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Märkte: Niveaus gehalten – Daten wenig erbaulich – Inflationsdruck rückläufig

17.11.2023  |  Folker Hellmeyer
Deutschland: Beschäftigtenzahl legt noch zu – Scholz: Rekord bei Investitionen 2024!

Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0853 (05:10 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0835 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 150,53. In der Folge notiert EUR-JPY bei 163,39. EUR-CHF oszilliert bei 0,9642.


Märkte: Niveaus gehalten

Die Finanzmärkte zeigen sich auf den neu etablierten Niveaus trotz partiell widriger Konjunkturdatenlage weiter widerstandsfähig.

Gestern erreichten uns aus den USA überwiegend schwache, Risikoaversion forcierende Konjunkturdaten, beispielsweise schwache Industrieproduktion, schwächere Einzelhandelsdaten und ein eingebrochener NAHB-Housing Market Index, die den Impakt von positiveren PMIs aus den Regionen Philadelphia und Kansas (beide weiter mit negativen Vorzeichen) neutralisierten (siehe Datenpotpourri).

Von der Inflationsfront erreichten uns dagegen weiter Risikobereitschaft unterstützende Entspannungssignale. So sanken die US-Importpreise deutlich. Wichtiger war jedoch der Einbruch der Ölpreise, die gestern um 3 USD nachgaben.

Bezüglich der Geopolitik bleibt die Lage im Nahen Osten kritisch. In der Ukraine-Krise tut sich etwas. US-Medien bringen einen neuen Zungenschlag. Ohne weitere Kommentierung verweise ich auf den Artikel des Wall Street Journal mit dem Titel "It‘s Time to End Magical Thinking About Russia‘s Defeat" (hinter Bezahlschranke). Die im Westen nicht erwartete positive Konjunkturentwicklung Russlands, zuletzt +5,5% BIP im Jahresvergleich, spielt fraglos eine Rolle, ebenso das Scheitern der Isolierung Russlands im erforderlichen Maße. Auch das Treffen Biden/Xi impliziert zart Neuausrichtungen in den USA in geopolitischen Fragen.

Die Aktienmärkte lieferten wenig Bewegung. Der DAX stieg um 0,24%, der EuroStoxx 50 um 0,13%. US-Märkte: Der S&P 500 legte um 0,27% zu, der Dow Jones verlor 0,05%. In Fernost (Stand 06:34) ist das Bild diffus. Der Nikkei (Japan) gewinnt 0,29%, der CSI 300 (China) verliert 0,50% und der Sensex (Indien) ist wenig verändert mit -0,04%.

An den Rentenmärkten kam es zu Entspannungen. Die 10 jährige Bundesanleihe rentiert aktuell mit 2,58% (Vortag 2,64%), während die 10 jährige US-Staatsanleihe 4,45% (Vortag 4,50%) bringt. Der EUR ist kaum verändert gegenüber dem USD. Gold (+1,21%) und Silber (+1,62%) legten gegenüber dem USD zu.


Deutschland: Beschäftigtenzahl legt noch zu

Trotz der Konjunkturschwäche ist die Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland laut Statistischem Bundesamt im 3. Quartal 2023 erstmalig über die Marke von 46 Millionen gestiegen. Es waren exakt 46,04 Millionen Personen beschäftigt. Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte damit einen historischen Höchststand (bisher 45,96 Mio. Ende 2022).

Die Konjunkturschwäche hinterlässt laut Statistischem Bundesamt Spuren am Arbeitsmarkt. Saisonal bereinigt stieg die Erwerbstätigenzahl nur noch geringfügig um 7.000 zum Vorquartal. Im ersten und zweiten Quartal hatte es Zuwächse von 127.000 respektive 89.000 gegeben. Die Entwicklung sei noch positiv, die Wachstumsdynamik ließe jedoch deutlich nach.

Kommentar: Wir freuen uns über den historischen Rekord bei der Zahl der Erwerbstätigen.

Ein anderes Datum vom Arbeitsmarkt wirft jedoch Fragen auf. Seit Mai 2022 ist die Arbeitslosenquote in der saisonal bereinigten Fassung von 5,0% auf 5,8% gestiegen. Die Zahl der Arbeitslosen stieg seitdem in der saisonal bereinigten Fassung von 2.285.000 auf 2.678.000. Ergo liefert die Anzahl der Beschäftigten ein unvollständiges Bild.

Bevölkerungswachstum spielt bei dem Anstieg der Beschäftigtenzahlen eine Rolle. Es mag aber auch so sein, dass immer mehr Menschen eine zusätzliche Beschäftigung eingehen müssen, um der Verarmung entgegen zu wirken (auch Rentner).



Kanzler Scholz: Rekord bei Investitionen 2024!

Kanzler Scholz hat zugesichert, dass der Bundeshaushalt 2024 trotz des Karlsruher Urteils zum Klimafonds Rekordinvestitionen ausweisen wird. Man bräuchte Zukunftsinvestitionen, ganz besonders in der Infrastruktur.

Kommentar: In der Tat, das ist seit Jahrzehnten überfällig. Es ist für die Union eine Schande, in der Ära Merkel voll versagt zu haben. Stichwort Energiewende ohne Netz! Hinweise von diversen Seiten (Aristoteles/Struktur, Infrastruktur, Teilnahme Seidenstraße) wurden in den seinerzeit etablierten Echokammern nicht nur überhört(!). Es ist lobenswert, aber auch überfällig, dass dieses Thema jetzt von dieser Regierung zumindest in Teilen beordnet wird.

Scholz wollte keine Einzelheiten über die Schlussfolgerung aus dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts nennen, der den Nachtragshaushalt 2021 für nichtig erklärt hatte.

Kommentar: Das ist weise, denn das Themenfeld ist aktuell noch nicht vollständig transparent (u.a. Rechtsprüfungen). "Nähen mit heißer Naht" ist nicht Ziel führend.

Scholz betonte, es würde gewährleistet sein, dass man eine Rekordquote bei Investitionen erreichen würde. Dies wäre für die Funktionsfähigkeit der Volkswirtschaft wichtig. Die konjunkturelle Lage wäre besser als die Stimmung vermuten ließe, so Scholz.

Kommentar: Scholz Worte wünsche ich Wahrheitsgehalt, die Infrastruktur muss qua Investitionen auf einen Stand internationaler Konkurrenzfähigkeit gebracht werden. Nein, Herr Scholz, die konjunkturelle Lage ist nicht besser als die Stimmung. Sie ist Ausdruck struktureller Defizite, sie ist Ausdruck eines Vertrauensentzugs großer Teile der Wirtschaft.

Deutschland ist international abgestürzt wie kein anderes Land. Das spricht für sich!

Das Vertrauen zwischen Wirtschaft und Politik war nie zuvor zerrütteter. "Vertrauen" ist eine unverzichtbare "Währung" für privatwirtschaftliche Investitionen, denn die erhalten maßgeblich den Kapitalstock (Basis aller Einkommen für Staat und Bürger), sie forcieren zu wesentlichenTeilen die Produktivität einer Wirtschaft.

Es helfen keine Worte, sondern dauerhaft belastbares Handeln und der intensive und offene Diskurs mit den Verantwortlichen der Wirtschaft, mit Profis, die einen guten und belastbaren Trackrecord aufweisen (Pragmatismus) und nicht mit Ideologen in Echokammern, die sich unter Umständen zu häufig auf "Gefälligkeitsgutachten" berufen. Ideologien, egal aus welcher Ecke, tun uns nicht gut! Das ist historisch nachweisbar.



Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Italien mit solider Handelsbilanz

Italien: Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat September einen Überschuss in Höhe von 2,35 Mrd. EUR aus.


USA: Schwache Produktion, schwacher NAHB-Index, PMI etwas höher

Die Industrieproduktion sank per Oktober im Monatsvergleich um 0,6% (Prognose -0,3%) nach zuvor +0,1% (revidiert von +0,3%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 0,68% nach zuvor -0,16% (revidiert von +0,08%). Die Kapazitätsauslastung lag per Oktober bei 78,9% (Prognose 79,4%) nach zuvor 79,5% (revidiert von 79,7%).

Der NAHB Housing Market Index stellte sich per November auf 34 Punkte (Prognose 40) nach zuvor 40 Zählern. Es war der schwächste Wert seit Dezember 2022 (31 Punkte).

Die Importpreise verzeichneten per Oktober im Monatsvergleich einen Rückgang um 0,8% (Prognose -0,3%) nach zuvor +0,4% (revidiert von +0,1%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Minus von 2,0% nach zuvor -1,5% (revidiert von -1,8%).

Die Arbeitslosenerstanträge lagen per Stichtag 11. November 2023 bei 231.000 (Prognose 220.000) nach zuvor 218.000 (revidiert von 217.000). Der Philadelphia Fed Business Index legte per November von zuvor -9,0 auf -5,9 Punkte zu (Prognose -9,0). Der Kansas City Fed Composite Index stieg per November von zuvor -8 auf -2 Zähler.


Russland: Reserven kaum verändert

Die Devisenreserven stellten sich per Berichtswoche per 10. November 2023 auf 577,3 Mrd. USD nach zuvor 577,0 Mrd. USD.

Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0540 – 1,0570 negiert das für den EUR positive Szenario.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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