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Dollaranstieg drückt auf Rohstoffpreise

17.12.2007  |  Eugen Weinberg
Der US-Dollar konnte sich in den vergangenen drei Handelstagen deutlich erholen und notiert aktuell bei knapp 1,4450 USD je EUR. Da Rohstoffe fast ausschließlich in US-Dollar notieren, führte dies zu rückläufigen Preisen, weil die Preise in anderen Währungen stabil bleiben. Durch den starken Anstieg der Konsumentenpreise (insbesondere der Kernrate) schätzen Marktteilnehmer die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung für geringer ein, was den US-Dollar stärkte.

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Energie

Die Dollar-Stärke hat zum Wochenschluss auch den Ölpreis trotz einiger positiver Faktoren zum Wochenausklang nach unten gedrückt. Einerseits ist der Ausblick für die Heizölnachfrage in den USA für diese Woche positiv, man geht von einem um 12% höheren als üblich Verbrauch aus. Außerdem traf am Sonntag die türkische Luftwaffe mehrere Dörfer im kurdischen Nordirak an. Darüber hinaus haben auch Bodentruppen das Grenzgebiet beschossen. Der türkische Vizepremier Cemil Çiçek sagte, man werde die Angriffe fortsetzen, solange dies nötig sei. Ängste über mögliche Angebotsstörungen haben heute Morgen noch keinen Einfluss auf die Preise gezeigt. Die Netto-Longpositionen der Großspekulanten zeigten beim Rohöl nur eine geringe Abnahme um knapp 100 Kontrakte auf 46,9 Tsd. Kontrakte. Wir rechnen für die nächsten Wochen mit einem rückläufigen Ölpreis.

Der Preis für Erdgas notierte am Freitag erneut schwächer und hat damit seit Donnerstag knapp 7,5% verloren und fiel heute Morgen unter die 7-USD-Marke. Bei Erdgas dehnten sich die Netto-Shortpositionen der Großspekulanten laut CFTC weiter aus und erreichten mit 92,8 Tsd. Kontrakten einen neuen negativen Extremwert. Angesichts der extremen Positionierung der Spekulanten und einer höheren Heizungsnachfrage überwiegen derzeit aus unserer Sicht eher Risiken eines starken Anstiegs.


Edelmetalle

Die US-Verbraucherpreise stiegen im November im 12-Monatsvergleich um 4,3% und übertrafen damit sogar die Konsensprognose von 4,1%. Die Kernrate, also ohne die volatilen Faktoren Nahrung und Energie, stieg um 2,3%. Die Realzinsen in den USA sind somit derzeit negativ, d.h. die Rendite der US-Staatsanleihen bis zu 10 Jahren Laufzeit liegen unter der Veränderungsrate der Verbraucherpreise.

Der negative Realzins sollte den Goldpreis eigentlich unterstützen. Da jedoch die hohen Konsumentenpreisanstiege auch die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinsschnitte mindern und somit den US-Dollar stützen war die Reaktion bei Gold insgesamt negativ und der Preis schloss unter 800 USD je Unze. Die Netto-Longpositionen der Großspekulanten nahmen trotz des Preisrückgangs leicht um 3,5 Tsd. Kontrakte auf 171,7 Tsd. Kontrakte zu und bewegen sich damit weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Am Freitag feierte XETRA-Gold sein Handesdebüt an der Deutschen Börse.

Mit der Deutschen Börse AG ist ein weiterer Anbieter in das Geschäft mit goldbesicherten Anleihen bzw. Fonds mit physischer Goldhinterlegung eingestiegen. Wir rechnen damit, dass sich die Entwicklung fortsetzen und das Anlageinteresse an den Edelmetallen in Zukunft noch weitere erhöhen wird. Wir bleiben für den Goldpreis weiter positiv gestimmt und rechnen damit, dass sich die aktuelle Konsolidierungsformation, welche in der für Gold üblichen Dreiecks-Formation verläuft, bald nach oben auflösen wird.


Industriemetalle

Einer der größten Hedge-Fonds am Rohstoffmarkt, Red Kite, dürfte laut Investorenangaben im November 22% bzw. seit Jahresanfang bereits die Hälfte seines Vermögens verloren haben. Der Hauptfonds von RK Capital Management, welche im September noch 1 Mrd. USD verwaltete, dürfte angesichts dieser Verluste in seinen Positionen gefangen sein, womit sich die drastischen Preisbewegungen bei einigen Basismetallen erklären ließen. Im vergangenen Jahr erzielte der Fonds noch einen Gewinn von 188%. Ein weiterer bedeutender Hedge-Fonds, Touradji Capital Management, welcher über ein Volumen von 3 Mrd. USD verfügt, konnte in diesem Jahr bereits 40% an Wert gewinnen. Wir gehen davon aus, dass sich künftig noch mehr Hedge-Fonds in das Geschäft mit Rohstoff-Derivaten trauen und die Volatilitäten im Sektor weiter zunehmen werden.

Die chinesischen Importe an raffiniertem Kupfer und Kupferlegierungen stiegen laut der chinesischen Zollbehörde in den ersten 11 Monaten des Jahres um 86% gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 1,6 Mio. Tonnen. Im November betrugen die Importe 132,6 Tsd. Tonnen. Dies gepaart mit den starken Rückgängen der Lagerbestände an der SHFE in Shanghai - seit Mitte November haben sich diese mehr als halbiert - könnte den Kupferpreis kurzfristig unterstützen. Mittelfristig gehen wir von einer weiteren Preiskorrektur aus.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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