John Ing: Gold - Krieg & Frieden
07:00 Uhr
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Der Dollar ist nicht ewigKriege, Kriege, und noch mehr Kriege. Es gibt kalte Kriege, den Krieg gegen den Terror und nun drohen explodierende Pager und die Bombardierung des Libanon eine Eskalation, die weite Teile des Nahen Ostens erfasst. Inmitten dieser Kriege ist der US-Dollar besonders verwundbar. Mehr Ausgaben, mehr Kriege, mehr Zölle, mehr Steuern, mehr Staat und mehr Inflation. Doch damit ist noch nicht alles gesagt.
Es zeigen sich neue Risse, da der Wettbewerb der Großmächte die globalen Finanzsysteme verstopft und die Entdollarisierung vorantreibt, um die Abhängigkeit von den USA und dem Dollar zu verringern. Die Opiumkriege des 19. Jahrhunderts markierten den Aufstieg des westlichen Einflusses, als die Briten in China einfielen. Und heute wird China die Schuld für Amerikas Fentanyl-Drogenproblem zugeschoben. Ein Déjà-vu? Die USA mögen ihre Maßnahmen gegen China als rein defensiv betrachten, aber es überrascht nicht, dass China und andere sie anders sehen.
China und andere asiatische Länder haben ihre Verbindungen als Reaktion auf den zerbrochenen Westen wiederhergestellt, was die geopolitische Ausrichtung der Kapitalströme beschleunigt hat. Die lange Zeit von den USA dominierte westlich orientierte Weltordnung hat sich in eine multipolare Ordnung aufgespalten. Der Handelsblock BRICS (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) konkurriert mit der G7 und repräsentiert fast 45% der Weltbevölkerung im Gegensatz zu weniger als 15% der G7.
Die Gruppe wächst auf 11 Mitglieder an, darunter Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Infolgedessen kaufen Indien und China russisches Öl in ihren Währungen. Die Saudis tauschen Öl gegen Petroyuan oder Renminbi. Russland ist sogar als Gastgeber des BRICS-Gipfels vorgesehen, und der Block gewinnt durch die Schaffung alternativer Finanzökosysteme rasch an Bedeutung.
Die Handelsmächte setzen sogar Gold als Tauschmittel ein. Die Schlachtfelder sind heute Währungen, grüne Technologien, wichtige Mineralien und Lieferketten. Hinzu kommen die Türkei, Mexiko und Vietnam, die als Zwischenhändler alternative Lieferketten im Rahmen des "Friendshoring" geschaffen haben. Und da die Welt Alternativen zu Amerika entdeckt, ist Gold eine gute Absicherung.
In den letzten zehn Jahren hat China Systeme zur Integration seines Finanzsystems mit wichtigen Märkten wie Russland, Indien und asiatischen Handelspartnern entwickelt. Um mögliche Sanktionen zu vermeiden, hat China in den letzten zwei Jahren eine Alternative zum SWIFT-Finanzdienst sowie den Kauf von Gold ausgebaut. China ist auch Bankier für die Entwicklungsländer und hat mit seinen Außenhandelsüberschüssen die Kapitalmärkte umgestaltet.
Nach Angaben der chinesischen Devisenbehörde SAFE (State Administration of Foreign Exchange) wurden 53% der ein- und ausgehenden Transaktionen in Renminbi abgewickelt, im Jahr 2021 waren es noch 40%. Aus globaler Sicht werden jedoch weniger als 5% des Renminbi verwendet, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass China eine staatlich gestützte Industriegesellschaft ist und ausländische Investoren chinesischen Investitionen die kalte Schulter zeigen, obwohl China aufgrund seiner riesigen Reserven über einen großen Einfluss verfügt.
Da die USA viel mehr konsumieren als sie produzieren und viel mehr Schulden im Ausland haben, ist das Ende der Globalisierung der Untergang des Dollar. Da konkurrierende Handelsblöcke ihre jeweiligen Währungen verwenden, schwächen sie die Vormachtstellung des Dollar weiter und schüren die Angst vor einem altmodischen Währungskrieg. Mit dem Anziehen der Inflation und der Verschlechterung der Handelsbilanz hat die protektionistische Haltung der USA und die Anwendung von Sanktionen in einem Drittel der Welt das Vertrauen in den Dollar als Wertaufbewahrungsmittel untergraben. In den letzten 23 Jahren ist der Anteil des Dollar an der Weltproduktion von 72% auf 58% gesunken.
Ominöserweise hat China, einer der größten ausländischen Gläubiger Amerikas, seinen Bestand an US-Staatsanleihen in den letzten zwei Jahren um 24% abgebaut. Entscheidend für die Nachhaltigkeit von Amerikas übermäßigem internationalen Finanzierungsbedarf ist die Fähigkeit Amerikas, seine privilegierte Position im globalen Finanzsystem zu erhalten. Bislang wurde Amerikas exzessiver Konsum durch ausländisches Kapital finanziert. Da jedoch die Entdollarisierung und die Verwendung des Dollar als Waffe das regelbasierte System auf die Probe stellen, wird ein Handelskrieg die Attraktivität des Dollar verringern.
Wir glauben daher, dass die Erfahrung der 1930er Jahre ein geeigneter Wegweiser ist, da die Abwertung des Dollar durch das Überangebot erneut auf den bekannten protektionistischen und wirtschaftlichen Nationalismus der Vergangenheit verweist. Trump könnte mit seinem Ziel eines sinkenden Dollar erfolgreich sein, um seinen hohen Zöllen entgegenzuwirken, aber eine Abwertung würde lediglich ausländische Investitionen abschrecken und eine der wichtigsten Finanzierungsquellen für die US-Defizite abschneiden.
Das Fiatwährungssystem ist kaputt
Was würde passieren, wenn sich die Welt von den USA abkoppeln würde? Manche glauben, dass man sich auf Amerika wegen seiner stark polarisierten Politik nicht mehr verlassen kann. Und dann sind da noch die sich ändernden roten Linien, Sanktionen, Zölle und Trump. Andere sind besorgt über die angespannte Haushaltslage Amerikas und die zugrundeliegende Sorge, dass die großen Defizite exorbitant teurer und unhaltbar werden, wenn die USA ihre Vorherrschaft mit Waffengewalt ausbauen. Einige machen sich sogar Sorgen um die amerikanische Demokratie. Inmitten der wachsenden wirtschaftlichen, politischen und geopolitischen Unsicherheiten ist der Dollar jedoch nicht für immer.
Unsere Institutionen werden durch diese Großmachtrivalität unter Druck gesetzt. Die amerikanischen Defizite müssen finanziert werden, denn Ausgaben, als gäbe es kein Morgen, sind nicht tragbar. Das gilt auch für die Kreditaufnahme. Bis 2028 werden allein die Zinsausgaben mehr als 60% des Bundesdefizits ausmachen. Irgendwann wird das Schuldenvolumen wie eine Lawine die Bereitschaft der Kreditgeber zur Finanzierung übersteigen. Die Staatsverschuldung liegt bei 35 Billionen Dollar und damit um 50% höher als vor COVID.
Und Ende des Jahres wird die Schuldenobergrenze nach einer Pause wieder in Kraft treten. Den Politikern scheint das egal zu sein. Sie sollten ihren eigenen bekannten Wirtschaftswissenschaftler, Milton Friedman, beherzigen, der sagte: "Inflation wird in Washington gemacht, weil nur Washington Geld schaffen kann. Was sie erzeugt, sind zu viele Staatsausgaben und zu viel staatliche Geldschöpfung und nichts anderes". Der US-Dollar ist verwundbar, insbesondere wenn Trump wiedergewählt wird und er seine Drohung wahr macht, den Dollar als Waffe zu verwenden und eine alternative Kryptowährung zu schaffen.
Gold ist ein endlicher Rohstoff und hat sich über Tausende von Jahren als besserer Wertaufbewahrer erwiesen als jede Fiatwährung, die durch Versprechen von Politikern gestützt wird. Wir glauben, dass der Goldpreis bei 2.600 Dollar je Unze liegt, weil der Dollar nicht mehr als Gold taugt. Es überrascht daher nicht, dass Gold wieder gefragt ist und immer neue Höchststände erreicht. Im August verzeichneten die weltweit größten börsengehandelten Goldfonds (ETFs) einen Zufluss von 300 Millionen Dollar, mehr als der gesamte Zufluss des Jahres 2023.
In den letzten drei Jahren haben die Zentralbanken Gold gekauft und aus Sorge um den Dollar fast ein Drittel der Weltproduktion angehäuft. China hat eine lange Tradition im Horten von Gold und war in den letzten zwei Jahren ein ständiger Käufer, und eine fünfmonatige Pause wurde durch saudische Käufe ersetzt. Die Einzelhandelskäufe (Costco verkauft Goldbarren) haben stark zugenommen, da die Welt das Vertrauen in den Dollar verliert, was den Goldpreis in die Höhe treibt.
Unserer Ansicht nach wurde der Anstieg des Goldpreises auf ein Rekordhoch zum Teil durch die Käufe der Zentralbanken nach der Invasion in der Ukraine ausgelöst, da die Länder nach Alternativen suchten, als Sanktionen gegen Russland verhängt wurden. In diesem Jahr ist Gold um fast 27% gestiegen, da sowohl die Anleger als auch die Zentralbanken aufgrund der geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten nach Absicherungen suchten.
Gold ist ein Barometer für die Ängste der Anleger, und angesichts verfrühter Inflationsnachrufe, der Aussicht auf globale Schocks durch die Überschreitung roter Linien, zunehmender Handelsspannungen und eines neuen Kalten Krieges ist Gold eine gute Sache. Die Aussicht auf Zinssenkungen hat den Dollar zwar geschwächt, aber unserer Ansicht nach ist die wichtigste treibende Kraft die fiskalische Instabilität Amerikas, die die Rolle des Goldes als universelles Wertaufbewahrungsmittel stärkt.
Im November wird das amerikanische Volk einen weiteren inflationären Präsidenten wählen. Das wird gut für Gold und schlecht für den Dollar sein. Dieser Bullenmarkt hat gerade erst begonnen. Kurzfristig rechnen wir weiterhin mit einem Goldpreis von über 3.000 Dollar je Unze und 10.000 Dollar je Unze ist in Sicht.
© John Ing
Dieser Artikel wurde am 11.10.2024 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und in Auszügen exklusiv für GoldSeiten übersetzt.