Basismetalle: Ausfälle in China größer als erwartet
30.01.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Der Ölmarkt zeigte sich gestern wieder äußerst stark. Der Preis für Rohöl der Sorte WTI kletterte im Tagesverlauf auf über 92,50 USD. Ein interessanter Aspekt ist, dass der Preis für Brentöl, welcher im historischen Durchschnitt knapp 1,24 USD unter dem Preis der Sorte WTI notierte, nun im Zuge der Angst vor einer harten Landung der US-Wirtschaft über weite Teile der Terminkurve wieder über dem Brent-Preis notiert. Die Wahrscheinlichkeit einer Quotenanhebung seitens der OPEC auf dem Treffen diese Woche wird immer geringer, weil die meisten OPEC-Länder den Markt als gut versorgt erachten. Dies zusammen mit der berechtigten Hoffnung auf eine weitere Zinssenkung seitens der Fed heute Abend unterstützt derzeit den Preis. Außerdem musste Syncrude die Produktion auf dem Ölsandprojekt in Alberta mit einer Tageskapazität von 350.000 Barrel stoppen, nachdem die Temperaturen auf -36° C gefallen sind und die Anlage teilweise eingefroren ist. Chevron Corp. meldete wegen eines Ventilproblems den Austritt von 72 Barrel Rohöl auf dem Lost Hill-Ölfeld in Kalifornien. Die Dynamik beim Ölpreis ist derzeit sehr stark. Dennoch rechnen wir damit, dass der Preis in Kürze wieder unter 90 USD fallen wird.
Edelmetalle
Die Hausse am Edelmetallmarkt geht weiter. Im gestrigen Tagesverlauf konnte der Goldpreis kurzfristig die 930er Marke durchbrechen und bei 933,33 USD einen neuen Höchststand markieren. Nach dem starken Anstieg der letzten Tage - der Preis zog um knapp 80 USD in weniger als 10 Tagen an - ist eine Korrektur wahrscheinlich. Dennoch bleibt das Umfeld für weitere Preissteigerungen günstig. Niedrige Realzinsen, ein schwacher US-Dollar und die starke Investment-Nachfrage sollten nachwievor den Aufwärtstrend unterstützen. Seit einigen Wochen konnte sich der Goldpreis sogar unabhängig vom US-Dollar entwickeln. Dies spricht für ein Anziehen der Investment-Nachfrage außerhalb des US-Dollarraumes.
Was die heutige Zinsentscheidung in den USA angeht, preist der Markt mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits eine Senkung um 50 Basispunkte ein. Sollte die erwartete Zinssenkung heute Abend nicht kommen, könnte der Goldpreis kurzfristig unter Druck kommen. Die Lage in Südafrika sollte sich außerdem allmählich entspannen, sodass zahlreiche Minen wieder in Betrieb gehen können. Der südafrikanische Goldproduzent Gold Fields wurde vom Stromversorger Eskom darüber informiert, dass man ab Dienstagnacht wieder über 80% des durchschnittlichen Stromverbrauches für die Minen zur Verfügung gestellt bekommt. Am Dienstag hatte man bereits wieder über 70% der Stromversorgung erhalten. Auch AngloGold Ashanti und die Platinproduzenten nahmen den Betrieb wieder auf. Ende nächster Woche sollten alle Minen wieder auf voller Produktion laufen. Die jüngsten Ausfälle machen wieder deutlich, mit welchen Risiken und Kosten die Edelmetallproduktion am Kap verbunden ist.
Das Rennen um den ersten Platz unter den Goldproduzenten ist außerdem offensichtlich noch nicht entschieden. Laut der Chinesischen Goldvereinigung konnte China mit einer Jahresproduktion von 270,4 Tonnen Südafrika im Jahre 2007 doch noch nicht überholen.
Industriemetalle
Der Preis für Aluminium stieg gestern wegen der Produktionsprobleme in China um knapp 5% auf über 2650 USD. Der Preis konnte binnen 8 Tagen nun fast 12% gewinnen. Laut CRU könnte sich der Verlust in der chinesischen Aluminiumproduktion in Folge des Schneesturms auf bis zu 400 Tsd. Tonnen belaufen. In China sind aufgrund anhaltender Schneefälle viele Transportwege unterbrochen, sodass dringend notwendige Kohlelieferungen die Kraftwerke nicht erreichen und somit vor allem an der Ostküste die Kraftwerke zum Erliegen kommen. Wir denken, dass es sich bei den aktuellen Störungen in China zwar um ein temporäres Problem handelt.
Mittelfristig gehen wir dennoch davon aus, dass aufgrund steigender Kosten und weiterer Nachfragezuwächse China zum Netto-Importeur wird und rechnen daher mit höheren Preisen. Der russische Aluminiumkonzern Rusal konnte die Produktion von Aluminium im Jahresvergleich um 6% auf 4,2 Mio. Tonnen und die von Tonerde um 5,1% auf 11,35 Mio. Tonnen im letzten Jahr steigern. Die Aluminaexporte der Ukraine fielen gleichzeitig um 0,6% auf 1,4 Mio. Tonnen.
Der Kupferpreis konnte gestern um knapp 4% auf über 7300 USD zulegen. Vor allem die Produktionsunterbrechungen, die gleichzeitig bei einigen großen Kupferproduzenten der Welt, wie z.B. China, Sambia und Südafrika, auftraten, haben den Höhenflug begleitet. Wir erwarten, dass sich die Situation mittelfristig stabilisieren und aufgrund einer höheren Minenproduktion der Kupferpreis in diesem Jahr wieder in Richtung 6500 USD je Tonne gehen wird. Dennoch bleibt der Preis derzeit von den anhaltenden Produktionsproblemen, Zinssenkungsfantasie und einer günstigen charttechnischen Situation unterstützt.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Der Ölmarkt zeigte sich gestern wieder äußerst stark. Der Preis für Rohöl der Sorte WTI kletterte im Tagesverlauf auf über 92,50 USD. Ein interessanter Aspekt ist, dass der Preis für Brentöl, welcher im historischen Durchschnitt knapp 1,24 USD unter dem Preis der Sorte WTI notierte, nun im Zuge der Angst vor einer harten Landung der US-Wirtschaft über weite Teile der Terminkurve wieder über dem Brent-Preis notiert. Die Wahrscheinlichkeit einer Quotenanhebung seitens der OPEC auf dem Treffen diese Woche wird immer geringer, weil die meisten OPEC-Länder den Markt als gut versorgt erachten. Dies zusammen mit der berechtigten Hoffnung auf eine weitere Zinssenkung seitens der Fed heute Abend unterstützt derzeit den Preis. Außerdem musste Syncrude die Produktion auf dem Ölsandprojekt in Alberta mit einer Tageskapazität von 350.000 Barrel stoppen, nachdem die Temperaturen auf -36° C gefallen sind und die Anlage teilweise eingefroren ist. Chevron Corp. meldete wegen eines Ventilproblems den Austritt von 72 Barrel Rohöl auf dem Lost Hill-Ölfeld in Kalifornien. Die Dynamik beim Ölpreis ist derzeit sehr stark. Dennoch rechnen wir damit, dass der Preis in Kürze wieder unter 90 USD fallen wird.
Edelmetalle
Die Hausse am Edelmetallmarkt geht weiter. Im gestrigen Tagesverlauf konnte der Goldpreis kurzfristig die 930er Marke durchbrechen und bei 933,33 USD einen neuen Höchststand markieren. Nach dem starken Anstieg der letzten Tage - der Preis zog um knapp 80 USD in weniger als 10 Tagen an - ist eine Korrektur wahrscheinlich. Dennoch bleibt das Umfeld für weitere Preissteigerungen günstig. Niedrige Realzinsen, ein schwacher US-Dollar und die starke Investment-Nachfrage sollten nachwievor den Aufwärtstrend unterstützen. Seit einigen Wochen konnte sich der Goldpreis sogar unabhängig vom US-Dollar entwickeln. Dies spricht für ein Anziehen der Investment-Nachfrage außerhalb des US-Dollarraumes.
Was die heutige Zinsentscheidung in den USA angeht, preist der Markt mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits eine Senkung um 50 Basispunkte ein. Sollte die erwartete Zinssenkung heute Abend nicht kommen, könnte der Goldpreis kurzfristig unter Druck kommen. Die Lage in Südafrika sollte sich außerdem allmählich entspannen, sodass zahlreiche Minen wieder in Betrieb gehen können. Der südafrikanische Goldproduzent Gold Fields wurde vom Stromversorger Eskom darüber informiert, dass man ab Dienstagnacht wieder über 80% des durchschnittlichen Stromverbrauches für die Minen zur Verfügung gestellt bekommt. Am Dienstag hatte man bereits wieder über 70% der Stromversorgung erhalten. Auch AngloGold Ashanti und die Platinproduzenten nahmen den Betrieb wieder auf. Ende nächster Woche sollten alle Minen wieder auf voller Produktion laufen. Die jüngsten Ausfälle machen wieder deutlich, mit welchen Risiken und Kosten die Edelmetallproduktion am Kap verbunden ist.
Das Rennen um den ersten Platz unter den Goldproduzenten ist außerdem offensichtlich noch nicht entschieden. Laut der Chinesischen Goldvereinigung konnte China mit einer Jahresproduktion von 270,4 Tonnen Südafrika im Jahre 2007 doch noch nicht überholen.
Industriemetalle
Der Preis für Aluminium stieg gestern wegen der Produktionsprobleme in China um knapp 5% auf über 2650 USD. Der Preis konnte binnen 8 Tagen nun fast 12% gewinnen. Laut CRU könnte sich der Verlust in der chinesischen Aluminiumproduktion in Folge des Schneesturms auf bis zu 400 Tsd. Tonnen belaufen. In China sind aufgrund anhaltender Schneefälle viele Transportwege unterbrochen, sodass dringend notwendige Kohlelieferungen die Kraftwerke nicht erreichen und somit vor allem an der Ostküste die Kraftwerke zum Erliegen kommen. Wir denken, dass es sich bei den aktuellen Störungen in China zwar um ein temporäres Problem handelt.
Mittelfristig gehen wir dennoch davon aus, dass aufgrund steigender Kosten und weiterer Nachfragezuwächse China zum Netto-Importeur wird und rechnen daher mit höheren Preisen. Der russische Aluminiumkonzern Rusal konnte die Produktion von Aluminium im Jahresvergleich um 6% auf 4,2 Mio. Tonnen und die von Tonerde um 5,1% auf 11,35 Mio. Tonnen im letzten Jahr steigern. Die Aluminaexporte der Ukraine fielen gleichzeitig um 0,6% auf 1,4 Mio. Tonnen.
Der Kupferpreis konnte gestern um knapp 4% auf über 7300 USD zulegen. Vor allem die Produktionsunterbrechungen, die gleichzeitig bei einigen großen Kupferproduzenten der Welt, wie z.B. China, Sambia und Südafrika, auftraten, haben den Höhenflug begleitet. Wir erwarten, dass sich die Situation mittelfristig stabilisieren und aufgrund einer höheren Minenproduktion der Kupferpreis in diesem Jahr wieder in Richtung 6500 USD je Tonne gehen wird. Dennoch bleibt der Preis derzeit von den anhaltenden Produktionsproblemen, Zinssenkungsfantasie und einer günstigen charttechnischen Situation unterstützt.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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