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Europa probt den Ernstfall für eine Nahrungsmittelkrise

08.03.2024  |  Redaktion
Wie The Business Standard und Bloomberg berichten, trafen sich letzten Monat etwa 60 Beamte der Europäischen Union und der Regierungen, Experten für Lebensmittelsicherheit, Vertreter der Industrie und einige Journalisten im Zentrum Brüssels, um sich mit einer bisher eher unwahrscheinlichen Notfallsituation zu befassen: einer ausgewachsenen Lebensmittelkrise. "Erwarten Sie ein gewisses Chaos", warnte Piotr Magnuszewski, ein Systemmodellierer und Spieldesigner, der mit den Vereinten Nationen zusammengearbeitet hat.

Die COVID-Pandemie, der Einmarsch Russlands in der Ukraine und Unterbrechungen auf wichtigen Schifffahrtsrouten haben die Versorgungsketten gestört und die Preise in die Höhe getrieben. Unbeständiges und extremes Wetter stört nun regelmäßig die Landwirtschaft. Vor diesem Hintergrund stellen sich die Beamten nicht mehr die Frage, wann eine Lebensmittelkrise eintritt, sondern wie viele Krisen sie gleichzeitig bewältigen können.

Geprobt wurde mit diesem Szenario: Wir schreiben das Jahr 2025, und es kommt zu weiteren Ernteausfällen. Diese wirken sich auf die Futtermittelpreise aus, was die Vieh- und Fischproduktion einschränkt. Einige Schiffe, die Ernten transportieren, wenden sich von Europa ab, um anderswo höhere Preise zu erzielen. Die Ausfuhrbeschränkungen für Palmöl in Asien führen dazu, dass die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln von Margarine bis Brot eingeschränkt wird.

Vorwürfe der Konzerngier, Desinformation und Verschwörungstheorien machen die Runde. Später im Jahr 2025 spitzt sich die Lage weiter zu. Diebe plündern Supermärkte. Die Polizei hat Mühe, die sich in den Städten ausbreitenden Unruhen einzudämmen. Die Menschen in Deutschland finden in den Lebensmittelgeschäften keinen Fisch und kein Fleisch mehr. Die Viehzüchter gehen bankrott.

Stresstests sind in der Bankenbranche seit der Finanzkrise gang und gäbe, während Regierungsbeamte und politische Entscheidungsträger in den USA von Zeit zu Zeit so genannte "Kriegsspiele" durchgeführt haben, bei denen es sogar um eine Pandemie ging, nur wenige Monate bevor COVID ausbrach. Tatsächlich sind nur wenige Regierungen in Europa auf die Bewältigung künftiger Lebensmittelkrisen vorbereitet, so Chris Hegadorn, ein pensionierter US-Diplomat, der den Workshop mitorganisiert hat.

"Wir haben in den letzten drei Jahren in einer Krise gelebt", meinte Hegadorn, außerordentlicher Professor für globale Ernährungspolitik an der Sciences Po in Paris. "Es gibt auf allen Ebenen noch viel zu tun. Die Krisen werden nur noch schneller und härter kommen."


© Redaktion GoldSeiten.de


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