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Die Fragwürdigkeit der Inflationsrate

30.11.2007  |  Dr. Marc Faber
- Seite 4 -
Wir wollen davon ausgehen, dass der Euro aufgrund der Zinssenkungen in den Vereinigten Staates stärker wird. Irgendwann wird der politische Druck auf die EZB sicherlich steigen und Zinssenkungen verlangen, um die Währung zu schwächen. Die Situation in Asien ist komplexer. Bislang haben die asiatischen Zentralbanken einer starken Aufwertung ihrer Währung gegenüber dem Dollar widerstanden. Aber bei einer Geldmenge, die in China um 20% und in Indien um 24% wächst, und bei einer beschleunigenden Inflation in Asien (ganz besonders bei der Inflation der Lebensmittel), ist es möglich, dass den asiatischen Zentralbanken keine andere Wahl bleibt, als bedeutend anzuziehen und ihre Währung gegenüber dem Dollar neu zu bewerten.

Doch sobald ihre Wirtschaft schwächer wird oder die überzogenen Aktienmärkte kollabieren, sollten die monetären Bedingungen schnell wieder lockerer werden. Wenn das auftritt, dann gehe ich davon aus, dass die Welt nur noch eine einzige, integre Währung kennen wird: Gold und die anderen Edelmetalle. Und folglich würde ich, wenn man auf einen beständigen Verlust der Kaufkraft des amerikanischen Dollars und anderer Währungen setzen wollte - was bezogen auf den Dollar eine sichere Wette ist - raten, dass man physisches Gold als Bargeldwährung besitzt, welches man auch in der Form von ETF besitzen kann.

Ich werde ständig gefragt, wie Gold sich im Falle eines deflationären Zusammenbruchs verhalten würde. Mit der Neigung der Zentralbank und der EZB, das System mit Liquidität zu überfluten und "außergewöhnliche Maßnahmen" zu ergreifen, wann immer Probleme auftauchen, ist die Deflation eine entfernte Möglichkeit in der vorhersehbaren Zukunft.

Ehe Sie sich also wegen der Deflation Sorgen machen, würde ich mir Gedanken über die stark beschleunigende Inflation in den folgenden Jahren machen - ganz besonders dann, wenn die amerikanische Wirtschaft stagniert. Aber wir wollen einmal davon ausgehen, dass zu irgendeinem Zeitpunkt in der Zukunft auch eine Deflation folgt. Was passiert dann? Meiner Meinung nach, kann eine Inflation nur durch ein einziges Ereignis ausgelöst werden: dem vollständigen Zusammenbruch der aktuellen weltweiten Kreditblase. Und das einzige vorstellbare Ereignis, einen solchen Kreditzusammenbruch auszulösen, ist meiner Meinung nach ein dritter Weltkrieg.

Das Versagen einer großen Bank - sagen wir Citigroup - würde dazu nicht ausreichen, weil die Zentralbank sofort zu einem Bailout bereit wäre (solange Ron Paul nicht US-Präsident wird.) Doch wo würden Sie, im Falle eines Kreditzusammenbruchs ihr Geld lieber haben? In Bankdepots, in Geldmarktzertifikaten oder in zweifelhaften kommerziellen Wertpapieren, in Anleihen oder in Geldmarktfonds - sie alle würden massive Verzugsraten erleben - oder in physischem Gold, im besten Falle in einem sicheren Bankschließfach?

Ich gehe davon aus, dass greifbares Gold, ganz besonders bei einem Krediteinbruch - glänzen wird, weil die Leute weltweit, sich nicht um die Erträge auf ihr Geld (die Zinsen) massiv sorgen würden, sondern um die Rückkehr ihres Geldes selbst. Das würde ganz besonders auf die asiatischen Zentralbanken zutreffen, die heute mehr als 2% ihrer Rücklagen in Gold anlegen, jedoch gewaltige Mengen anderer Schuldtitel besitzen. Demnach gilt, dass ich, auch wenn ich den Goldpreis momentan in gewissem Maße für überkauft halte, dennoch davon ausgehe, dass Gold in den nächsten Jahren zu den besten Investitionen zählen wird.

Ganz besonders würde ich vermuten, dass die Nachfrage nach Gold durch Einzelne Käufer rund um die Welt massiv steigen wird, ganz besonders in Asien - in einer Zeit, in der nicht davon auszugehen ist, dass das Angebot steigt. Ich möchte dem noch hinzufügen, dass ich kein Gold-Bug bin.

Ich würde es vorziehen, in einer Welt zu leben, in der die oberste Priorität der Zentralbanker wäre, die Kaufkraft des Geldes zu sichern und seine Funktion als "Wertbehälter". Ich würde deutlich lieber in einer Welt leben, in der der amerikanische Dollar eine starke Währung ist, und in der die Vereinigten Staaten wieder so frei sind, wie in den sechziger Jahren und die wirtschaftlichen und finanziellen Ungleichgewichte nicht so extrem ausfielen wie heute.

Steven Roach hat kürzlich festgestellt, dass "keine Nation jemals ihren Weg in den Wohlstand entwertet hat." Es ist jedoch eine Tatsache, dass die Zeit reif ist, in der wir den Zentralbanken nicht mehr trauen können.

Deswegen muss jeder einzelne seine eigene Zentralbank sein und die angemessenen Reserven selbst in Form physischen Goldes besitzen. Das Angebot an Papiergeld ist möglicherweise unbegrenzt, wohingegen das Angebot an Gold begrenzt ist. Und die Goldproduktion in den Minen geht sogar zurück.



© Dr. Marc Faber

Quelle: Auszug aus dem Newsletters "Trader´s Daily"



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