Massiver Preisrückgang bei Industriemetallen
20.11.2007 | Eugen Weinberg
Energie
Im Gegesatz zu den meisten anderen Rohstoffen zeigte sich der Ölpreis gestern erneut robust und schloss leicht im Plus. In dieser Stärke sehen wir vor allem die Reaktion des Marktes auf die Kommentare vom OPEC-Gipfel am Wochenende. Offensichtlich sehen die Marktteilnehmer in der zurückhaltenden Haltung der OPEC hinsichtlich weiterer Produktionssteigerungen keine Gefährdung für den derzeitigen Aufwärtstrend. Da der US-Dollar nach wie vor schwach bleiben dürfte und die OPEC darin den wichtigsten Faktor für ihre Produktionsentscheidungen sieht, bleibt der Weg zur 100-USD-Marke von dieser Seite frei.
China National Petroleum, der größte Ölkonzern Chinas, meldete eine dringende Lieferung von 100 Tsd. Tonnen Diesel in diesem Monat, um eine Knappheit zu verhindern. China, der zweitgrößte Ölkonsument der Welt, leidet bereits seit August unter einer Treibstoffknappheit, da die Raffinerien es nicht geschafft haben, die Nachfrage zu befriedigen. Wir denken, dass vor allem die hohe Diskrepanz zwischen den niedrigen Inlandspreisen aufgrund der staatlichen Regulierung und den Weltpreisen dafür verantwortlich ist. Die vor kurzem beschlossene Steigerung der einheimischen Preise für Ölprodukte dürfte andererseits den Nachfrageanstieg dämpfen. Royal Dutch Shell hat die Ursa-Förderplattform im Golf von Mexiko wieder instand gesetzt und die Förderung von Öl und Gas hat bereits wieder das Niveau vor den Reparaturen erreicht. Obwohl fundamental gesehen derzeit die meisten Faktoren in die Richtung fallender Nachfrage und fallender Ölpreise hindeuten, rechnen wir aufgrund der Nähe zum Allzeithoch und der starken Preisdynamik weiterhin mit einer Bewegung in Richtung 100 USD je Barrel.
Edelmetalle
Der Goldpreis kämpfte gestern weiter mit seinem kurzfristigen Aufwärtstrend. Noch ist die Lage nicht entschieden. Der Ölpreis und der Wechselkurs EUR/USD gaben gestern keine Impulse; Euro notierte im Tagesverlauf in einer engen Spanne um 1,465 USD. Der CEO des World Gold Council, James Burton, teilte gestern auf einer Konferenz in Mumbai mit, dass der rasche Preisanstieg sowie die höhere Volatilität des Goldpreises im Oktober und November negative Auswirkungen auf die indische Nachfrage hatten. Er gehe jedoch davon aus, dass das Gesamtjahr für die indische Nachfrage sehr gut verlaufen sei. Der jüngste Preisrückgang ist aus unserer Sicht auch auf die gestiegene Risikoaversion der Anleger zurückzuführen, gleichwohl Gold einen sicheren Hafen darstellt. Dies resultiert vor allem aus den Verkäufen von kurzfristigen Terminmarktinvestments zu Liquidationszwecken, da das spekulative Kapital aus Risikoanlagen abfliesst. Eine Fortsetzung der Korrektur ist weiterhin möglich, mittelfristig bleiben die Aussichten jedoch sehr positiv.
Der Platinpreis stieg gestern weiter an und liegt nur mehr weniger als 2% unter dem Allzeithoch von Anfang November. Grund für die anhaltende Stärke gegenüber den anderen Edelmetallen ist die Angst vor einer niedrigeren südafrikanischen Produktion, welche über drei Viertel des Weltminenangebots darstellt. Die Regierung von Simbabwe, dem Land mit den zweitgrößten Platinreserven der Welt, fordert einen kostenlosen 25%igen Anteil an allen Edelmetall- und Diamantminen des Landes. Dies könnte zu einer weiteren Verschärfung der Angebotssituation am Platinmarkt führen.
Industriemetalle
Die schwachen Vorgaben seitens der Aktienmärkte schürten die Angst, dass die Probleme im US-Immobiliensektor und am Kreditmarkt zu einer Verlangsamung der größten Weltwirtschaft führen könnten. Die aufflammende Angst vor einer Konjunkturabkühlung hat auch den konjunktursensitiven Metallsektor stark unter Druck gebracht.
Der Kupferpreis fiel um über 300 USD auf unter 6700 USD pro Tonne. Ähnlich stark um rund 5% gab auch der Nickelpreis nach und fiel unter 3000 USD pro Tonne. Die Preiskorrektur bei diesen Metallen sollte sich fortsetzen.
In den ersten neun Monaten des Jahres stieg laut ILZSG die globale Produktion an raffiniertem Blei um 3,5%. Dies lag primär an Produktionsausweitungen in China, Mazedonien, Peru und Schweden, welche die Rückgänge anderswo überkompensierten. Der Nachfrageanstieg um 3,7% war vor allem auf das starke Wachstum in China (20,5%) zurückzuführen. Die chinesischen Netto-Exporte an Blei betrugen in diesem Zeitraum 164 Tsd. Tonnen, vergleichen mit 377 Tsd. Tonnen im Vorjahreszeitraum. Jedoch ist das absolute Preisniveau bei Blei aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt, weswegen wir den massiven gestrigen Rückgang um 8% als zu erwartende und notwendige Marktbereinigung sehen.
Der Zinkmarkt verzeichnete gleichzeitig laut ILZSG ein Defizit von 46 Tsd. Tonnen. Die Produktion stieg im Jahresvergleich um 7,6% auf 8,44 Mio. Tonnen, die Weltminenproduktion um 7,81% auf 8,4 Mio. Tonnen. Obwohl das fundamentale Bild derzeit aus unserer Sicht positiv ist, stehen die negativen charttechnischen Vorgaben einem Anstieg entgegen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Im Gegesatz zu den meisten anderen Rohstoffen zeigte sich der Ölpreis gestern erneut robust und schloss leicht im Plus. In dieser Stärke sehen wir vor allem die Reaktion des Marktes auf die Kommentare vom OPEC-Gipfel am Wochenende. Offensichtlich sehen die Marktteilnehmer in der zurückhaltenden Haltung der OPEC hinsichtlich weiterer Produktionssteigerungen keine Gefährdung für den derzeitigen Aufwärtstrend. Da der US-Dollar nach wie vor schwach bleiben dürfte und die OPEC darin den wichtigsten Faktor für ihre Produktionsentscheidungen sieht, bleibt der Weg zur 100-USD-Marke von dieser Seite frei.
China National Petroleum, der größte Ölkonzern Chinas, meldete eine dringende Lieferung von 100 Tsd. Tonnen Diesel in diesem Monat, um eine Knappheit zu verhindern. China, der zweitgrößte Ölkonsument der Welt, leidet bereits seit August unter einer Treibstoffknappheit, da die Raffinerien es nicht geschafft haben, die Nachfrage zu befriedigen. Wir denken, dass vor allem die hohe Diskrepanz zwischen den niedrigen Inlandspreisen aufgrund der staatlichen Regulierung und den Weltpreisen dafür verantwortlich ist. Die vor kurzem beschlossene Steigerung der einheimischen Preise für Ölprodukte dürfte andererseits den Nachfrageanstieg dämpfen. Royal Dutch Shell hat die Ursa-Förderplattform im Golf von Mexiko wieder instand gesetzt und die Förderung von Öl und Gas hat bereits wieder das Niveau vor den Reparaturen erreicht. Obwohl fundamental gesehen derzeit die meisten Faktoren in die Richtung fallender Nachfrage und fallender Ölpreise hindeuten, rechnen wir aufgrund der Nähe zum Allzeithoch und der starken Preisdynamik weiterhin mit einer Bewegung in Richtung 100 USD je Barrel.
Edelmetalle
Der Goldpreis kämpfte gestern weiter mit seinem kurzfristigen Aufwärtstrend. Noch ist die Lage nicht entschieden. Der Ölpreis und der Wechselkurs EUR/USD gaben gestern keine Impulse; Euro notierte im Tagesverlauf in einer engen Spanne um 1,465 USD. Der CEO des World Gold Council, James Burton, teilte gestern auf einer Konferenz in Mumbai mit, dass der rasche Preisanstieg sowie die höhere Volatilität des Goldpreises im Oktober und November negative Auswirkungen auf die indische Nachfrage hatten. Er gehe jedoch davon aus, dass das Gesamtjahr für die indische Nachfrage sehr gut verlaufen sei. Der jüngste Preisrückgang ist aus unserer Sicht auch auf die gestiegene Risikoaversion der Anleger zurückzuführen, gleichwohl Gold einen sicheren Hafen darstellt. Dies resultiert vor allem aus den Verkäufen von kurzfristigen Terminmarktinvestments zu Liquidationszwecken, da das spekulative Kapital aus Risikoanlagen abfliesst. Eine Fortsetzung der Korrektur ist weiterhin möglich, mittelfristig bleiben die Aussichten jedoch sehr positiv.
Der Platinpreis stieg gestern weiter an und liegt nur mehr weniger als 2% unter dem Allzeithoch von Anfang November. Grund für die anhaltende Stärke gegenüber den anderen Edelmetallen ist die Angst vor einer niedrigeren südafrikanischen Produktion, welche über drei Viertel des Weltminenangebots darstellt. Die Regierung von Simbabwe, dem Land mit den zweitgrößten Platinreserven der Welt, fordert einen kostenlosen 25%igen Anteil an allen Edelmetall- und Diamantminen des Landes. Dies könnte zu einer weiteren Verschärfung der Angebotssituation am Platinmarkt führen.
Industriemetalle
Die schwachen Vorgaben seitens der Aktienmärkte schürten die Angst, dass die Probleme im US-Immobiliensektor und am Kreditmarkt zu einer Verlangsamung der größten Weltwirtschaft führen könnten. Die aufflammende Angst vor einer Konjunkturabkühlung hat auch den konjunktursensitiven Metallsektor stark unter Druck gebracht.
Der Kupferpreis fiel um über 300 USD auf unter 6700 USD pro Tonne. Ähnlich stark um rund 5% gab auch der Nickelpreis nach und fiel unter 3000 USD pro Tonne. Die Preiskorrektur bei diesen Metallen sollte sich fortsetzen.
In den ersten neun Monaten des Jahres stieg laut ILZSG die globale Produktion an raffiniertem Blei um 3,5%. Dies lag primär an Produktionsausweitungen in China, Mazedonien, Peru und Schweden, welche die Rückgänge anderswo überkompensierten. Der Nachfrageanstieg um 3,7% war vor allem auf das starke Wachstum in China (20,5%) zurückzuführen. Die chinesischen Netto-Exporte an Blei betrugen in diesem Zeitraum 164 Tsd. Tonnen, vergleichen mit 377 Tsd. Tonnen im Vorjahreszeitraum. Jedoch ist das absolute Preisniveau bei Blei aus unserer Sicht nicht gerechtfertigt, weswegen wir den massiven gestrigen Rückgang um 8% als zu erwartende und notwendige Marktbereinigung sehen.
Der Zinkmarkt verzeichnete gleichzeitig laut ILZSG ein Defizit von 46 Tsd. Tonnen. Die Produktion stieg im Jahresvergleich um 7,6% auf 8,44 Mio. Tonnen, die Weltminenproduktion um 7,81% auf 8,4 Mio. Tonnen. Obwohl das fundamentale Bild derzeit aus unserer Sicht positiv ist, stehen die negativen charttechnischen Vorgaben einem Anstieg entgegen.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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