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Märkte: Keine klare Richtung an US-Feiertag - Ifo: Fast jeder zweite Selbstständige von Auftragsmangel betroffen - Bundesbank sieht Rezessionsrisiken (Monatsbericht)

20.02.2024  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet gegenüber dem USD bei 1,0770 (05:30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,0763 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 150,31. In der Folge notiert EUR-JPY bei 161,88. EUR-CHF oszilliert bei 0,9506.


Märkte: Keine klare Richtung an US-Feiertag

Die Internationalen Finanzmärkte zeigten gestern keine klare Richtung auf. Der US Handel war durch den Feiertag "President‘s Day" eingeschränkt.

Geopolitisch steht weiter Eskalation auf der Agenda, die unterschwellig belastend auf Wirtschaft und Märkte wirkt. Israel griff erstmalig Ziele weit im Libanon an. Die geplante Bodenoffensive in Rafah droht, dramatische Folgen zu forcieren. Die internationale Gemeinschaft spaltet sich in der Folge immer stärker im Umgang mit Israel. Im Ukraine-Konflikt steht die nächste Eskalationsstufe bezüglich der seitens des Westens gelieferten Waffensystemen im Raum.

Der Datenkalender war dünn. In Kanada und Finnland sank der Preisdruck im Gegensatz zu Schweden. In Basilien nahm die Wirtschaftsdynamik deutlich zu. Israels BIP sank in der Folge des Gaza-Konflikts im 4. Quartal unerwartet stark um 19,4% (Prognose -10,0) in der auf das Jahr hochgerechneten Fassung (annualisiert). Die Daten hatten keinen entscheidenden Einfluss auf das Marktgeschehen.

Positiv ist der Zinsschritt in China zu bewerten. Die Notenbank senkte den Referenzzinssatz für Hypotheken (fünfjährige Kredite) um 0,25% auf jetzt 3,95%. Mit Verbraucherpreisen bei -0,8% (Deflation) und Erzeugerpreisen bei -2,5% besteht weiterer Raum für Zinssenkungen bei Bedarf. Das Nachrichtenpotpourri aus Deutschland war einmal mehr negativ geprägt. Dank des IRA- Programms (nicht WTO-konform), aber auch wegen unzulänglicher Rahmendaten vor Ort kündigten deutsche Unternehmen 2023 Direktinvestitionen in den USA in Rekordhöhe von 15,7 Mrd. USD (185 Projekte) an (Vorjahr 8,2 Mrd. USD). Das Risiko markanter Erosion des Kapitalstocks gekoppelt mit Wohlstands- und Stabilitätsverlusten steht im Raum.

An den Aktienmärkten ergab sich ein divergentes Bild. Der Late DAX stieg um 0,06%, der EuroStoxx 50 um 0,29%, der S&P 500 um 0,23% und der Citi US Tech 100 um 0,42%. Fernost stand zumeist unter mildem Druck Stand 06:43 Uhr: Nikkei -0,25%, CSI 300 -0,46%, Sensex +0,04%. Die 10 jährige Bundesanleihe rentiert mit 2,41% (Vortag 2,39%), die 10-jährige US-Staatsanleihe mit 4,31% (Vortag 4,29%). Der USD ist gegenüber EUR, Gold und Silber kaum verändert.


Ifo: Fast jeder zweite Selbstständige von Auftragsmangel betroffen

47,9% der in der IFO-Umfrage (vierteljährlich) befragten Selbstständigen berichteten im Januar davon (45,3% per Oktober), dass sie von Auftragsmangel betroffen seien. Die Auftragspolster bei den Selbstständigen schmelzen förmlich dahin, so das IFO-Institut. Damit einhergehende Umsatzrückgänge geben Anlass zur Sorge. Die Stimmung hat sich unter den Selbstständigen zum Jahresanfang deutlich eingetrübt. Vor allem ihre Lage beurteilten sie schlechter als im Herbst. Ihre Erwartungen für das kommende halbe Jahr blieben sehr pessimistisch. Dadurch sank der Geschäftsklimaindex im Januar auf -22,6 Punkte, nach -17,5 im Dezember.

Kommentar: Die täglich einlaufenden Wasserstandsmeldungen werden latent kritischer. Das wird sich kurzfristig nicht ändern, da die Politik sich weiter verweigert, fehlgeleitete Ansätze zu korrigieren und das Vertrauen zur Wirtschaft zu beleben. Da helfen auch keine beschönigenden Monatsberichte der Bundesbank.


Deutschland: Bundesbank sieht Rezessionsrisiken (Monatsbericht)

Der Wirtschaft droht laut Prognose der Bundesbank im laufenden 1. Quartal auch wegen der Streiks eine Rezession. Es sei nicht auszuschließen, dass die Streiks die Produktion beeinträchtigten. Es gebe noch Auftragspolster in der Industrie und in der Baubranche. Sie würden jedoch schwinden (siehe oben!). Im 1. Quartal könnte das BIP etwas sinken. Mit dem zweiten Rückgang der Wirtschaftsleistung in Folge befände sich die deutsche Wirtschaft in einer technischen Rezession. Im 4. Quartal 2023 waqr das BIP um 0,3% geschrumpft.

Kommentar: Seit circa 12 Monaten bieten die Monatsberichte eine milde Verbalakrobatik, die gerne exogene Faktoren für eine temporäre Wirtschaftsschwäche heranzieht. Damit wird suggeriert, dass es sich um ein konjunkturelles Phänomen kurzfristiger Natur handelt. Die Fakten stehen dem entgegen, auch der Aufruf der Wirtschaft, "Schönfärberei" einzustellen.

Eine Dauerrezession befürchtet die Bundesbank nicht. Eine Rezession im Sinne eines deutlichen, breit angelegten und länger anhaltenden Rückgangs der Wirtschaftsleistung könnte weiterhin nicht festgestellt werden und wäre auch nicht zu erwarten.

Kommentar: Es geht doch nicht nur um die Amplitude des Rückgangs, sondern es geht auch um den relativen Vergleich. Wenn die Weltwirtschaft um 3,1% zulegt und wir als einziges großes Land nicht wachsen, ist das Ausdruck eines strukturellen und nicht eines konjunkturellen Problems! Diesbezüglich verweise ich auf das Thema Kapitalstock (Basis aller Einkommen, Notwendigkeit von Investitionen in Breite und Tiefe, nicht solitäre Leuchtturmprojekte). Wer strukturelle Probleme ignoriert, zahlt am Ende doppelt ein!

So sollte sich die Einkommenssituation und damit der Konsum der privaten Haushalte auch vor dem Hintergrund eines stabilen Arbeitsmarktes, kräftig steigender Löhne und einer abnehmenden Inflationsrate perspektivisch weiter verbessern.

Kommentar: Die Einkommenssituation ist in der Breite (Skaleneffekte) zumeist angespannt (zuvor massivste Wohlstandsverluste!). Ich verweise auf das nachfolgende IFO-Tableau bezüglich Einzelhandel und den weiter extrem schwachen GfK-Konsumklimaindex.

Weiter schreibt die Bundesbank, dass einige Belastungsfaktoren noch bestehen bleiben dürften. Die Auslandsnachfrage nach deutschen Waren sei zuletzt deutlich rückläufig gewesen. Auch dürften die Verbraucher zunächst noch zurückhaltend bei ihren Ausgaben bleiben. Die gestiegenen Finanzierungskosten dürften die Investitionen weiterhin dämpfen, während die Unsicherheit rund um die Transformations- und Klimapolitik erhöht bleibe.

Kommentar: Nahezu täglich verlagern Großkonzerne (zuletzt Miele), die Insolvenzwelle schießt in die Höhe. Das passiert alles nicht wegen der Konjunktur, sondern der Struktur und massiv erodierten Vertrauens der Wirtschaft in die Politik. Ich erwarte von der Bundesbank Klartext!


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