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Wird 99,3 $ auch als 100 $ durchgehen?

30.11.2007  |  Eugen Weinberg
Energie

Die gestrige Erholung am Ölmarkt im Zuge der Explosion einer wichtigen Pipeline in den USA war nur von kurzer Dauer. Die von uns prognotizierte Erholung auf 95 USD hielt nicht an, zum Schluss hat der Preis alle Tagesgewinne wieder komplett abgegeben. Dies überrascht uns positiv angesichts der meist wenig nachvollziehbaren Reaktionen des Ölpreises auf die Nachrichten zuletzt.

Nun notiert Rohöl der Sorte WTI bei knapp 91 USD, Brentöl bei 90 USD und die Frage lautet nun: "War es das schon mit der Marktbesessenheit der 100$-Marke?". Wir glauben, dass die Chancen dafür derzeit gut stehen. Bei den Preisen 100 USD haben sich nur wenige Marktteilnehmer getraut, ihre Positionen abzustoßen bzw. Leerverkäufe zu tätigen. Sollte nun der Preis unter 90 USD fallen, sollte sich die Korrektur stark beschleunigen, so dass sogar 80 USD je Barrel in den kommenden Wochen wieder wahrscheinlich erscheinen. Sollte der Preis bis zum 5. Dezember weiterfallen, würde die Wahrscheinlichkeit einer signifikanten Quotenanhebung um über 500 Tausend Barrel täglich sinken. Interessant sollte die Quoten-Diskussion auch angesichts des Beitritts zweier neuer Mitglieder, Angola und Ecuador, sein, da diese noch nicht der Quotenbindung unterliegen.

Kasachstan, das täglich über 1,3 Mio. Barrel Öl produziert und über 3,3% der weltweiten Ölreserven verfügt, plant die Einführung neuer Steuern auf Öl und andere Naturschätze. Die restriktiven Massnahmen der Regierung werden das größte künftige Ölprojekt weltweit, Kashagan, noch weiter verzögern. China Petrochemical Corp. (Sinopec) kürzt die Produktion von petrochemischen Produkten, um stattdessen durch höhere Treibstoffproduktion die Knappheit in China zu mindern. Außerdem sollte die Gesellschaft zusammen mit China Petroleum, der Muttergesellschaft von Petrochina, nun den Treibstoff den unabhängigen Raffinerien im Lande, die vorher ihre Produktion wegen der negativen Differenz zwischen den Preisen für Ölprodukte und Rohöl teilweise eigestellt haben, teuer abkaufen, um es dann wieder billiger an die Konsumenten weiterzugeben.

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Für eine Tonne Benzin zahlen die Gesellschaften 6500 Yuan (595 Euro) statt den vorgegebenen 5980 Yuan (550 Euro). Noch dramatischer ist die Differenz bei Diesel: für eine Tonne zahlt man 6900 Yuan (630 Euro) statt 5520 Yuan (500 Euro). Das heisst auch, dass die starken Nachfragezuwächse, die China in den letzten Jahren bei Öl verzeichnet hat, teilweise auf künstliche Schutzmassnahmen der Regierung zurückzuführen sind und die Nachfrage aus dem Reich der Mitte nicht mehr so stark wie erwartet zunehmen wird, wenn diese Massnahmen revidiert werden. Bis zum OPEC-Treffen am 5. Dezember rechnen wir mit einer schwächeren Tendenz am Ölmarkt. Die gestern veröffentlichten US-Erdgaslagerbestände lagen mit einem Minus von 12 Mrd. Kubikfuß deutlich unter den Erwartungen. Der Markt rechnete mit einem Rückgang von 20 Mrd. Kubikfuß. Der Preis für Erdgas beendete den Handelstag nahezu unverändert bei 7,50 USD.


Edelmetalle

Der Goldpreis kam gestern weiter unter Druck und fiel zum Handelsschluss unter die 800er Marke. Der Rückschlag beim Ölpreis sowie fehlende Unterstützung vom US-Dollar drückten auf den Goldpreis. Das fundamentale Umfeld für Gold bleibt weiter nach wie vor sehr gut. Wir rechnen daher in Kürze mit einer Fortsetzung der Aufwärtsbewegung.


Industriemetalle

Die Fortsetzung der Kurserholung an den weltweiten Aktienmärkten hat gestern auch bei den Industriemetallen zu einer Fortsetzung der Preiserholung geführt.

Die Kupferlagerbestände an der Börse in Shanghai fielen in dieser Woche um 23% bzw. 10,4 Tsd. Tonnen auf 34,4 Tsd. Tonnen. Dies werten wir jedoch neutral, da gleichzeitig die LME-Bestände weiter zunehmen. Das 9-Monats-Ergebnis von Antofagasta, ein chilenischer Kupferproduzent, fiel wegen der Förderung schlechterer Erzqualität um 6,1%. Die Produktion fiel um 6,5%, der Verkauf sogar um 12%. Die indische Kupferförderung stieg im Oktober um 2% auf 57,4 Tsd. Tonnen. Kupfer konnte seinen kurzfristigen Abwärtstrend durchbrechen. Wir trauen Kupfer daher eine Fortsetzung der Erholung bis auf über 7000 USD zu, spätestens dann dürften jedoch die Konjunktursorgen wieder Überhand nehmen.

Die Aluminiumexporte von China, dem weltgrößten Produzenten des Leichtmetalls, werde im nächsten Jahr voraussichtlich auf den tiefsten Stand sei 2002 fallen. Grund dafür dürfte eine steigende heimische Nachfrage und die Wirkung von Exportsteuern sein. Die Nettoexporte dürften laut einer Bloomberg-Umfrage auf 70 Tsd. Tonnen zurückgehen, im vergangenen Jahr lagen sie laut CRU noch bei 548 Tsd. Tonnen. Wir glauben sogar, dass China künftig zu einem Netto-Importeur von Aluminium wird und bleiben positiv gestimmt.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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