Sozialismus im Aufwärtstrend
08.01.2008 | Claus Vogt
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Neue Erkenntnis der "Wirtschaftsweisen": Die US-Geldpolitik sei zu expansiv gewesen ...Einen guten Eindruck von der Qualität der Arbeit der sogenannten Wirtschaftsweisen erhalten Sie beim Lesen folgenden Zitats: „Bei einem - für die Verhältnisse der Vereinigten Staaten eher niedrig angesetzten - neutralen Realzins von 2% zeigt sich für die amerikanische Geldpolitik eine für die Jahre 2003 bis 2005 eindeutig zu expansive Geldpolitik."
Um zu dieser - natürlich richtigen - Erkenntnis zu gelangen, musste das Komitee also zwei bis vier Jahre verstreichen lassen. Und um den Mut aufzubringen, diese Erkenntnis öffentlich auszusprechen, musste der Rücktritt des Hauptverantwortlichen dieser laxen Geldpolitik, des damaligen US-Notenbankpräsidenten Alan Greenspan, abgewartet werden. Naja.
... aber die europäische Geldpolitik sie derzeit neutral
In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres war das Geldmengenwachstum in Euroland mit 10,9% außerordentlich hoch. Auf diesen Missstand und seine Preis treibende Wirkung habe ich Sie schon mehrmals hingewiesen.
Den "Wirtschaftsweisen" ist es in ihrem Gutachten dennoch gelungen, Indikatoren zu finden, die es ihnen ermöglichen, dieses sehr hohe Geldmengenwachstum nicht kritisieren zu müssen. Diese erlauchten Experten der Politikberatung kommen tatsächlich zu dem Ergebnis, in der EU gebe es "eine leicht expansive bis neutrale Ausrichtung der Geldpolitik. (...) Insgesamt lassen somit alle Indikatoren darauf schließen, dass sich die Geldpolitik in diesem Jahr auf eine neutrale Ausrichtung zu bewegt hat."
Zu Bundesbankzeiten galt ein Geldmengenwachstum im zweistelligen Bereich als untragbarer Zustand. So ändern sich die Zeiten und die Modetrends - selbst in der Geldpolitik. Das Ergebnis zeitgenössischer Geldpolitik sehen Sie auf den beiden Grafiken, die das drastische Geldmengenwachstum der vergangenen Jahre in Europa und den USA zeigen. Das dahinter stehende geldpolitische Credo, das auch jetzt wieder laut und deutlich zu vernehmen ist, lautet: "Ökonomische Probleme können durch den von Bürokraten gesteuerten Einsatz der Gelddruckmaschine gelöst werden." Eine seriöse, der Geldwertstabilität verpflichtete Geldund Fiskalpolitik gehört weltweit längst der Vergangenheit an. Das ist natürlich die Ursache der Preissteigerungen der vergangenen Jahre, die wir alle in unserem Portemonnaie spüren, auch wenn ökonomisch ungebildete oder besonders demagogisch agierende Politiker gerne irgendwelche bösen Spekulanten zum Sündenbock machen wollen und die im Staatsdienst stehenden Statistiker beständig niedrige offizielle Inflationsraten ausweisen. Insbesondere gehen auch die dramatischen Spekulationsblasen an den Finanz- und Immobilienmärkten, die Kasinomentalität an den Märkten, auf diese Politik zurück. Die Notenbanken sind der wichtigste Teil des Problems, für dessen Lösung sie sich ausgeben.
Die Lemminge sehen also keine Inflationsgefahren
Die für Sie wichtige Information aus diesem eigentlich belanglosen Gutachten des Sachverständigenrats lautet natürlich, dass der politische Wille zu inflationieren auf einer sehr breiten Basis steht. Der bei den meisten Menschen stark ausgeprägte Herdentrieb wirkt offensichtlich selbst bei der Beurteilung der Geldpolitik Wunder. Was früher als unseriös und in höchstem Maße inflationär bezeichnet worden wäre, gilt heute eben als neutral und angemessen. Für Ihre Edelmetallinvestments ist das natürlich eine gute Nachricht.
Unsere Indikatoren deuten verstärkt auf eine Rezession hin
Im Unterschied zu der Arbeit der Wirtschaftsweisen bildet die Basis meiner Analysen die US-Wirtschaft. Mit 31% der weltweiten Wirtschaftsleistung ist sie weiterhin der Motor der Weltwirtschaft. Und eine Rezession in den USA hat bisher noch immer deutliche negative Auswirkungen auf den Rest der Welt und auch auf Deutschland gehabt. Ich kann keine überzeugenden Gründe ausmachen, warum es ausgerechnet dieses Mal anders sein soll. Als vorsichtiger Anleger folge ich den wenigen Indikatoren, die in der Vergangenheit gute Ergebnisse geliefert haben, und begegne den in jedem Zyklus anzutreffenden "Dieses Mal ist alles anders-Argumenten" mit großer Skepsis.
In den vergangenen Monaten habe ich Ihnen immer wieder wichtige Frühindikatoren präsentiert, die in der Vergangenheit verlässlich Rezessionen angekündigt haben und auch jetzt wieder hohe Rezessionsgefahren signalisieren. Dabei habe ich Sie auch mit der Problematik vertraut gemacht, dass selbst die besten mir bekannten Frühindikatoren leider sehr variable Vorlaufzeiten haben. Manchmal vergehen nur wenige Monate bis die Rezession beginnt, manchmal hingegen eineinhalb Jahre oder sogar mehr. Das ist natürlich eine lange Zeit, wenn man auf das Eintreten eines prognostizierten Abschwungs wartet; und eine geradezu unerträglich lange Zeit, wenn gleichzeitig die Börsenkurse steigen.
Index der US-Frühindikatoren erneut auf Rezessionskurs
Bereits Anfang des Jahres signalisierte dieser hervorragende Indikator ein sehr hohes Rezessionsrisiko in den USA, indem seine Veränderung drei Monate in Folge negativ im Vergleich zum Vorjahr war. Wie sie der Grafik entnehmen können, kam es dann jedoch zu einer kleinen Erholung, als der Index ganz leicht in den positiven Bereich anstieg. Eine Trendwende wurde damit zwar noch nicht signalisiert, aber eine noch genauere Beobachtung der Frühindikatoren wurde nötig. Da sich ähnliche Erholungstendenzen in anderen von mir beachteten Daten nicht zeigten, gab es keinen Grund, meine Rezessionsprognose zurückzuziehen.
Mit minus 0,5% ist der Index der Frühindikatoren jetzt wieder klar in den negativen Bereich gefallen. Die von den Permabullen und Schönrednern stets gehegten oder zumindest geschürten Hoffnungen auf eine sanfte Landung der Wirtschaft haben damit einen deutlichen Dämpfer erhalten. Es deutet alles darauf hin, dass sich die mit Abstand größte Volkswirtschaft der Welt jetzt auf dem direkten Weg in die Rezession befindet.