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Nun ist auch der Blei-Hype zu Ende

07.12.2007  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt zeigte gestern eine kräftige Erholung. Die starke Aufwärtsbewegung an den US-Aktienmärkten zog den Ölpreis mit nach oben. Das Rettungspaket der US-Regierung, durch das sich die Lage am US-Immobilienmarkt entspannen soll, minderte die Angst vor einem Einbrechen der US-Konjunktur. In Nigeria, dem größten afrikanischen Ölproduzenten, wurde die Förderung von 2,1 Mio. Barrel pro Tag wegen anhaltender Unruhen und Ölfeldschließungen um 900 Tsd. Barrel reduziert. Davon entfallen 500 Tsd. Barrel auf Schließungen wegen militanter Angriffe und weitere 400 Tsd. auf technische Unterbrechungen. Das nigerianische Ölministerium machte keine Angaben, wann die Ausfälle begannen. Nigeria plant bis 2010 die Produktion auf 4 Millionen Barrel pro Tag zu steigern, was jedoch mit den Auflagen seiner OPEC-Mitgliedschaft im Konflikt stehen würde.

Aus einem Öltanker mit einer Kapazität von 2 Mio. Barrel sind heute Morgen nach der Kollision mit einem Frachtkahn über 81 Tsd. Barrel Rohöl vor der südkoreanischen Küste ausgelaufen. Sinopec teilte heute Morgen mit, dass sich die Treibstoffversorgung im Reich der Mitte wegen erhöhter Produktion und höherer Importe allmählich auf dem Weg zur Normalisierung befindet. Das Unternehmen, welches die größten Raffineriekapazitäten in Asien besitzt, wird im vierten Quartal knapp 3,38 Mio. Barrel pro Tag verarbeiten und damit 380 Tsd. mehr als geplant. Nach der gestrigen Bewegung bis 90 USD sollte der Ölpreis wieder schwächer in Richtung 85 USD tendieren.

Der Preis für Erdgas reagierte gestern positiv auf die US-Erdgaslagerbestände. Laut DOE fielen diese im Wochenvergleich um 88 Mrd. Kubikfuß, die Konsensschätzung lag lediglich bei einem Minus von 80 Mrd. Kubikfuß. Wir bleiben für Erdgas positiv gestimmt.


Edelmetalle

Die Edelmetalle konnten sich gestern ebenfalls gut erholen. Der Preis für die Feinunze Gold stieg zu Beginn des amerikanischen Handels von einem Zwischentief bei 785 USD auf knapp 805 USD. Die indischen Goldimporte fielen den zweiten Monat in Folge, nachdem der Goldpreisanstieg auf ein 27-Jahreshoch die Schmucknachfrage im größten Abnehmerland in der traditionellen Spitzensaison gebremst hat. Die Käufe im November fielen laut vorläufigen Daten der Bombay Bullion Association, welche 230 Handelsunternehmen vertritt, von 59 Tonnen im Vorjahresmonat auf 12 Tonnen. Die Importe gingen von 68 Tonnen auf 14 Tonnen zurück.

Die südafrikanische Regierung hat die beabsichtigten Steuern auf Bergbaugewinne mit Hinsicht auf die Verarbeitungskosten und die Schaffung von Arbeitsplätzen von durchschnittlich 4,5% auf 2,7% reduziert. Da jedoch diese von den Erlösen und nicht von den Gewinnen abgezogen werden sollten, dürfte die Kostenbasis in Südafrika weiter sehr hoch bleiben. Laut Frederic Panizzutti von der Schweizer Raffinerie MKS hat die physische Nachfrage nach Gold zugenommen. Er sieht in der aktuellen Bewegung nur eine kurze Korrektur und erwartet für die nächsten Monate eine Fortsetzung des Anstiegs. Zwei Tage nachdem ein Arbeiter in einer Mine von Goldfields tödlich verunglückte, starb nun ein weiterer Kumpel durch einen Felssturz in der Kloof Mine in Südafrika. Dies ist bereits der achte tödliche Unfall in de Kloof Mine seit Oktober. Es dürfte unserer Meinung nach bald wieder zu Streiks wegen der schlechten Sicherheitslage in den Minen kommen. Wir rechnen für die nächsten Tage mit einem Ende der Konsolidierungsphase bei Edelmetallen und behalten unseren positiven Ausblick bei.


Industriemetalle

Die Industriemetalle wollten sich gestern nicht von der positiven Stimmung am US-Aktienmarkt mitreißen lassen und konnten lediglich leicht zulegen. Der Bleipreis fiel sogar um knapp 8% auf 2700 USD bzw. den tiefsten Stand seit Juni dieses Jahres. Die mögliche Wiedereröffnung der geschlossenen australischen Bleimine von Ivernia lastet auf dem Markt. Der Preis enthielt eine hohe Knappheits- und Spekulationsprämie, die nun aufgrund eines negativen technischen Bildes und der Befürchtungen, dass sich mit 3% mehr Angebot die Knappheit relativ schnell in Luft auflösen könnte, stark zurückgeht. Unsere stark negative Meinung zum Bleipreis, die wir bereits bei 50%-höheren Preisen geäussert hatten, behalten wir bei.

Codelco, der größte Kupferproduzent der Welt, teilte gestern neue Expansionspläne mit. Die Alejandro-Hales-Mine soll im Jahr 2015 200 Tsd. Tonnen Kupfer produzieren. Eine Erweiterung der Andina-Mine soll die Förderung um weitere 30 Tsd. Tonnen im Jahr 2009 sowie 320 Tsd. Tonnen im Jahr 2015 steigern. Darüber hinaus sollte die El-Teniente-Mine 2009 68 Tsd. Tonnen bzw. 430 Tsd. Tonnen im Jahr 2017 an zusätzlicher Förderung beisteuern. Wir bleiben bei Kupfer nach wie vor skeptisch gestimmt.

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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