Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Silber ist einzigartig

29.01.2005  |  Stephan Bogner
Die wertgebende Eigenschaft von Gold & Silber: "Seltenheit"

Gold und Silber teilen viele Gemeinsamkeiten, doch es sind die Unterschiede, die dem Silberpreis ein weitaus grösseres Aufwertungspotenzial geben.

Studiert man die Geschichte von Gold, so stösst man immer auch auf Silber. Beide Edelmetalle findet man zusammen im Gestein, beides sind die erstgenannten Metalle in der Bibel, beide wurden zusammen bei heiligen Ritualen verwendet, 2300 vor Christus wurde Gold und Silber, sowie Elektrum (Legierung aus Gold und Silber) in Gräber gelegt. Beide Metalle werden seit Jahrtausenden von der Allgemeinheit als edel und wertvoll angesehen. Silber trägt nicht umsonst den Beinamen "Gold des kleinen Mannes". Schaut man sich das Gold-Silber-Preisverhältnis der letzten Jahrhunderte an, so schwankte dieses stark um den Median bei 15. Interessant ist die Meinung, dass es die alten Ägypter waren, welche wohl als die besten Goldpreis-"Analysten" angesehen werden sollten, denn schon vor mehr als 6000 Jahren ermittelten sie mit 13,3 ein Gold-Silberpeisverhältnis, welches in den Jahrtausenden danach den ungefähren Durchschnitt bilden sollte. Deren Wertbeimessung richtete sich jedoch nicht auf Fundamental- oder Preisrasteranalysen, sondern leitete sich aus der ihnen schon damals bekannten Tatsache ab, dass sich der Mond 13,3mal schneller im Tierkreis bewegt als die Sonne. Ein Grossteil der vielen Religionen in Indien, welches Land bekannterweise seit Jahrzehnten das meiste Gold kauft und hortet, betet zur Sonne, während dem Mond bei moslemischen Religionen eine hohe Bedeutung beigemessen wird.

Da die Vorkommen im Vergleich zu anderen Bodenschätzen sowie die Produktionskapazitäten von Edelmetallen - im krassen Gegensatz zur unendlich steigerbaren Papiergeldproduktion - auf natürliche Weise begrenzt ist, bestückte der Mensch solch wahrhaft "edle" Metalle mit relativen Eigenschaften wie "selten", "kostbar" und "wertvoll". Jahrhundertlange Geschichte hat uns gelehrt, dass politische Versprechen (die Basis des Papiergeldes) nicht immer für "voll" genommen werden konnten, doch dass Edelmetalle, ganz gleich ihrer relativen (und somit kurzfristig verwässerbaren) Preise, immerwährend als "wertvoll" angesehen wurden. Ein Grund, warum Edelmetalle zeitlos als Geld betrachtet werden - ganz gleich ihrer offiziellen Stellung im "modernen" Regierungs- und Finanzsystem ("barbarisches Relikt").

Der Chart im Anhang zeigt die Kaufkraftentwicklung eines U.S. Dollars von 1800 bis 1995.

Open in new window


Um einen 1995er Dollar zurück auf das 1913er (ein Jahr später wurde das Federal Reserve System erfunden) Niveau zu bringen, bräuchte man 20 davon. Mit anderen Worten: Ein Dollar aus dem Jahre 1913 war 1995 nur noch 5 Cent wert (0,05 US$ x 20 = 1 US$). Wie hat sich Gold und Silber in der gleichen Zeitspanne entwickelt? Eine damals ubiquitäre $20 Goldmünze (in etwa eine Unze) aus dem Jahre 1913 hätte 400 US$ im Jahr 1995 gekostet (20 US$ x 20 = 400 US$), was ungefähr dem Goldpreis von 1995 nahe kam: 320 US$. Der Preis war ca. 20% unter diesem theoretischen Wert. Schaut man sich nun den Silberpreis an, so erhält man ein gänzlich anderes Bild: 1913 kostete eine Unze Silber 1,29 US$ - und hätte 1995 den Wert von 25,80 US$ haben müssen (1,29 US$ x 20 = 25,80 US$). Eine Wertdifferenz von 550%!

Regierende Instanzen wissen selbstverständlich um die monetäre Eigenschaft von Edelmetallen, dessen Bedeutung allerdings bei der Anlegerschaft erheblich schwanken kann. In Zeiten, in der die Bedeutung derart zunimmt, dass Gold & Silber zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz zu den auf Vertrauen basierenden Papiervaluta avancieren, könnten die Währungshüter à la Greenspan den Fluchtweg aus der Papierwelt von heute auf morgen versperren, indem per Gesetz ein Besitz- und Handelsverbot ausgesprochen wird. Es ist eine historische Fussnote, dass der Besitz von Gold letztes Jahrhundert zweimal verboten und verfolgt wurde - genau zu Zeiten, in der die Monopolstellung der Papierwährungen gefährdet war. Ein wesentlicher Vorteil von Silber gegenüber Gold ist die geschichtliche Tatsache, dass Regierende in ihren Hegemonieausweitungs- und Existenzerhaltungs-Massnahmen es bisher nie vollbringen konnten, auch den Silberbesitz effektiv zu verbieten. Ein solches wird auch in Zukunft aufgrund seiner Verbreitung und insbesondere seines Status als industriell unentbehrliches Metall kaum realisierbar sein. Dass ein Goldbesitzverbot ein weiteres Male ausgesprochen wird, kann bezweifelt werden. Doch es ist ein psychologischer Vorteil, dass es bei Silber praktisch unmöglich ist. Ein weiterer wichtiger psychologischer Vorteil für Silberanleger ist die Tatsache, dass Silber von den westlichen Notenbanken nur in relativ geringen Mengen gehalten wird. Im Gegensatz zu Gold können diese vernachlässigbaren Silberreserven den Preis nicht durch immer wieder geäußerte Verkaufsabsichten unter Druck bringen.

Was ist der Grund, dass Gold wertvoller als Silber angesehen wird? Ist es weil der Silbergehalt im Gestein höher ist als Gold? Und ist es, weil Silber in den Währungsreserven keine Bedeutung hat und offiziell demonetisiert wurde? Ist es, weil Silber zum Rohstoff abstieg und mittlerweile 95% der jährlichen Neuförderrung von der Industrie verkonsumiert wird? Oder ist es, weil Gold über lange Zeiten seinen Wert behaupten konnte, wohingegen die Silberpreisbewegungen eher volatil, launisch und unberechenbar erschienen?

Was lässt uns glauben, dass Silber derzeit unterbewertet ist und ein noch grösseres Preissteigerungspotenzial hat als sein grosser Bruder Gold? Spekulation? Glauben & Hoffnung? Nein, es sind Fakten und Daten, die uns die Geschichte grösstenteils bereits gelehrt hat, allerdings auf fahrlässiger Weise von der Allgemeinheit vernachlässigt und folglich vergessen wurden.

Der Silberanteil (im Boden) im Vergleich zu Gold ist wesentlich grösser, womit Gold seltener und folglich (langfristig) auch wertvoller erscheint. Platin beispielsweise kommt noch seltener vor als Gold, weswegen es u.a. auch von den Marktteilnehmern höher gepreist wird. Der Silberanteil (überm Boden) im Vergleich zu Gold ist aber wesentlich geringer, welche Eigenschaft Silber seltener und (kurzfristiger) wertvoller macht (bzw. machen sollte). Solch interne Marktgegebenheiten können den Preis über lange Strecken beeinflussen und dirigieren.

95% der jährlichen Goldförderung geht in die Schmuckindustrie und weniger als 5% verbraucht die Industrie. Der Grossteil allen gehobenen Goldes ist noch im Marktkreislauf. Bei Silber sieht die Geschichte der letzten 50 Jahre genau entgegengesetzt aus: Die gesamte jährliche Neuförderung wird von der Industrie verkonsumiert. Dem nicht genug, denn das Angebot aus der Neuproduktion reicht seit Jahren nicht mehr, um die steigende Nachfrage der Industrie zu sättigen: Das momentane Defizit von etwa 70 Millionen Unzen jährlich wird aus Lagerständen bereitgestellt. Normalerweise löst sich ein Angebot-Nachfrage-Defizit von alleine: Über den Preis. Warum wird das Defizit seit Jahren mit dem Abbau von Lagerbeständen gesättigt? Warum nicht über einen höheren Preis (=Nachfrage sinkt)? Manipulation? Vielleicht weil Silber im Gegensatz zu vielen anderen Rohstoffen preisunelastisch ist? Wie bereits im Editorial angesprochen ist Silber in den meisten Anwendungsfeldern nicht substituirbar, sprich ein steigender Preis würde die Nachfrage verhältnismässig nur schwach senken können.

Der Silberanteil im Grossteil der Produkte ist relativ gering - sowohl in Hinsicht auf die Gesamtkosten als auch auf das Gesamtprodukt. Ein ansteigender Preis würde die Nachfrage nicht effektiv stoppen können. Auf der Angebotsseite das gleiche Spiel: Da Silber grösstenteils ein Nebenprodukt aus der Förderung anderer Metalle ist, verhält sich der Preis in Verbindung mit dem Angebot nicht auf elastische Weise (steigt der Preis, so auch die Produktion). Das Produktionssausweitungspotenzial von Silber hängt primär nicht vom Silberpreis ab, sondern vom Preis der Primärmetalle. Verdoppelt sich bspw. der Kupferpreis, so wäre dies ein Grund, die Kupferförderung auszuweiten. Wenn sich der Kupfer oder Zinkpreis aber beispielsweise halbieren würde, dann wird die Produktion runter gefahren; ganz gleich ob sich der Silberpreis verdoppelt oder verdreifacht. Die Produktion und der Konsum von Primärmetallen wie Kupfer oder Zink, welche hauptsächlich von der Automobil- & elektrischen Industrie nachgefragt werden, hängen stark von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Die Nachfrage nach Kupfer, Zink oder Blei und folglich deren Produktion sinken in Rezessionszeiten wesentlich schärfer als die Nachfrage nach Silber.

Gold hat relativ wenig bedeutende Einsatzfelder in der Industrie. Silber ist eines der am vielfältigsten benutzten Metalle und hat vielfach kein konkurrierendes Substitutionsmetall. Gold wird gehoben und anschliessend gehortet. Silber wird gehoben und sofort verbraucht (und somit grösstenteils verloren). Während die überirdischen Goldbestände kontinuierlich wachsen, verringern sich die Silberbestände. Momentan gibt es etwa zehnmal soviel Gold wie Silber "auf" der Erde, wobei sich das Verhältnis täglich ausweitet.

Silber ist mittlerweile zu einem "Nebenprodukt" im Bergbau abgestiegen. Mehr als 75% des produzierten Silbers stammt aus der spezialisierten Primärförderung von Gold, Zink, Kupfer oder Blei. Der Goldpreis bewegte sich in den letzten Jahrzehnten meist in der Nähe oder über den durchschnittlichen Produktionskosten je Unze, weswegen es weltweit viele hundert Minen- und Explorationsprojekte gibt. Die spezialisierten Silberprojekte weltweit können an einer Hand abgezählt werden, weil der Silberpeis über lange Zeit drastisch unterhalb der durchschnittlichen Produktionskosten notierte. Nun drängt sich die entscheidende Frage auf, wie hoch der Anteil des noch potenziell förderbaren Silbers ist, um auf den Silberpeis Einfluss ausüben zu können. Silber wird heutzutage etwa siebenmal so oft produziert wie Gold (Im Jahre 1650 produzierte die Welt noch 44 mal soviel Silber wie Gold). Eine weitere geologische Eigenart: Je tiefer man bohrt, desto höher ist der Goldanteil im Boden. Bei Silber ist es genau umgekehrt: Das meiste Silber wird kurz unterhalb der Erdoberfläche gefunden! Somit neigt sich Silber auch in der Erdkruste dem Ende entgegen!

Ende 2002 betrug die jährliche Silberförderung 585 Millionen Unzen (1990: 518 Mio. Uz.). Auf der Angebotsseite addierten sich weitere 185 Mio. Unzen aus dem Recycling (1990: 135 Mio. Uz.). Der gesamte Industriekonsum verschlang allein 548 Mio. Unzen (1990: 499 Mio. Uz.). Silberwaren, Schmuck und Münzen machten lediglich 290 Mio. Unzen aus (1990: 220 Mio. Uz.). Dem Gesamtangebot i.H.v. 770 Mio. Uz. standen eine Gesamtnachfrage von 838 Mio. Uz. gegenüber. Das Defizit i.H.v. 66 Mio. Unzen wurde aus Silberbeständen bereitgestellt (1990: 86 Mio. Uz.). Ein solches Defizit bedeutet, dass das jährliche Produktionsangebot nicht für Investoren zur Verfügung steht. Folglich stehen nur die existierenden Lagerbestände den Investoren zur Verfügung.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"