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Die ökonomische Zukunft: Trostlos, trivial & schon jetzt klar

13.10.2023  |  Matt Piepenburg
- Seite 4 -
Sprich: Unsere googelnden "Investigativjournalisten" in ihren 30ern haben die Tatsache ignoriert, dass A) Chinesen Gold in Yuan und nicht Dollar kaufen und dass B) die Goldaufschläge in China wieder auf 5% zurückgesprungen sind.

Kurz: Wie es scheint, scheitert China gar nicht bei der Verteidigung der eigenen Währung, vielmehr zeigt es der erfolgreich, dass chinesische Politik Einfluss auf die Goldpreisgestaltung hat.

Tatsächlich hatten die Importbeschränkungen nur dafür gesorgt, dass der Goldpreis innerhalb der chinesischen Grenzen anstieg, so dass es gegenüber dem Londoner Spotpreis zu Preisspannen von bis über 120 $/ Unze kam. Doch mit dem Ende der Importbeschränkungen fiel diese Preisspanne gleich wieder auf 76 $/ oz.

Einfacher formuliert, bedeutet das, dass China gerade bewiesen hat, dass es Gold kontrollieren kann und im weiteren Sinne auch Inflationserwartungen, Zinsen und selbst den USD. Und das liegt daran, dass eine klar ersichtliche Korrelation zwischen Goldflüssen (von West nach Ost) und der Goldpreisfindung besteht.

In der Vergangenheit waren die Zuflüsse (d.h. die Abflüsse von London) dann am stärksten, wenn die Goldkurse sanken. Doch heute sehen wir zum ersten Mal seit Jahrzehnten, dass das Gold auch trotz steigender Kurse nach Osten weiterfließt.

Warum?


Natürlicher Fluss – vom wertlosen Papier zu den edlen (Geld-)Metallen

Ich habe konsequent die Meinung vertreten, dass sich – auch ohne offizielle goldgedeckte BRICS-Währung oder explizite Gold-Verrechnung gegen Öl, Gas oder andere Sachwerte – ein natürlicherer und erwartbarer Typ des Handelsgeschäfts herausbilden werde, der fast dieselben Absichten verfolgt und ganz ähnliche Resultate bringt und insgesamt dafür sorgen wird, dass die Goldkäufe Chinas (aber auch chinesisches Dollar-Dumping) mit der Zeit weiter anziehen.

Das bedeutet unterm Strich was? Dass sich die westliche Goldpreisfindung am inländischen Gold-Niveau in China ausrichten/ zu ihm aufsteigen wird. Wie sagte noch der Vorsitzende der Shanghai Gold Exchange, Xu Luode, im Jahr 2014: "Die Shanghai Gold wird den Goldmarkt mit seiner derzeitigen Regelung – 'Verbrauch im Osten, Preisfindung aber im Westen' – verändern. Wenn China ein Mitspracherecht im internationalen Goldmarkt hat, wird der wahre Goldpreis offen gelegt."

Bitte lesen Sie den letzten Satz noch einmal.

Buchstäblich seit Tag 1 der selbstmörderisch kurzsichtigen Sanktionen gegen Russland warnen wir davor, dass diese Sanktionen unterm Strich engere Beziehungen zwischen Russland und China bringen – zwei Ländern also, die schon jetzt genug haben vom US-Dollar, jenem Schwanz, der mit dem globalen Hund wackelt.

Falls Sie es nicht mitbekommen haben: Russland verkauft dringend gebrauchtes Öl an ein unverhohlen öldurstiges China – und zwar in CNY, und nicht in USD. Da man in China mit Gold, das in CNY bepreist ist, mehr Energie kaufen kann als im Westen, wird auch mehr Geldmetall nach Shanghai fließen; Shanghais Macht über die Preisfindung in London wird also hochgefahren….

Das war so leicht vorherzusagen, doch westliche Medien verstecken gerne vorhersehbare Fakten. Eine ihrer größten Sünden ist letztlich die Unterlassungssünde.

Als die Weltreservewährung als Waffe gegen Russland in Stellung gebracht wurde, vergaß der US-geführte Westen, was Luke Gromen dessen "Achillesferse" nannte – nämlich die nicht zugewiesenen Goldmärkte im Londoner Umfeld.


Änderung der Kampftaktik

Indem sie die Grabenverläufe des "Gold-für-Energie"-Schlachtfelds ändern, bewaffnen China und Russland langsam aber vorhersehbar Gold und Energierohstoffe und bringen diese gegen einen waffenfähig gemachten USD in Stellung. Längerfristig setze ich dabei auf Gold und damit bin ich nicht allein.

Man frage nur alle Zentralbanken, die physisches Metall aufstapeln und Amerikas Papierschulden in Rekordumfang abstoßen.

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Wie bei einer Armee, die Truppen, Kanonen, Pferde und Versorgungswagen an der Grenze zusammenzieht, sind die von den betreffenden Zentralbanken ausgelösten Goldbewegungen ein deutliches Signal für eine anstehende Schlacht um ein neues Handelssystem, in dem der Fokus weniger auf Uncle Sams schuldenbasierten Handelsmodell und seiner schuldentriefenden Währung liegen wird.

Selbstverständlich ist das positiv für Gold. Anders als die US-Märkte und die US-Wirtschaft ist Gold das wahre "resiliente" Asset, das seine Preismacht hält trotz positiver (obschon manipulierter) Realzinsen sowie steil steigender UST-Renditen. Das könnte eine weitere Erklärung dafür sein, warum die Volatilität bei langlaufenden UST derzeit höher ist als die Abwärtsbewegung beim physischen Gold – etwas, das es seit fast einem halben Jahrhundert nicht mehr gegeben hat.

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Ich mein‘ ja nur…


© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei MAM



Hinweis Redaktion: Matt Piepenburg ist Referent (am Donnerstag, den 09.11.) auf unserer neuen Veranstaltung "Forum ONE", die die "Internationale Edelmetall- und Rohstoffmesse" nach 18 Jahren ablöst. Das Event findet am 9. und 10. November 2023 in München statt.

Dieser Artikel wurde am 01. September 2023 auf www.goldswitzerland.com veröffentlicht.


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