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Bretton Woods, das Gold und der Petrodollar

18.09.2023  |  Lars Schall
- Seite 3 -
Das heißt: Alle Länder, die auf Ölimporte angewiesen sind, müssen seither, ob sie wollen oder nicht, zusehen, möglichst viele zusätzliche Exportwaren in US-Dollar zu verkaufen, um genügend Ölnachschub dafür beziehen zu können. Die USA, die den Dollar kontrollieren und mehr und minder beliebig in Umlauf bringen, sind ihrerseits gezwungen, Handelsdefizite aufzubauen:


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"Da der Großteil des Handels in der Welt in Dollar denominiert ist und Öl in Dollar gehandelt wurde, musste der Rest der Welt Handelsüberschüsse mit den USA erzielen, um an Dollar zu kommen. Daher waren unsere Handelsdefizite Ausdruck einer hohen Nachfrage nach Dollar." (18)

Unterm Strich halten die Vereinigten Staaten den Schlüssel zur globalen Geldschöpfung in der Hand – das ist das zentrale Dilemma des internationalen Finanzsystems.


4. Vorteile für die USA

Bis heute sind die Länder dieser Welt geradezu gezwungen, Dollarbestände zu erwirtschaften, da der wichtigste Rohstoff der Welt, das Erdöl, lediglich in Dollar fakturiert wird, sofern es von der OPEC stammt. Kraft der von ihnen ausgeübten Währungshegemonie konnten die USA ihren eigenen Dollar eine beträchtliche Zeit…


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"… deutlich über seinen realen wirtschaftlichen Wert halten, Kapitalbilanzüberschüsse erwirtschaften und eine einseitige politische Autonomie innerhalb eines globalisierten Systems unter dem Diktat der Dollarhegemonie ausüben. Die Gründe dafür sind komplex, doch die wichtigste Einzelursache ist, dass die Preisnotierungen aller wichtigen Rohstoffe, vor allem Erdöl, auf Dollar lauten, meist als Erweiterung der Supermacht-Geopolitik. Diese Tatsache ist der Dreh- und Angelpunkt der Dollarhegemonie. Und so ermöglicht die Dollarhegemonie die US-Finanzhegemonie, die ihrerseits den Amerikanischen Exzeptionalismus und Unilateralismus möglich macht." (19)

In diesem Zusammenhang blieb den ausländischen Zentralbanken teilweise gar nichts anderes übrig, als den US-amerikanischen „Militärabenteuern“ der letzten Jahrzehnte den nötigen Zunder zu geben. Mag dahinter auch Wahnsinn gesteckt haben, so besaß er doch Methode:


Einblendung:

Am Anfang ergossen sich "große Mengen überschüssiger Dollar in den Rest der Welt" und etliche Zentralbanken verwendeten diese Dollar-Zuflüsse zum Erwerb von US-Staatsanleihen. Dieser Rückfluss wurde dazu verwendet, "das US-amerikanische Haushaltsdefizit zu finanzieren“. Das gab sowohl dem US-Leistungsbilanzdefizit als auch dem Defizit im Bundeshaushalt einen "militärischen Charakter". Denn: "So seltsam es scheinen mag und so irrational es in einem logischeren System der Weltdiplomatie wäre, die ,Dollar-Schwemme‘ ist das, was Amerikas globale militärische Aufrüstung finanziert. Sie zwingt ausländische Zentralbanken dazu, die Kosten für den Ausbau von Amerikas militärischem Imperium zu tragen." (20)

Hierbei genießen die USA im internationalen Kapitalverkehr den horrenden Vorteil, die Dollarmengen frei schaffen zu können,


Einblendung:

"… jetzt, da sie nicht mehr in Gold konvertierbar sind oder für den Kauf von US-Unternehmen verwendet werden können, da Amerika die am meisten geschützteste Wirtschaft der Welt bleibt. Ihr allein ist es gestattet, ihre Landwirtschaft durch Importquoten zu schützen, nachdem sie dies in den Regeln des Welthandels vor einem halben Jahrhundert verankerte. Der Kongress weigert sich, 'Staatsfonds' zu erlauben, in wichtige US-Sektoren zu investieren." Unter dem Strich "sehen wir uns mit der Tatsache konfrontiert, dass das US-Finanzministerium ausländische Zentralbanken zur Finanzierung seiner nationalen Haushaltsdefizite bevorzugt“, welche die "Kosten für Amerikas Krieg im Nahen Osten und die Einkreisung ausländischer Staaten mit Ringen von Militärbasen“ abdecken.

"Je mehr 'Kapitalabflüsse' US-Investoren ausgeben, um die profitabelsten Sektoren ausländischer Volkswirtschaften aufzukaufen, wo die neuen US-Eigentümer die höchsten Monopolrenten extrahieren können, desto mehr Finanzmittel enden in ausländischen Zentralbanken, um Amerikas globale militärische Aufrüstung zu unterstützen. Kein Lehrbuch über politische Theorie oder der internationalen Beziehungen hat Axiome vorgeschlagen, um zu erklären, wie Nationen in einer für sie solch ungünstigen Weise für ihre eigenen politischen, militärischen und wirtschaftlichen Interessen handeln. Doch dies ist genau das, was in der vergangenen Generation geschehen ist." (21)



© Lars Schall
www.larsschall.com



Quellen:

(1) Die Weltbank in Washington, DC nannte sich zunächst Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD). Neben den Gründungen von Weltbank und IWF kam noch das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen (General Agreement on Tariffs and Trade, GATT) hinzu, heute Bestandteil der World Trade Organization (WTO).

(2) Peter Dale Scott: Der Vietnamkrieg und das CIA-Finanz-Establishment, in Die Politik des Tiefen Staats der USA – Teil 1, BOD, 2023, S. 143. Scott zitiert aus New York Times, 13. Nov. 1963, S. 1, 47. Siehe für das Zitat ferner S. 570 dieses Dokuments hier.

(3) Vgl. Auf den Misthaufen. Der Spiegel, Nr. 15, 8. April 1968, S. 40.

(4) Zit. wie Lars Schall: Der mysteriöse Brief in Austin, Texas. LarsSchall.com, 29. Jan. 2011; http://www.larsschall.com/2011/01/29/der-mysteriose-brief-in-austin-texas/

(5) Zit. wie ebd. Das Kaufvolumen, das im Goldbereich seitens der Zentralbanken insgesamt im Jahr 1967 auftrat, sollte über ein halbes Jahrhundert lang in keinem einzigen Jahr mehr erreicht werden. Vgl. David Reid: Central bank gold buying hits highest level in half a century. CNBC, 31. Jan. 2019; https://www.cnbc.com/2019/01/31/world-gold-council-central-banks-buy-most-gold-since-1967-.html

(6) Vgl. William R. Clark: Petrodollar Warfare, S. 19 f.

(7) Zum Geheimtreffen in Mantoloking siehe Ferdinand Lips/Jacques Trachsler: Geld, Gold und die Wahrheit, S. 12-14, 16-17. Zum Geheimtreffen in Camp David siehe John Butler: The Golden Revolution, S. 13.

(8) James Turk/John Rubino: Der Kollaps des Dollars – Der Untergang einer Weltwährung, S. 88.

(9) Ferdinand Lips: Die Goldverschwörung, S. 184.

(10) Sohan Sharma/Sue Tracy/Surinder Kumar: The Invasion of Iraq: Dollar vs Euro. Redenominating Iraqi oil in U. S. dollars, instead of the euro. Z Magazine, Februar 2004; www.thirdworldtraveler.com/Iraq/Iraq_dollar_vs_euro.html

(11) David E. Spiro: The Hidden Hand of American Hegemony, S. X und 102-112, sowie Peter Dale Scott: Drugs, Oil, And War, S. 41.

(12) Clark: Petrodollar Warfare, S. 20 f.

(13) Zit. wie ebd.

(14) Vgl. Tanya C. Hsu: The United States must not neglect Saudi Arabian investment. Saudi-American Forum, SAF Essay Nr. 22, 23. Sept. 2003; www.saudi-american-forum.org/Newsletters/SAF_Essay_22.pdf.

(15) Michael C. Ruppert: Crossing the Rubicon, S. 144 f.

(16) Edward Harrison: Von Hungerrevolten, Peak Oil und militärischer Gewalt; www.larsschall.com/2011/04/01/von-hungerrevolten-peak-oil-und-militarischer-gewalt/

(17) Spiro: The Hidden Hand of American Hegemony, S. 121 f.

(18) Mike Norman: Sanctions Will Destroy the Dollar. Real Money, 8. August 2017: http://realmoney.thestreet.com/articles/08/08/2017/sanctions-will-destroy-dollar

(19) Henry C. K. Liu: China vs the almighty dollar. Asia Times Online, 23. Juli 2002; http://www.atimes.com/atimes/China/DG23Ad04.html. Ein Detail, aus dem hervorgeht, dass die USA den tiefsten Kapitalmarkt der Welt haben: der Dollar-Bond-Markt ist sieben Mal so groß als alle anderen Bond-Märkte zusammen. “That means that the Americans had a great deal of capital market cloud, and that is going to remain just because of the sheer size.” Vgl. Lars Schall: Being an old Boy Scout I say ’To be prepared is always a useful thing’, Interview mit Enzio von Pfeil, GoldSwitzerland, 26. Juni 2016; https://goldswitzerland.com/dr-enzio-von-pfeil-old-boy-scouts-are-always-prepared/ Der Ökonom von Pfeil bezieht sich auf Angaben aus seinem Buch Trade Myths – Globalization and the Trade Balance Fallacy, Inkstone Books, 2008.

(20) Michael Hudson: Amerikas militärische Expansion wird durch ausländische Zentralbanken finanziert. LarsSchall.com, 13. Februar 2013; http://www.larsschall.com/2013/02/13/amerikas-militarische-expansion-wird-durch-auslandische-zentralbanken-finanziert/.

(21) Ebd.


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