Peak Oil = Peak Ignorance!
14.01.2008 | Peter Boehringer
- Seite 2 -
b) Die DollarschwächeGemessen am offiziell ausgewiesenen CPI ist bei 100 USD pro Barrel nicht nur nominal, sondern auch real ein historisches Hoch erreicht. Dies deutet zwar einerseits (zurecht) auf reale Versorgungs-Engpässe hin. Andererseits kann man anhand der auch im Smart Investor bereits thematisierten wahren Inflationsraten aber durchaus zeigen, dass das Hoch von 1980 bei knapp 40 USD real eigentlich über 200 USD heutiger Kaufkraft bedeuten würde und wir somit noch immer günstig einkaufen (Abb. 2)!
Der reale Gipfel des Ölpreises -inflationiert auf Basis der "SGS-alternate-CPI"-Daten- lag 1980 bei über 200 USD heutiger Kaufkraft.
Quelle: Casey-Research, Basis-Daten zur wahren Inflation von Shadow Government Statistics (SGS)
Quelle: Casey-Research, Basis-Daten zur wahren Inflation von Shadow Government Statistics (SGS)
Gerade auch seit 2005 haben Inflation und Dollarschwäche bei der Preisverdopplung des in Dollar fakturierten Rohstoffs Öl eine nicht unerhebliche Rolle gespielt: Wir teilen nicht die gängige Meinung, nach der der Ölpreis die Inflation treibt. Natürlich ist dies mathematisch korrekt; die Kausalität gilt jedoch umgekehrt: Der hohe Ölpreis ist nicht Ursache, sondern Resultat der Dollar-Inflation! Die US-Geldmenge M3 hat sich seit 2005 um mehr als 30% erhöht2. Wir führen daher wenigstens 15 USD des Preisanstiegs der letzten drei Jahre (von 50 USD auf fast 100 USD) auf diesen monetären Effekt zurück. Der Anstieg ist durch die Förderländer bewusst in Kauf genommen oder sogar herbeigeführt worden: der Ölpreis soll real zumindest stabil gehalten werden. In Euro ist der Ölpreis geringer gestiegen - in Goldgramm gerechnet ist er sogar leicht gesunken (Abb.3)!
Während sich der nominale Rohölpreis in USD (rote Linie) seit etwa 1970 verdreißigfacht hat, verharrt er umgerechnet in Gold seit Jahrzehnten stabil zwischen knapp 2g und 4g Gold pro Barrel (gelbe Linie)
Quellen: Darstellung Paul van Eeden, Aktualisierung PBVV, Originalgrafik aus Goldmoney / J. Turk
Quellen: Darstellung Paul van Eeden, Aktualisierung PBVV, Originalgrafik aus Goldmoney / J. Turk
2004 hatten wir in unserer Analyse noch geschrieben: "Da die von den USA abhängigen arabischen Regierungen das Öl nicht in Euro fakturieren dürfen, müssen sie zum realen Erhalt ihrer Einnahmen den Ölpreis in Dollar eben hochfahren, ohne die offizielle Fakturierung des Öls in Dollar aufzugeben. Implizit fakturieren sie derzeit eher in Euro - unseres Erachtens künftig vielleicht in Renminbi oder in Goldeinheiten". Heute sieht es so aus, als ob wichtige OPEC-Staaten allmählich dazu tendieren, das Petro-Dollar-Arrangement mit den USA aufzugeben! Venezuela, der Iran und auch die Vereinigten Arabischen Emirate fordern dies bereits (bislang nicht das saudische Königshaus); offiziell ist es aber noch nicht so weit. Abbildung 3 zeigt in jedem Fall auf, worin Öl künftig (offiziell oder inoffiziell) fakturiert werden wird. Ohne geologische Förderengpässe würde Rohöl auch weiterhin etwa 4 Goldgramm pro Barrel kosten! Langfristig sind Öl-Investments damit eine gute Absicherungsvariante gegen Inflation.
c) Peak Oil
Wir schätzen somit, dass der chinesisch-indische Nachfrageeffekt und die Dollarschwäche zusammen etwa 50% des Ölpreisanstiegs der letzten 3 Jahre erklären können. Die wichtigste Ursache der Preisverdopplung und zugleich der wichtigste Preistreiber in der Zukunft liegt jedoch auf der Angebots- bzw. Ölförderseite! Eine Ausweitung der Fördermenge ist u.E. preisunabhängig (!) aus rein geologischen Gründen bald nicht mehr möglich. 2004 haben wir -ausgehend von Hunderten von Indizien und von den Studien der Association for the Study of Peak Oil & Gas- Peak Oil für die Zeit bis 2008 prognostiziert mit einer historischen Maximal-Förderung von 82-95 mbpd. Wir konkretisieren diese Prognose heute und behaupten, dass die Welt "Peak Oil" 2006 oder 2007 gesehen hat und wir die heute erreichten etwa 85 mbpd konventioneller Ölförderung (je nach Quelle und Definition) nie mehr überschreiten werden! Dazu machen wir uns explizit die Ergebnisse der ganz aktuellen aber in Deutschland medial wenig beachteten Studie der Energy Watch Group3 (EWG) zu eigen, die ebenfalls den Gipfel erreicht sieht (Abb. 4).