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Richard Mills: Drei Wege, wie noch mehr Tropfen in das Schuldenfass tröpfeln könnten

19.09.2024
Die Regierungen der Industrieländer geben weiterhin über ihre Verhältnisse aus, nehmen Kredite auf und drucken Geld, um ihre exorbitanten Ausgaben zu finanzieren. Nichts davon hat irgendwelche Konsequenzen, außer der Inflation, die auf die Fiatwährungen zurückzuführen ist. Es spielt keine Rolle, wie hoch die Zinssätze steigen, sie nehmen einfach weiter Kredite auf und erhöhen die Defizite und Staatsschulden. Das ist untragbar und wird irgendwann zum Stillstand kommen. Wenn sich eine Person Geld leiht, zahlt sie zu Beginn eines Kredits zunächst hauptsächlich die Zinsen zurück. Nach und nach wird das Kapital zurückgezahlt und der Kredit abbezahlt.

Die Politiker, die an der Macht sind, sind nicht anders, nur dass sie sich nicht um die Rückzahlung ihrer Kredite kümmern, sondern nur die Zinsen zahlen wollen. Sie geben Staatsanleihen aus, um Menschen, Unternehmen und andere Regierungen dazu zu bringen, ihre Schulden zu kaufen. Sie zahlen den Anleihegläubigern Zinsen, aber wie viel vom Kapital wird tatsächlich zurückgezahlt? Sehr wenig, würde ich behaupten, denn sonst würden die Schuldenstände weltweit nicht Jahr für Jahr neue Rekorde erreichen.

Wie lange wird es dauern, bis die Zinszahlungen so hoch sind, dass die Regierungen sie sich nicht mehr leisten können? Das würde einen Schuldenschnitt bedeuten. In den USA, Kanada und Europa schieben die Regierungen den Schuldenberg immer weiter vor sich her. Im Vereinigten Königreich und in Kanada haben die Zinssenkungen bereits begonnen, und in den USA werden sie bald folgen. Sind wir an der Nullgrenze? Wir alle wissen, was das bedeutet: ein aufgeblähter Aktienmarkt, mehr Kreditaufnahme, mehr Schulden.

Wie viele Tropfen können wir noch ertragen bis das Fass überläuft? Mehr, als die meisten von uns denken. Ich denke, dass die Regierungen weltweit sehr kreativ sein werden, wenn es darum geht, neue Wege zu finden, um die unkontrollierten Staatsausgaben fortzusetzen, ganz gleich, wer oder welche Partei im Amt ist. Hier bieten wir drei Möglichkeiten an. Doch zunächst zum Zustand der Wirtschaft und warum die Vereinigten Staaten eine Rezession wahrscheinlich vermeiden werden.


Rückläufige Inversion der Renditekurve

In einem typischen gesunden Markt zeigt die Renditekurve (in der Regel die Spanne zwischen der 10-jährigen US-Staatsanleihen und der 3-monatigen oder 2-jährigen Anleihe) niedrigere Renditen für kurzfristige Anlagen und höhere Renditen für langfristige Anlagen. Dies ist sinnvoll, da die Anleger für die längere Bindung ihres Geldes mehr Zinsen erhalten. Man spricht von einer Umkehrung der Zinsstrukturkurve, wenn die kurzfristigen Renditen höher sind als die langfristigen Renditen.

Seit 1900 hat sich die Renditekurve 28 Mal umgekehrt, und in 22 dieser Fälle folgte eine Rezession. Bei den letzten sechs Rezessionen begann die Rezession sechs bis 36 Monate nach der Umkehrung der Kurve. Normalerweise folgt eine Rezession sechs bis 12 Monate nach der Umkehrung der Renditekurve. Nachdem die Zahl der offenen Stellen in den USA auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2021 gesunken war, fiel die Rendite der 2-jährigen Staatsanleihe am 4. September kurzzeitig unter die der 10-jährigen Anleihe. Dies ist erst das zweite Mal seit 2022.

Auf den ersten Blick scheint dies eine gute Sache zu sein. Die Anleger haben jetzt mehr Vertrauen, dass die wirtschaftliche Zukunft rosiger ist und dass es sicher ist, ihr Geld zu höheren Zinsen anzulegen. Doch laut Motley-Fool-Mitwirkender James Brumley:

"Allerdings ist die Rückgängigmachung der inversen langfristigen Renditekurve nicht ganz das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheint. Die Inversion wurde vor allem deshalb rückgängig gemacht, weil der Markt jetzt auf aggressivere Zinssenkungen setzt als zuvor erwartet, wodurch die langfristigen Zinssätze plötzlich viel tiefer sinken als die kurzfristigen Zinssätze gefallen sind. Unabhängig davon, wie dies geschieht, bedeutet die Umkehrung einer solchen Inversion nicht unbedingt, dass wir Schwierigkeiten aus dem Weg gegangen sind. Die Rezessionen, die oft durch die Inversion einer Renditekurve vorhergesagt werden, beginnen in der Regel erst, nachdem die Inversion rückgängig gemacht wurde."

Im Dezember 2023 zielten wir in unserem Artikel auf diejenigen ab, die glauben, dass die steil ansteigenden Zinserhöhungen der Fed eine Rezession verursachen würden. Ich lag mit meiner Vorhersage richtig, dass die Fed die Zinserhöhungen im Juni 2023 aussetzen würde. Ich habe auch meine Meinung geäußert, dass wir eine weiche Landung ohne oder mit einer extrem flachen und sehr kurzen Rezession erleben werden. Bemerkenswerterweise hat die Federal Reserve die Zinsen schnell genug angehoben, um die Inflationsrate umzukehren, ohne einen schweren Abschwung zu verursachen. Und sie hat es in kurzer Zeit geschafft.

Ich bleibe bei meiner Prognose einer Senkung um einen Viertelpunkt im September und möglicherweise einer weiteren Senkung um 25 Basispunkte vor Ende des Jahres, wobei der Zinserhöhungszyklus bis weit ins neue Jahr hinein andauern wird. Mit einer Rezession rechne ich erst gegen Ende des Jahres 2025. Während einige Volkswirtschaftler eine Senkung um 50 Basispunkte im September vorhersagen, denke ich, dass dies den Markt in Panik versetzen würde und etwas ist, das die Fed vermeiden möchte.


Warum es dieses Mal anders sein könnte

Anstatt kopfüber in eine Rezession zu stürzen, wie es bisher alle sechs bis 36 Monate nach einer Inversion der Renditekurve der Fall war, gibt es mehrere Gründe, warum es dieses Mal nicht dazu kommen könnte. Die Renditekurve der US-Staatsanleihen beendete am Freitag, den 6. September, offiziell ihre lang anhaltende Inversion und markierte damit das Ende von mehr als zwei Jahren, in denen die Renditen für kurzfristige Anleihen höher waren als die für langfristige Anleihen.

Die Beendigung der Inversion erfolgte als Reaktion auf die schwächer als erwartet ausgefallenen Arbeitsmarktdaten aus dem Bericht über die Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft im August. In Verbindung mit anderen negativen Wirtschaftsdaten der letzten Zeit wird die Federal Reserve wohl noch in diesem Monat mit einer Zinssenkung beginnen. "Festverzinsliche Anleger stimmen zunehmend mit unserer Ansicht überein, dass die US-Wirtschaft nicht in eine Rezession abrutschen wird, vor allem jetzt, da die US-Notenbank entschlossen zu sein scheint, ihre Politik zu lockern, um eine solche abzuwenden", sagte Ed Yardeni, ein erfahrener Wall-Street-Stratege und Gründer von Yardeni Research, über Bezinga.

Yardeni glaubt, dass die Renditekurve deutlich steiler werden könnte, ohne dass es zu einer Rezession kommt. Während die 2-jährige und die 10-jährige Rendite derzeit mit rund 3,6% ähnlich hoch sind, erreichte die Differenz zwischen den beiden Anleihen in früheren Zyklen einen Spitzenwert von durchschnittlich 220 Basispunkten. Sollte die 2-jährige Rendite in diesem Lockerungszyklus ihren Tiefpunkt bei 3,00% erreichen, könnte die 10-jährige Rendite laut Bezinga auf 5,20% ansteigen und damit deutlich über ihrem derzeitigen Niveau von 3,6% liegen.

Yardeni glaubt, dass die "neutrale 2-jährige Rendite" (die "Goldlöckchen-Zone, in der sie weder zu niedrig noch zu hoch ist) bei etwa 3% und die neutrale 10-jährige Rendite bei etwa 4% liegt.


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