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Rohöl - Korrektur wegen Pipeline-Explosion vertagt

29.11.2007  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölmärkte reagierten gestern auf die US-Öllagerbestandsdaten mit kräftigen Verlusten von zwischenzeitlich über 4,50 USD. Die Rohöllagerbestände fielen statt der erwarteten 1 Mio. Barrel nur um 452 Tsd. Die US-Benzinlagerbestände stiegen statt 500 Tsd. Barrel, wie vom Markt erwartet wurde, um 1,438 Mio. Barrel. Auch die Lagerbestände bei den Destillaten fielen mit einem Minus von 89 Tsd. Barrel im Wochevergleich relativ wenig, hier lag der Konsens bei einem Rückgang von 1,2 Mio. Barrel. Überraschend war der moderate Rückgang der Bestände für Rohöl vor allem angesichts der starken Zunahme der Raffinerie-Auslastung um 2,4 Prozentpunkte auf nur mehr 89,4%. Von der starken Erholung am Aktienmarkt sowie Spekulationen über eine weitere Zinssenkung der US-Fed im Dezember konnte der Ölpreis gestern nicht profitieren. Auch der Nachricht, dass Saudi-Arabien gestern 208 Terrorverdächtige verhaftete, die unter anderem Anschläge auf Ölein-richtungen geplant hatten, konnte der Markt nichts Positives abgewinnen.

Ein lybischer OPEC-Vertreter wies gestern erneut darauf hin, dass ein stabilerer Wechselkurs des US-Dollars wesentlich mehr zu einem Rückgang des Ölpreises beitragen würde als eine Erhöhung der Förderung. Jede weitere Ausweitung der Förderung muss auf dem Treffen in Abu Dhabi mit der Datenlage gerechtfertigt werden. Katar wird mit Beginn des nächsten Monats für einige Wochen knapp 10% der Ölproduktion wegen Wartungsarbeiten schließen. Heute wird der Markt überschattet von den Folgen der gestrigen Explosion der großen Pipeline, die kanadisches Rohöl in die USA liefert. Zwei Arbeiter von Enbridge starben gestern bei der Explosion in Clearbrook, Minnesota, was zu einer Schliessung der vier wichtigsten Öl-Arterien führte. Diese transportieren täglich rund 1,9 Mio. Barrel bzw. knapp 20% der US-Ölimporte. Aufgrund der massiven Erholungsrallye an Aktienmärkten und einer akuten Lieferverengung wegen der Explosion rechnen wir nun mit einem kurzfristigen Anstieg in Richtung 95 USD bevor sich die Korrektur fortsetzen kann.

Der Preis für Erdgas kam gestern ebenfalls unter Druck und notiert heute bei 7,50 USD. Heute werden die US-Erdgaslagerbestände veröffentlicht. Der Markt rechnet nach einem Anstieg von 4 Mrd. in der Vorwoche nun mit einem Rückgang von 21 Mrd. Kubikfuß.


Edelmetalle

Im Zuge eines Rücksetzers bei EUR/USD kam der Goldpreis gestern kräftig unter Druck und viel zwischenzeitlich unter die psychologisch wichtige Marke von 800 USD. Die Erwartung fallender Zinssätze in den USA ist jedoch sehr positiv für den Goldpreis. Auf der Minenfront gibt es weitere negative Überraschungen. Der australische Gold-produzent Norsemont Gold hat im letzten Quartal einen Produktionsrückgang von 20,8% zum Vorquartal verzeichnet. Als Grund wurden vor allem gestiegene Kosten genannt, die auch im nächsten Jahr weiter auf rund 500 USD je Unze steigen sollten. Dies bestätigt unsere Meinung, dass Gold auch als Rohstoff derzeit sehr attraktiv bleibt. Wir rechnen damit, dass der Goldpreis in den nächsten Tagen seinen Aufwärtstrend weiter fortsetzen wird.

Aquarius Platinum Ltd. teilte mit, dass die Arbeiter in der Everest-Anlage in Südafrika zur Arbeit zurückgekehrt sind und den seit Dienstag bestehenden Streik beendeten.


Industriemetalle

Die aktuelle Erholung an den Weltaktienmärkten sowie die wieder auf-geflammten Zinssenkungsphantasien haben auch den Industriemetallen wieder auf die Beine geholfen und die von uns erwartete kurzfristige Erholung eingeleitet. Mittelfristig dürften viele Industriemetalle jedoch ihre Höchstpreise hinter sich gelassen haben.

Ein Streik der Arbeiter am Callao-Port in der peruanischen Hauptstadt Lima blockiert bereits seit 8 Tagen die Verschiffung von Kupfer, Zink und Blei. Der Schaden der Unternehmen liegt bereits bei 90 Mio. USD. Die Arbeiter fordern höhere Löhne.

Grupo Mexico, der größte Bergbaukonzern Mexikos, rechnet damit, dass der Streik in der größten Kupfermine des Konzerns erst Anfang Januar zu Ende gehen wird, wenn das Gericht aus einer Unterbrechung zurückkehrt. Knapp 3.000 Arbeiter streiken seit 30. Juli in drei Minen des Konzerns und fordern höhere Löhne und bessere Sicherheitsbedingungen. Der Streik reduziert die Kupferproduktion des Unternehmens um 15.000 Tonnen monatlich.

Etwas rätselhaft bleibt die Situation bei Zink, wobei wir die aktuelle Preisschwäche nicht nachvollziehen können. Auch die Händler in Singapur, wo laut LME Lagerstatistik über 1100 Tonnen Zink liegen, bleiben ratlos, da das Material derzeit nicht verfügbar ist. Man rechnet damit, dass China ab nächstem Jahr statt Steuervergütungen für die Exporte neue Zölle für Zinkexporte einführen wird, was den Zinkmarkt weiter einengen wird. Wir glauben, dass der Zinkpreis unterbewertet ist und mittelfristig steigen wird.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets








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