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Öl wieder deutlich unter 100 USD

07.01.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis konnte die 100-USD-Marke trotz zweimaligen Anlaufs in der Vorwoche nicht überwinden und fiel am Freitag kräftig zurück. Die Netto-Longpositionen der Großspekulanten sind per 1. Januar kräftig um 34,2 Tsd. Kontrakte gegenüber der Vorwoche auf 87 Tsd. Kontrakte angestiegen. Dies deutet auf ein gestiegenes spekulatives Interesse über den Jahreswechsel hin und bekräftigt unsere Ansicht, dass der Anstieg der letzten Tage überwiegend spekulativer Natur war. Wir glauben, dass die spekulativen Positionen im Sog der gestiegenen Preise letzte Woche wieder kräftig zunehmen. Dies wird auch durch das rasant gestiegene Open-Interest bei Call-Optionen mit einem Basispreis von 200 USD bekräftigt, welches sich in den vergangenen zwei Monaten verzehnfachte.

CPC Corp., die staatliche taiwanesische Ölraffinerie, schloss nach einer Explosion am Samstag zwei Einheiten der Kaohsiung-Raffinerie im südlichen Taiwan. Das Unternehmen plant die Wiedereröffnung der Vakuum-Benzineinheit und des flüssigen Katalyse-Crackers im Mai.

China National Offshore Oil Corp., der drittgrößte Ölkonzern des Landes, plant den Kauf von kleinen Raffinerien sowie den Aufbau von Lagerkapazitäten in der östlichen chinesischen Provinz Shandong. Das Unternehmen möchte sich von der Exploration zur Ölverarbeitung diversifizieren, um von der erwarteten Reduktion der Treibstoffpreiskontrollen zu profitieren. Der CEO von Royal Dutch Shell, Jeroen van der Veer, sagte gestern in einem Interview, dass festzustellen sei, dass sich Regierungen jetzt bei hohen Energiepreisen einen größeren Anteil an neuen Projekten sichern wollen und die Verhandlungen dadurch viel länger als in der Vergangenheit dauern. Also führt ein höherer Ölpreis nicht unbedingt zur schnelleren Erschliessung von neuen Quellen. Auch die bereits beschlossenen Projekte verzögern sich zunehmend. So ging das Khursaniyah-Ölfeld in Saudi Arabien, welches über eine Förderkapazität von 500 Tsd. Barrel pro Tag verfügt und welches für den letzten Dezember terminiert war, noch nicht in Produktion.

Royal Dutch Shell ist darüber hinaus von der Reaktion der Nachfrage auf den hohen Ölpreis bzw. deren Ausbleiben überrascht, rechnet jedoch jetzt mit einem Nachfragerückgang. Wir glauben auch, dass die Ölpreise bereits ein kritisches Niveau überschritten haben und rechnen mit einem Rückgang der Nachfrage aus den OECD-Ländern. Wir erwarten in den nächsten Tagen eine Fortsetzung der Abwärtstendenz bei insgesamt sehr volatilem Preisverlauf.

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Der Gaspreis tendierte am Freitag gegen Handelsschluss fester und schloss über 7,80 USD. Die Netto-Shortpositionen der Großspekulanten reduzierten sich per 1. Januar im Wochenvergleich um 11 Tsd. Kontrakte auf 101 Tsd. Kontrakte. Wir erachten Erdgas nach wie vor als unterbewertet. Auch der hohe Ölpreis dürfte den Gaspreis positiv beeinflussen.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte sich zum Wochenschluss weiter über der 860er Marke halten, rutscht heute Morgen jedoch leicht darunter. Die Entwicklung des US-Dollar, insbesondere die Schwäche durch die schwachen Arbeitsmarktdaten vom Freitag, stützt den Goldpreis kurzfristig, obwohl die allgemeine Konjunkturschwäche für das Luxusgut Gold nicht unbedingt positiv ist. Die Goldproduktion in Simbabwe fiel im Jahr 2007 laut der zuständigen Bergbaukammer wegen gestiegener Förderkosten und Zahlungsverzögerungen der Zentralbank an die Produzenten um 32% auf 7,5 Tonnen. Die Netto-Longpositionen der Großspekulanten stiegen im Wochenvergleich um 15 Tsd. Kontrakte auf 199,4 Tsd. Kontrakte und sind damit weiterhin auf einem Extremwert. Wir rechnen mit einer kurzen Konsolidierung auf dem aktuellen Niveau und einer anschließenden Fortsetzung der Aufwärtsbewegung in Richtung 900 USD.


Industriemetalle

Die Industriemetalle lassen sich aktuell nicht von den schlechten Konjunkturdaten aus den USA beeindrucken, was angesichts ihrer konjunkturellen Sensibilität überrascht. Die US-Arbeitslosenquote sprang am Freitag auf 5%, der Stellenzuwachs blieb hinter der Erwartung zurück. Die Metallpreise blieben jedoch überwiegend stabil.

Der Antrag von Ivernia, die Bleiexporte vom Hafen von Fremantle nach einer Sperre von 10 Monaten wieder aufzunehmen, bekommt zunehmend Gegenwind. So möchte der Bürgermeister von Fremantle eine Petition von 3.000 Anrainern gegen diesen Antrag präsentieren. Die Entscheidung des zuständigen Ministers ist noch ausständig. Ivernia war vor der Schließung für 3% der Weltbleiexporte verantwortlich.

Die Aufhebung der 2%igen Importsteuer Chinas auf alle Kupferimporte hat für Chinesen den Einkauf von Kupfer außerhalb des Landes wieder attraktiver gemacht. Da der Import von Kupfer aus bisher Chile steuerfrei war, könnte dies nun zu einem Anstieg der Importe aus anderen Staaten führen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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