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Märkte: "Rot" die Farbe des Moments - BDI sieht "fundamental verschlechterte" Rahmenbedingungen

07:27 Uhr  |  Folker Hellmeyer
Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,1081 (05:28 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1066 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 142,77. In der Folge notiert EUR-JPY bei 158,21. EUR-CHF oszilliert bei 0,9367.


Märkte: „Rot“ die Farbe des Moments

An den Finanzmärkten dominiert "Rot" als die Farbe des Moments. Offenbar gibt es eine klare Liquiditätspräferenz an den Finanzmärkten. Die Kurzformel lautet aktuell "Cash is king!" Die letzten Tage zeigt sich an den Aktienmärkten eine gewisse Ermüdung. Das Thema Zinssensitivität verlor an den Märkten an Attraktivität. Zinssenkungen per September sind mittlerweile voll eingepreist. Dem Thema Konjunkturentwicklung wurde sukzessive mehr Raum in der Diskontierung eingeräumt. Eine Topbildung zeichnete sich ab. Am Freitag wurde den Märkten dann Munition für einen Abverkauf geliefert.

Das Daten- und Nachrichtenpotpourri war nicht erbaulich. Allen voran der US-Arbeitsmarktbericht belastete. Die Zahl neu geschaffener Stellen verfehlte die Prognose und die beiden Vormonatswerte wurden um 86.000 Jobs nach unten revidiert. Was einmal stark aussah, war sehr viel schwächer. Die Nachrichtenlage aus Deutschland bleibt ernüchternd (DIW, BDI). Der unerwartete Einbruch der deutschen Industrieproduktion war gleichfalls nicht hilfreich. Auch Frankreichs Industrieproduktion fiel stärker als zuvor unterstellt. Positive und starke BIP-Daten aus Griechenland waren und sind global zu unbedeutend. Sie belegen aber, dass Reformen hilfreich sind (Aristoteles, er wartet auf Deutschland!).

Aus China erreichten uns dagegen positive Datensätze. Devisenreserven reüssieren auf dem höchstem Niveau seit Ende 2015 und die Inflation ist kaum gegeben.

Aktienmärkte: Late Dax -1,80%. EuroStoxx 50 -1,92%, S&P 500 -1,68%, Dow Jones -1,03%, US Tech 100 -2,70%

Aktienmärkte in Fernost Stand 06:42 Uhr: Nikkei (Japan) -1,25%, CSI 300 (China) -1,06%, Hangseng (Hongkong) -2,01%, Sensex (Indien) -0,04% und Kospi (Südkorea) -0,52%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,17% (Vortag 2,21%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 3,75% (Vortag 3,72%) abwirft.

Devisenmärkte: Der USD war an den Märkten gefragt und konnte gegenüber dem EUR leicht als auch stärker gegenüber Gold und Silber zulegen.


Deutschland: BDI sieht "fundamental verschlechterte" Rahmenbedingungen

Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) mahnt angesichts der Krise bei Volkswagen Reformen an. Die Probleme am Standort Deutschland seien offenkundig, und derzeit habe man noch nicht den Eindruck, dass die Politik hinreichend verstanden hätte, zumindest nicht in der Reaktion, die sie zeige, so der BDI-Präsident. Das belaste die Industrie in weiten Teilen, nicht nur einzelne Unternehmen.

Kommentar: Volkswagen mag dem BDI eine Steilvorlage bieten. Dem ist nicht zu widersprechen. Die Offenkundigkeit der Probleme wurde vom BDI erst spät erkannt (seit 18 Monaten, kritische Stimmen, die faktenbasiert waren, wurden vom BDI und anderen Verbänden über Jahre "locker" überhört). Zuvor war die politische Willfährigkeit (diplomatischer Ausdruck), insbesondere in den Jahren unter Kanzlerin Merkel zu ausgeprägt (Etablierung von Echokammern, Kritiklosigkeit). Auch das ist ein Grund, warum die "Politik" bisher kaum oder bestenfalls tentativ und spät reagiert.

Der BDI-Chef kritisierte viel zu hohe Energiepreise im internationalen Vergleich, ausufernde Bürokratie, hohe Steuern und eine unzureichende und teils unzuverlässige öffentliche Infrastruktur. Fundamental verschlechtert haben sich in Deutschland zuletzt wichtige Rahmenbedingungen.

Kommentar: Sie kennen die hier gebetsmühlenartig vorgetragenen Argumentationen seit Jahren, die in jüngerer Zeit ein Echo bei BDI & Co. erzeugen. Es muss sich schnell etwas an den Rahmendaten ändern. Ansonsten kommt es täglich weiter zu Substanzverlust mit der Folge von Zukunftsverlust als auch politischem Stabilitätsverlust (korreliert!)!

Echokammern, insbesondere die der ideologischen Ausprägung, müssen zum Relikt der Vergangenheit werden, denn Ideologie hat diesem Land noch nie gut getan! Die Aktualität belegt diese Tatsachen. Von Platz "1" der EU auf den letzten Platz in 10 Jahren: "Chapeau!" Realitätsnähe, Pragmatismus, Lösungsorientiertheit und Mut sind die gefragten Eigenschaften! Das gilt für alle Politikfelder (Innenpolitik, Wirtschaftspolitik, Finanzpolitik und Außenpolitik).


Deutschland: Das DIW reiht sich ein

Die Wirtschaft schafft dem DIW-Institut zufolge in diesem Jahr kein Wachstum mehr. Das BIP werde nur auf dem Niveau von 2023 verharren (Prognose bisher 0,3%), Im nächsten Jahr dürfte das BIP um 0,9% (bisher 1,3%) zulegen. Erst 2026 dürfte es mit einem BIP-Anstieg von 1,4% wieder spürbar bergauf gehen.

Kommentar: Nett, dass sich das sehr regierungsnahe DIW quantitativ den Realitäten stellt. Gleichzeitig wiederholt man die Praxis der jüngeren Vergangenheit, Hoffnungswerte zu prognostizieren, die nicht mit dem Kapitalstockverzehr (Grundlage für nachhaltiges Wachstum, reales Einkommenswachstum) korrespondieren.

Die Stimmung sei schlechter als die wirtschaftliche Realität, betonte DIW-Präsident Fratzscher.

Kommentar: Nein, Herr Fratzscher, die Stimmung nähert sich der Realität an, da die Konsequenzen der Politik die Unternehmen und die Menschen sukzessive erreichen!


Kanzler Scholz dringt auf intensivere Friedensbemühungen im Ukraine-Konflikt

Kanzler Scholz sagte, dass man sich intensiver als bisher um Friedenslösungen im Ukraine-Konflikt bemühen müsse. Er sei überzeugt, dass jetzt der Moment sei, in dem man darüber diskutieren müsse, wie man aus dieser Kriegssituation zügiger zu einem Frieden komme. Man sei sich einig, dass auch Russland an der nächsten Friedenskonferenz teilnehmen müsse.

Kommentar: Verbal geht das in die richtige Richtung. Nun muss aus "verbal" real werden!


Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden

Eurozone: Deutschlands Industrieproduktion sinkt unerwartet stark!

Die finale Berechnung des BIP der Eurozone lieferte einen Anstieg im Quartalsvergleich um 0,2% (Prognose 0,3%) und im Jahresvergleich um 0,6% (Prognose 0,6%). Die Gesamtbeschäftigung in der Eurozone lag per 2.Quartal gemäß finaler Berechnung bei 168,33 Millionen (vorläufiger Wert 168,40 Millionen).

Deutschland: Die Industrieproduktion sank per Juli im Monatsvergleich unerwartet stark um 2,4% (Prognose -0,3%). Der Vormonatswert wurde von +1,4% auf +1,7% revidiert. Im Jahresverglich ergab sich ein Rückgang um 5,29% nach zuvor -3,61% (revidiert von -3,92%). Seit Mai 2023 kommt es im Jahresvergleich durchgehend zu Rückgängen.

Deutschland: Der Aktivsaldo der Handelsbilanz stellte sich per Berichtsmonat Juli auf 16,8 Mrd. EUR (Prognose 21,0 Mrd., Vormonat 20,4 Mrd.). Exporte nahmen per Juli im Monatsvergleich um 1,7% (Prognose 1,2%, Vormonat -3,4%) zu, während Importe im Monatsvergleich um 5,4% stiegen (Prognose 0,3%, Vormonat 0,3%).

Frankreich: Die Industrieproduktion sank per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich um 0,5% (Prognose -0,2%) nach zuvor +0,8%.

Griechenland. Das BIP nahm per 2. Quartal 2024 im Quartalsvergleich um 1,1% und im Jahresvergleich um 2,3% zu .


USA: "Nonfarm Payrolls" schwach plus Negativrevision um 86.000 per Juni/Juli!

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"Nonfarm Payroll" Revisionen: per Juni wurde die Zahl um 61.000 von 179.000 auf 118.000 angepasst, per Juli von 114.000 auf 89.000, ergo insgesamt um 86.000. das ist erheblich!


China: Devisenreserven auf höchstem Stand seit Dezember 2015!

Die Devisenreserven stellten sich per August auf 3.288 Mrd. USD nach zuvor 3.256 Mrd. USD. Es ist der höchste Stand seit Dezember 2015! Die Verbraucherpreise nahmen per August im Jahresvergleich um 0,6% (Prognose 0,7%, Vormonat 0,5%) zu .Die Erzeugerpreise sanken per August im Jahresvergleich um 1,8% (Prognose -1,4%) nach zuvor -0,8%.


Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.0880 - 1,0910 negiert dieses Szenario
Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe



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