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Goldpreis kratzt am Allzeithoch – Dollar schwach

14.08.2024  |  Markus Blaschzok
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Zentralbanken kaufen im Juni mehr Gold

Im Juni meldeten Zentralbanken über den IWF und andere öffentliche Quellen einen Nettokauf von 12 Tonnen Gold. Die Nachfrage war in diesem Monat eher moderat, da Bruttokäufe von insgesamt 31 Tonnen durch Bruttoverkäufe von 18 Tonnen nahezu ausgeglichen wurden.

Zentralbanken aus Schwellenländern waren erneut die treibende Kraft hinter diesen Bewegungen. Die Zentralbank von Usbekistan und die Reserve Bank of India erhöhten im Juni ihre Goldreserven jeweils um 9 Tonnen, was auf eine anhaltende strategische Diversifikation ihrer Währungsreserven hindeutet. Auf der anderen Seite war die Monetary Authority of Singapore der größte Verkäufer und reduzierte ihre Goldreserven um 12 Tonnen. Dies könnte auf eine taktische Neuausrichtung im Rahmen ihrer Portfoliostrategie hinweisen.

Im bisherigen Jahresverlauf 2024 zeigt sich weiterhin eine starke Nachfrage nach Gold seitens der Zentralbanken, obwohl die Volumina der Bruttokäufe und -verkäufe im Vergleich zum Vorjahr etwas geringer ausfallen. Besonders bemerkenswert ist, dass Schwellenländer erneut die Hauptakteure sowohl bei den Käufen als auch bei den Verkäufen sind. Dies unterstreicht den anhaltenden Trend, dass diese Länder Gold als wichtiges Instrument zur Absicherung gegen globale wirtschaftliche Unsicherheiten und zur Stärkung ihrer Währungsreserven nutzen. Die vorsichtige Balance zwischen Käufen und Verkäufen deutet darauf hin, dass die Zentralbanken strategisch auf die sich verändernden globalen Finanzmärkte reagieren.


Weltweite Goldnachfrage fällt im 2. Quartal deutlich – OTC-Käufe unbekannter Herkunft waren für den Preisanstieg verantwortlich

Wenn das World Gold Council (WGC) titelt, die weltweite Goldnachfrage sei im zweiten Quartal stark gewesen und im Jahresvergleich um 4% auf 1.258 Tonnen angestiegen, so ist diese Aussage irreführend. In Wahrheit sank die Goldnachfrage im 2. Quartal im Jahresvergleich um 6% auf 929 Tonnen, wobei es Nachfragerückgänge in allen Bereichen gab, insbesondere ein starker Rückgang des Schmuckverbrauchs.

Da der Goldpreis in dieser Zeit jedoch stark war, muss es ein Defizit gegeben haben und Nachfrage von irgendwo anders hergekommen sein. Da die eigenen Umfragen, Schätzungen und Berechnungen des WGC nicht zu der Preisentwicklung passen, werden außerbörsliche OTC-Käufe in Höhe von 329,2 Tonnen hinzugedichtet, um diese Lücke zu schließen. Dadurch kommt man auf einen geschätzten Anstieg der gesamten Goldnachfrage um 4% gegenüber dem Vorjahr auf 1 258 Tonnen, was das höchste zweite Quartal in der Datenreihe des WGC seit 2000 ist.

Man sollte sich immer bewusst machen, dass es sich bei dem fundamentalen Research zu den Angebots- und Nachfrageströmen von Gold, Silber, Platin und Palladium immer nur um grobe Schätzungen handelt, da Angebot und Nachfrage weltweit nur statistisch geschätzt, aber nicht wirklich beobachtet werden können.

Es ist daher eher die Regel, dass die Schätzungen und Prognosen überhaupt nicht mit der Preisentwicklung der Edelmetallpreise korrelieren, wie die letzten beiden Jahrzehnte zeigten. Man sollte daher niemals aufgrund dieser fundamentalen Einschätzungen eine Position am Markt eingehen. Sie können eine Marktanalyse bestenfalls ergänzen und einen guten Eindruck für die Zusammenhänge des Marktes verschaffen, doch niemals ein Mittel der Preisprognose sein. Folgend einige Highlights aus dem neuesten Quartalsbericht des World Gold Councils.

Während der hohe Goldpreis im zweiten Quartal den Schmuckkonsum beeinträchtigte und das Volumen im Jahresvergleich um 19% auf ein Vierjahrestief von 391 Tonnen sank, stiegen die Nettogoldkäufe der Zentralbanken um 6% auf 184 Tonnen an. Die weltweiten Bestände der börsengehandelten Goldfonds fielen im zweiten Quartal um 7 Tonnen, was einen positiven Kontrast zu dem Rückgang von 21 Tonnen im Vorjahreszeitraum darstellt. Die Nachfrage nach börsengehandelten Goldfonds in Industrieländern bleibt gering, da die Preise bis zum Jahr 2024 stark gestiegen sind. Dennoch deuten die weniger sichtbare außerbörsliche Nachfrage und die solide Sekundärmarktaktivität auf ein vorhandenes Anlegerinteresse hin.

Gold gilt als Absicherung gegen Inflation und wirtschaftliche Unwägbarkeiten, aber steigende Zinssätze mindern tendenziell die Attraktivität des Edelmetalls. Auch der gestiegene Goldpreis und das sich verlangsamende Wirtschaftswachstum belasten die Stimmung der Verbraucher, so der WGC. In China, dem Hauptabnehmerland für Goldschmuck, sank die Nachfrage im zweiten Quartal auf 86 Tonnen, was einem Rückgang von 35% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dies stellt einen Rückgang von 46% unter den Zehnjahresdurchschnitt dar und markiert das schwächste zweite Quartal seit 2009.

Auch in Indien belasteten die Rekordgoldpreise die Nachfrage nach Goldschmuck im zweiten Quartal, die im Jahresvergleich um 17% auf 107 Tonnen zurückging. Dies ist das schwächste zweite Quartal seit dem zweiten Quartal 2021, als die Welt unter den Lockdowns litt. Das WGC glaubt, der Verbrauch werde sich in der zweiten Jahreshälfte 2024 verbessern, da eine Korrektur der lokalen Preise nach einer drastischen Senkung der Einfuhrsteuern erwartet wird. Insgesamt belief sich die Nachfrage nach Goldschmuck im ersten Halbjahr auf 271 Tonnen, 17% weniger als im Vorjahr und der niedrigste Stand seit dem ersten Halbjahr 2020.

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Die weltweiten Einzelhandelsinvestitionen in Barren und Münzen gingen um 5% auf 261 Tonnen zurück, was hauptsächlich auf die schwache Nachfrage in westlichen Märkten zurückzuführen ist. Die Chinesen verbuchten hingegen mit 80 Tonnen die stärkste Nachfrage nach Münzen und Barren seit 2013.

Der Einsatz von Gold in der Technologie stieg hingegen im Jahresvergleich um 11%, da der Trend zur künstlichen Intelligenz die Nachfrage in diesem Sektor weiter beflügelt.

Während die Gesamtnachfrage deutlich fiel, stieg das Gesamtangebot im zweiten Quartal um 4% gegenüber dem Vorjahr an, aufgrund einer starken Minenproduktion von 929 Tonnen, was ein Allzeithoch für ein zweites Quartal in der WGC-Datenreihe ist, die bis ins Jahr 2000 zurückreicht. Auch das Angebot aus dem Recycling stieg um 4% auf 335 Tonnen an, womit das Volumen im ersten Halbjahr bei 684 Tonnen lag.


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