 2022 das drittschlechteste Jahr war, denn die wirtschaftliche Lage im Jahr 2022 war bei weitem nicht so verzweifelt wie die der Großen Depression in den 1930er Jahren oder in der Hypotheken- und Bankenkrise von 2008/09. Doch die Folgen der Gelddruckorgien könnten hier erste Nebenwirkungen offenbart haben.

Dazu passt ebenfalls das heutige 25-jährige Jubiläum der EZB, welche durch ihr Wirken einen nicht unerheblichen Anteil an den Verwerfungen an den Finanzmärkten für sich verbuchen kann.


© Rohstoffraketen.de - Auszug aus dem deutschsprachigen Börsenbrief für Rohstoff-, Gold- und Minenaktien



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