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Die Fragwürdigkeit der Inflationsrate

30.11.2007  |  Dr. Marc Faber
- Seite 3 -
Sowohl in Euro als auch in Gold, hätte die Wirtschaft dann nicht expandiert, sondern wäre geschrumpft. Anleihen und Bargeld, genauso wie die meisten Wertpapiere (aber nicht Rohmaterialien und Ölaktien) hätten negative Erträge gebracht. Ich bin mir vollständig darüber im Klaren, dass meine Wirtschaftsfreunde ihre Köpfe schütteln werden, über derartig ketzerische Gedanken und dass sie an meiner Vernunft zweifeln müssen. Sie werden behaupten, dass die Beschäftigungszahlen seit Beginn der Expansion gestiegen sind und dass das ein gutes Anzeichen für eine wirtschaftliche Expansion ist.

Darauf kann ich antworten: "Ja, die Beschäftigungszahlen sind gestiegen, aber deutlich weniger als bei anderen Expansionen seit dem Zweiten Weltkrieg." Darüber hinaus werde ich außerdem darauf hinweisen, was für Beschäftigungen gestiegen sind. Im September 2007 ist die Zahl der Angestellten im Gesundheitswesen im Jahresvergleich um 494.300 auf ein Rekordhoch von 15,4 Millionen gestiegen. Arbeitsplätze in der Gastronomie und im Hotelwesen sind im Jahresvergleich um 367.000 Arbeitsplätze gestiegen, auf einen Rekord von 11,6 Millionen. Die Beschäftigungszahlen im Einzelhandel sind leicht auf 15,3 Millionen zurückgegangen.

Arbeitsplätze in der Produktion sind weiter abgestürzt, auf 13,9 Millionen (im Jahresvergleich gingen im Produktionsbereich 223.000 Stellen verloren.) Im Baugewerbe, ganz besonders da, wo es ums Wohnen ging, haben die Bauunternehmer im September 15.000 Arbeitslätze abgebaut und seit Februar 2006 mehr als 160.000. Bill King berichtet außerdem, dass das Amt für Arbeitsstatistik bekannt gegeben hat, dass die nächste Revision des Bezugspunktes zeigen wird, dass die Beschäftigungszahlen im März 2007 um ungefähr 297.000 Stellen überschätzt waren.

King schreibt: "Bitte nehmen Sie sich eine Minute lang Zeit und denken Sie über die Absurdität nach, die dahinter steckt, wenn plötzlich besser produziert werden soll, als das erwartete NFP (Non Farm Payroll) Wachstum mit Aufwärtskorrekturen in den vergangenen Monaten, und während man gleichzeitig einräumt, dass das vorangegangene NFP Wachstum um 297.000 überbewertet war!!!"

King zitiert daraufhin John Williams, der glaubt, dass diese Zahlen aus dem BLS als Wirtschaftsindikatoren nahezu wertlos sind und sehr verdächtig, wenn man bedenkt, dass die weltweiten Finanzmärkte sich fortwährend in einer Krise stecken und dass die positiven Einschätzungen des US-Präsidenten und Kongresses historische Tiefststände erreichen. Die berichteten Zahlen verlaufen auch weiterhin in entgegengesetzter Richtung zu den Arbeitsmarktindikatoren besserer Qualität wie z.B. die neuen Arbeitslosenforderungen und der Index des einbrechenden Stellenmarktes.

Ich halte die BLS-Zahlen für sinnvoller als John Williams, aus dem einfachen Grund, dass sie enthüllen, wie sehr die USA wirklich eine verbraucherorientierte Wirtschaft sind. Zugegeben, es gibt zahlreiche produktive Jobs im Gesundheitswesen, im Einzelhandel, im Hotelgewerbe und Geschäftsleben, aber die Mehrheit weist in Richtung Konsum, was eine weitere Frage über das Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten aufwirft. Ist Konsum das gleiche wie wirtschaftliches Wachstum oder schrumpft eine Verbraucherwirtschaft?

Der Protagonist aus Goldlöckchen wird sagen: "Ja, Konsum ist ein Symptom wirtschaftlicher Stärke." Ich persönlich denke, dass es davon abhängt, wie der Konsum entsteht. Wenn er erzielt wird, indem der Haushaltsektor seine Anlagewerte verkauft und tiefer in die Schulden gerät, dann frisst der Konsum die Produktionskapazität eines Landes auf und wird zur Verarmung führen, wie durch den Wertverlust des Dollars angedeutet.

Die Sache ist ganz einfach die: In der aktuellen Expansionsphase, die vor sechs Jahren begonnen hat, sahen die Leistungen der amerikanischen Wirtschaft und des amerikanischen Anlagemarktes in Dollar ausgedrückt besser aus, als es in Wirklichkeit der Fall war. Welche Art der Anpassung wir wählen sollten, steht zur Debatte. Es ist vermutlich unfair, das amerikanische Bruttoinlandsprodukt und den Anlagenmarkt in Gold zu bewerten, und als Ausgangspunkt das sehr niedrige Niveau des Goldpreises aus dem Jahr 2001 zu wählen. Aber selbst wenn wir einen Goldpreis von, sagen wir, 400 oder 450 Dollar nähmen (in den 1980ern und 1990ern wurde Gold selten für mehr als 450 Dollar getradet), dann wären die jüngsten Leistungen des Bruttoinlandsprodukt und des Anlagenmarktes sehr düster.

Daher kann die Zentralbank zwar sehr wohl die Zinssätze weiter senken und sich darum kümmern, dass sich der Anlagenmarkt stabilisiert - oder sogar zulegt - gemessen an Dollar, doch es ist alles andere als sicher, dass sie auch in harten Währungen steigen. Bislang haben starke Zuwächse beim MZM (Money with zero maturity) im dritten Quartal scheinbar eher die Leistungen der Schwellenmärkte und der Rohstoffe nach oben getrieben. Und während die wichtigsten Indizes neue Rekorde in den Vereinigten Staaten erreicht haben, sollte festgehalten werden, dass es einer Mehrheit der Aktien nicht gelungen ist, neue Rekorde zu erreichen. (Unter den Brokerhaus-Aktien hat nur Goldman Sachs einen neuen Rekord erreicht.)

Wir bereits weiter oben erwähnt, war der starke Anstieg der Nasdaq 100 (mit einem Anstieg von 20% seit dem Tiefstwert im August) von einer Handvoll Aktien hervorgerufen, deren Leistung zunehmend den Leistungen der chinesischen Aktien ähnelt. Meiner Meinung nach kann man viel verlieren, wenn man auf diese Aktien mit einem übertriebenen Impuls setzt (wozu auch AAPL, GOOG, AMZN, RIMM und WYNN zählen.) Aus früheren Berichten und meinen Gedanken weiter oben könnte man zu dem Schluss kommen, dass ich dem Dollar gegenüber negativ eingestellt bin. Das ist aus einer langfristigen Perspektive mit Sicherheit der Fall. Dennoch sollte man auch anerkennen, dass die gegenwärtige Haltung gegenüber dem Dollar sehr negativ ist und dass die Zentralbank einige Macht hat, die EZB zu zwingen, die Zinssätze auch zu kürzen.




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