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Friedrich Retzsch (1779-1857): "Die Schachspieler"

07.09.2024  |  Nicht von Belang
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Die verborgene Sprengkraft

Betrachten wir zunächst nüchtern und frei von Vorurteilen das Gemälde. Was ist offensichtlich und erhaben?

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Ähnlich, aber nicht das Original-Gemälde "Die Schachspieler"
© Wikimedia Commons

Fragwürdige Kopien, bezogen auf das Original: siehe u.a. Link, Link, Link


a) Der linke Darsteller

Weder der Name des Gemäldes, noch die Darstellungsart des Spielers lassen vermuten oder erkennen, dass es sich bei jener Gestalt um den Teufel selbst oder eine ähnliche finstere, seelenlose Kreatur handeln könnte. Ganz im Gegenteil. Für seine Zeit ist er unauffällig, wie auch vornehm gekleidet, scheint das Schachspiel aus dem Effeff zu beherrschen. Letzteres war zur damaligen Zeit größtenteils nur der gebildeten Bevölkerungsschicht vergönnt.

Die sein Haupt schmückende Zipfelmütze wirkt auf den Betrachter teils arrogant und hochnäsig. Seit der Ritterzeit war das Abnehmen der Kopfbedeckung (das "Ziehen des Hutes") ein Zeichen des Respekts und gleichzeitig eine Geste "Ich komme in Frieden"...

Ein nicht abgelegter Umhang (Mantel) könnte signalisieren, dass er nicht beabsichtigte lange zu verweilen, da er von sich überzeugt und siegessicher ist. Der unten links abgebildete Totenkopf (der auf einigen Reproduktionen fehlt) könnte andeuten, zu welcher Fraktion dennoch jener Zeitgenosse zu zählen ist. Das Schwarz seiner Spielfiguren ist dabei nur das Sahnehäubchen bzw. der Punkt auf dem i.


b) Der Hund

Heutzutage ist der Hund für viele der beste Freund, aber das war nicht immer so! Anhand vieler Bibelstellen (Link) wird deutlich, welche Geringschätzung zur damaligen Zeit dem Vierbeiner entgegengebracht wurde. Er galt als unreines, unberechenbares und wertloses Tier, welches gemieden und vertrieben wurde. Hunde waren die blutrünstigen, hungrigen Aasfresser der Städte, die alles fraßen, was die Bewohner als Abfall auf die Straße warfen.

Der Wolf, ein Verwandter des Hundes, lebt u.a. noch heute in den Steppen von Palästina, Syrien und des Westjordanlands. Im Alten, wie auch im Neuen Testament steht das Tier (Link) als Metapher für das Böse und wird mit Habgier, Unersättlichkeit sowie Bedrohung assoziiert. (Siehe u.a.: Frevler/Gerechtem in Psalm 37 ("Das scheinbare Glück der Frevler", Link) oder der Wolf/das Lamm in Jesaja 11,6 (Link). In deutschen Märchen ist seine Hinterlistigkeit u.a. in "Der Wolf und die sieben Geißlein" zu finden. In neueren Werken (Filmen) mutiert er zum Werwolf.

Der neben seinem Herrchen sitzende Vierbeiner ist der "Beschützer" des Zipfelmützenträgers, der ihm als Kompagnon zur Seite steht. Anhand der Szenerie lässt sich aber auch ableiten, dass der Spieler lediglich ein Vasall der Dunkelmächte und nicht Satan selbst ist, da dieser auf einen vierbeinigen "Bodyguard" nicht angewiesen wäre.


c) Der rechte Darsteller

Die Kleiderordnung des Kontrahenten ("Jüngling") lässt maximal den Schluss zu, dass er aus einem vornehmen Haus stammt. Das jugendliche Aussehen und die Gesichtszüge deuten auf Unentschlossenheit, auf ein nicht vorhandenes Selbstvertrauen sowie fehlende Routine/Erfahrung hin.

(Das auffällige Rot seiner Kleidung ist nur auf den Reproduktionen zu finden. Ob diese Farbwahl absichtlich gewählt wurde, spielt letztendlich keine Rolle, weil es in dieser Abhandlung um das Originalgemälde und dessen verborgene Botschaft geht und nicht um die des Fälschers.
Analog die rötliche Hutfeder des linken Darstellers, die auf dem Original eher an eine Sichel erinnert, als an eine Feder
!)


d) Das Spielbrett

Ein Schachbrett besteht aus je 32 weißen und schwarzen Feldern. Zu Spielbeginn sind insgesamt 32 Figuren vorhanden. Die Ausgangsbedingungen sind damit für beide Seiten gleich. So lange ein Spiel andauert, hat weder der Eine noch der Andere gewonnen. Allgemein bekannt: Selbst in einer vermeintlich aussichtslosen Situation ist jederzeit ein Schachmatt (oder Remis) möglich.

Ob die geschlagenen 13 weißen und die 7 schwarzen Schachfiguren der gemalten Schachszene oder die entsprechenden verbliebenen auf dem Schachbrett eine Andeutung/Hinweis darstellen, soll vorerst dem Forschungsdrang des Lesers überlassen bleiben. Nur so viel: Ein "Jüngling“ bzw. "der reiche Jüngling" taucht mehrfach in der Bibel auf.


e) Der Tisch und die Spinne

Im Gegensatz zum quadratischen Spielbrett ist der Tisch rechteckig. Am langen Ende steht der erhabene Engel der minimalistischen Spinne gegenüber. Auch hier finden wir wieder die schwarz-weiß Andeutungen beider Lager. Die schwarze Spinne, die scheinbar aus dem dunklen Totenreich kommt (siehe Verzierung unter der Tischplatte: Schädel & Teilskelett (Hinweis: teils auf den Kopien anders dargestellt)), erklimmt von unten kommend die weiße Tischplatte. Der Störenfried kann zumindest der Ablenkung beschuldigt werden.

In der biblischen und auch in den griechisch-römisch antiken Traditionen wird die Spinne auf eine Stufe mit dem Teufel und der Schlange gestellt. Das teuflische Wesen ist gleichzeitig ein Symbol für die Nichtigkeit alles Irdischen, da ihre Netze durch einen Windhauch zerstört werden können.

Diese jahrtausendealte religiöse Aussage deckt sich auch mit der "Pfennig-Magazin"-Beschreibung, die den krabbelnden Günstling als Diener und Handlanger den Dunkelmächten zuschreibt.


f) Die beiden Säulen und Eidechsen

Sockel oder Pfeiler dienen der Lastaufnahme, sie stützen oder tragen etwas. Die Gemäldekopie zeigt links und rechts einen eckigen Sockel mit je einer darauf senkrecht stehenden Säule. Was beide tragen bzw. welche Funktion sie haben, ist jedoch nicht ersichtlich.

Dafür sind zwei kopfüber hängende Eidechsen zu sehen, die aufgrund ihrer schieren Größe eher an Galapagos-Meerechsen erinnern. Kurios ist ihre unnatürliche, gekrümmte Körperhaltung. Würde man diese weiterführen, würden sich beide Tiere zu einem Halbbogen vereinen. Interessant ist weiterhin, dass die Vorderfüße nicht nur die Säule, sondern auch den Sockel berühren (Verbindung, Verlängerung?).

Im Gegensatz zu anderen Kriechtierarten (wie Schlangen) werden die heimischen Eidechsenarten positiv assoziiert, da sie sich u.a. von Insekten und Ungeziefer ernähren, einschließlich von Spinnen. Das deckt sich auch mit der Bibelaussage im "Buch der Sprichwörter" Kapitel 30,28 (Link), Zitat: "Eidechsen fängst du mit der Hand / und doch wohnen sie in Königspalästen."

Sockel, Säulen oder ein Torrahmen benötigen Fundamente. Ein eingehängtes Tor grenzt etwas ab. Was es abgrenzt oder wem jenes gehört, steht manchmal auf dem Türschild oder der Klingel. Wer heutzutage eine Ortschaft verlässt, findet beim Überqueren der Stadtgrenze (früher das Stadttor) ein Ortsausgangsschild vor. Ein derartiges Hinweis-/Orientierungsschild hat der Maler auch auf seinem Gemälde verewigt.

… Für ihn war dieses Puzzelteil so bedeutend, dass es ca. 40% (!) der Bildfläche einnimmt. Damit stellt es das größte Einzeldetail des Gemäldes dar, was aber kurioserweise (wie bereits erwähnt) nur auf dem Original (und daher nicht auf der oben gezeigten Reproduktion) zu sehen ist.

PS: Der ungeschriebene Ehrenkodex von Gemäldefälschern setzt eine exakte, nahezu nicht zu unterscheidende Kopie vom Original voraus. Wie werden Leute bezeichnet, die ein ähnliches Bild malen (bzw. es beauftragen), mit der Absicht, den Titel des Kunstwerkes und den Namen des Malers zu missbrauchen, um ihm das Fake-Gemälde als angebliches Original unterzujubeln?


g) Der Engel

Engel können laut der Esoterik/Religion in fünf Kategorien eingeteilt werden. Dies wären: Seraphim, Cherubim, Erzengel, Schutzengel sowie gefallene Engel. Der Abgebildete könnte einen Schutzengel darstellen oder einen Engel, der als Wächter und Führer dient.

Wie wir dank der Anekdote wissen, könnte der Jüngling mit dem Folgezug seinen Gegner Schachmatt setzen. Wäre angesichts des unverhofften Sieges eine gewisse Erleichterung, Optimismus, wenn nicht Euphorie in seiner Mimik angebracht?

Jeder von uns hat schon einmal eine schwangere Frau oder einen Mann mit einem Bierbauch gesehen. Aber bei einem Engel? Hat der sächsische Weingeist dem Künstler beim Malen alle Sinne vernebelt?

Die Verschränkung der Hände könnte Neutralität symbolisieren – ihm, dem Engel sind die Hände gebunden! Aber warum? Es geht doch um Gut und Böse und darum, dass das Gute siegen sollte! Oder? NEIN, um all diese Dinge geht es gar nicht…


h) Die Anordnung, Gliederung und Aufteilung des Gemäldes

Die Redewendung "Wer am längeren Hebel sitzt" drückt ein ungleiches Kräfteverhältnis zugunsten einer Seite aus. Künstlerische Ausdrucksformen bedienen sich daher gern der Größen- oder Längenproportionen, wie auch der Farb-/Kontrastwahl.

Die Proportionen bzw. Anordnung beider Spieler lassen keinen markanten Schluss zu - beide sind gleich (!) dargestellt, in der Theorie können beide gewinnen. Werden die anderen Akteure (Engel & Spinne) involviert, wendet sich das Blatt. Am längeren (!) Tischende stehen sich die unscheinbare schwarze Spinne unten (!) und der erhabene weiße Engel oben (!) gegenüber. Die helle Tischplatte berührt das weiße Engelsgewand. Zudem krabbelt die schwarze Spinne auf der weißen/hellen Tischoberfläche. Zwei ganz wichtige Details.

Die Szenerie (auf dem Original) weist keine einzige Lichtquelle (Fenster, Lampe oder Kerze) auf. In einem unbeleuchteten Raum wäre eine Spielaustragung so unmöglich. Dennoch ist das Spielbrett (die Arena) erhellt dargestellt. Wer es bzw. wodurch es erleuchtet wird, ist leider erneut nur auf dem Originalgemälde ersichtlich. Die angewendete Schwarz-Weiß-Symbolik des Künstlers setzt sich in Form eines Hell-Dunkel-Kontrasts fort.


i) Andeutungen des Malers?

Die erste Vermutung (Frage) betrifft den Engel (siehe vorletzten Punkt): Könnte der Maler mit dem "Bierbauch" eine symbolische "Schwangerschaft" andeuten? Ist die neue, andere Welt (Stichwort: Aufstieg) in Form des Alphas (Neubeginn) nicht nur im Entstehen, sondern bereits weit fortgeschritten? Die schützenden Hände auf den Bauch würden dann zweifelsohne einen Sinn ergeben. Analog zu einer werdenden Mama, die ihr Ungeborenes schützt und mit ihm in Kontakt steht.

Das Wort Geburt wurde über die Jahrhunderte hinweg unterschiedlich definiert. Da der Fokus dieser Abhandlung auf die Zukunft abzielt, kann der personenbezogene Eintrag ins Geburtenregister vernachlässigt werden. Was übrig bleibt ist der biologische Vorgang des Gebärens, der mit den Wehen einsetzt und dem Durchtrennen der Nabelschnur endet. Im Gegensatz zur Annahme der Eltern, dass die Geburt ihres Sprösslings einem Zeitpunkt entspricht, erstreckt sich die Definition des Wortes für Juristen und Mediziner richtigerweise über einen Zeitraum! (Dazu später mehr.)


j) Andeutungen der Fake-/Auftragsmaler?

Bekanntermaßen haben sämtliche Reproduktionen/Kopien eins gemeinsam: auf allen fehlt ausnahmslos das allerwichtigste Detail. Auffällig ist aber auch, dass alle übrigen Einzelheiten mal korrekt, mal falsch dargestellt wurden oder gänzlich fehlen. In Summe gleicht daher keine Kopie der anderen - welch ein verräterisches Paradoxon!

Um die Korrektheit wahren zu können, werden ab sofort die beiden nicht zutreffenden Begriffe "Kopie" bzw. "Reproduktion" durch "Falsifikat“ ersetzt. "Wikipedia (Link) schreibt hierzu: "Falsifikate sind Objekte (oder Informationen) die zur Täuschungsabsicht hergestellt oder bearbeitet wurden. ... Aber auch frei erfundene Produkte eines Herstellers, Objekte von Künstlern oder Aussagen von Politikern/Schriftstellern fallen in diese Kategorie.“

Obwohl bereits angemerkt wurde, dass der Fokus stets auf dem Original liegen sollte, möge die sprichwörtliche Ausnahme der Ausnahmen nicht unerwähnt bleiben…

Das oben gezeigte, sehr weit verbreitete Falsifikat des Originalgemäldes sticht unter allen anderen aufgrund der schwarzen Umrandung des Engels hervor. Diese "Einfriedung", die malerisch nicht von Nöten wäre, noch dazu in dieser ausgeprägten massiven Form, kann fast kein Zufall sein. Eine derartige Darstellungsweise könnte symbolisch eine Unterwerfung (Einkerkerung) des Lichts durch die Dunkelheit andeuten. Aber nicht nur das, die Göttlichkeit so zu verhöhnen, stellt einen Affront gegen den Erfinder und Rechteinhaber des Spiels dar.

Wir werden wohl nie erfahren, ob der unbekannte Künstler des Falsifikats mit dieser etwaigen schwarzmagischen Nuance auf seinen Auftrageber verweisen und/oder ob er einen Hinweis hinterlassen wollte, dass es sich bei jenem Bild nur um ein "Fake" handeln kann.



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