Doug Casey: Der Aufstieg der Soziopathen in der US-Regierung
20.07.2024
Ein internationaler Mensch lebt und handelt dort, wo er die günstigsten Bedingungen vorfindet, ohne Rücksicht auf willkürliche Grenzen. Er ist weltweit diversifiziert, hat Pässe aus mehreren Ländern, Vermögen in mehreren Rechtsordnungen und seinen Wohnsitz in einer weiteren. Er ist von keinem Land absolut abhängig und betrachtet alle Länder als Konkurrenten um sein Kapital und sein Knowhow. Das Leben als internationaler Mensch war schon immer eine interessante Möglichkeit. Aber nur wenige Amerikaner haben sich dafür entschieden, denn die USA belohnten diejenigen, die sich niederließen und Wurzeln schlugen. Sie wurden sogar besser belohnt als in jedem anderen Land der Welt, so dass es keinen zwingenden Grund gab, ein internationaler Mensch zu werden.
Die Dinge ändern sich jedoch, und verwurzelt zu sein wie eine Pflanze - zumindest wenn man die Wahl hat - ist eine suboptimale Strategie, wenn man nicht nur überleben, sondern auch gedeihen will. Im Laufe der Geschichte ist fast jeder Ort irgendwann gefährlich für diejenigen geworden, die dort festsaßen. Jetzt könnte Amerika an der Reihe sein.
Für diejenigen, die das Leben eines internationalen Menschen annehmen können, ist es nicht mehr nur eine interessante Lebensstilentscheidung. Es ist zumindest eine vermögenswahrende Entscheidung geworden, und es könnte eine lebensrettende Entscheidung sein. Dennoch verstehe ich Ihr Zögern, etwas zu unternehmen; das Ausreißen der eigenen Wurzeln (oder zumindest das Verpflanzen einiger von ihnen an einen neuen Ort) kann für einen Menschen fast genauso traumatisch sein wie für ein Gemüse.
Wenn ein intelligenter Beobachter die wirtschaftliche und politische Landschaft der Welt betrachtet, muss er beunruhigt, ja sogar bestürzt und ein wenig erschrocken sein über die Schwere und Anzahl der Probleme, die sich am Horizont abzeichnen. Wir sind konfrontiert mit wirtschaftlicher Depression, drohendem Finanzchaos, schwerwiegender Währungsinflation, belastender Besteuerung, lähmender Regulierung, einem sich entwickelnden Polizeistaat und, was am schlimmsten ist, mit der Aussicht auf einen großen Krieg. Es scheint fast unglaublich, dass all diese Dinge die USA betreffen könnten, die historisch gesehen das Land der Freien waren.
Wie sind wir hierher gekommen? Man kann argumentieren, dass die Dinge aufgrund von Fehlkalkulationen, Unfällen, Unachtsamkeiten und ähnlichem schief gelaufen sind. Diese Faktoren haben eine Rolle gespielt, aber sie sind unbedeutend. Eine potenzielle Katastrophe im großen Stil kann nicht das Ergebnis von Zufällen sein. Wenn Dinge im großen Stil schief gehen, ist das nicht nur Pech oder Unachtsamkeit. Es liegt an schwerwiegenden charakterlichen Mängeln bei einem oder vielen - oder sogar allen – Akteuren. Gibt es also eine Grundursache für all die von mir genannten Probleme? Wenn wir sie finden können, können wir daraus schließen, wie wir persönlich am besten auf die Probleme reagieren können.
In diesem Artikel werde ich argumentieren, dass insbesondere die US-Regierung von der falschen Art von Menschen überrannt wurde. Es handelt sich um einen Trend, der schon seit vielen Jahren im Gange ist, aber jetzt einen Punkt erreicht hat, an dem es kein Zurück mehr gibt. Mit anderen Worten, eine Art von moralischer Fäulnis hat sich so weit ausgebreitet, dass sie institutioneller Natur ist. Es wird daher keine ernsthafte Änderung der Richtung geben, in die sich die USA bewegen, bis eine echte Krise die bestehende Ordnung zu Fall bringt. Bis dahin wird sich der Trend noch beschleunigen.
Der Grund dafür ist, dass eine bestimmte Klasse von Menschen - Soziopathen - jetzt die Kontrolle über die wichtigsten amerikanischen Institutionen hat. Ihre Überzeugungen und Einstellungen sind im gesamten wirtschaftlichen, politischen, intellektuellen und psychologischen/spirituellen Gefüge der USA verankert.
Was bedeutet das für Sie als Einzelperson? Das hängt von Ihrem Charakter ab. Gehören Sie zu der Sorte Mensch, die "mein Land unterstützt, egal ob es richtig oder falsch ist", wie die meisten Deutschen in den 1930er und 1940er Jahren? Oder die Art, die sich vor der Pflicht drückt, Mördern zu helfen? Die Art von Passagier, die mit dem Schiff untergeht? Oder der Typ, der seine Weste anzieht und nach einem Rettungsboot Ausschau hält? Derjenige, der die Händler unterstützt, die das fairste Angebot machen? Oder derjenige, der sich von schrillen TV-Werbespots verführen lässt?
Was der Aufstieg der Soziopathen bedeutet, ist keine akademische Frage. Im Laufe der Geschichte war diese Frage eine Frage von Leben und Tod. Das ist ein Grund für das Wachstum Amerikas; jeder Amerikaner (oder jeder Ex-Kolonialist) hat Vorfahren, die sich mit dieser Frage auseinandersetzten und beschlossen, sich selbst zu entwurzeln, um in ein Land mit besseren Aussichten zu gehen. Die Verlierer waren diejenigen, die diese Frage bis zur letzten Minute aufgeschoben haben.