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Zinssenkungsimpuls schnell verpufft

31.01.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Nachdem der Ölpreis im gestrigen Handel zunächst seitwärts tendierte, gab die deutliche Leitzinssenkung der Fed um weitere 50 Basispunkte auf nun 3% dem Ölmarkt zunächst neue Impulse. Öl der Sorte WTI verteuerte sich mehr als 1 Dollar auf 92,50. Die Gewinne wurden aber wieder abgegeben, und WTI notiert heute morgen bei 91,10. Im Fokus des Marktes standen die zuvor veröffentlichten Lagerbestandsdaten in den USA, die einen überraschend starken Anstieg zeigten. Die Rohöllager nahmen in der vergangenen Woche mit 3,6 Mio Barrel im Vergleich zur Vorwoche deutlich stärker zu als erwartet. Mit dem dritten Anstieg in Folge erreichten die Rohölvorrräte die Mitte des Fünfjahreskorridors und geben damit kaum noch Anlass zur Besorgnis.

Bemerkenswert ist aber vor allem die Entwicklung der Benzinvorräte. Sie stiegen ebenfalls im Vergleich zur Vorwoche um 3,6 Mio Barrel. Sie liegen 4% über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre und damit auf einem äußerst komfortablen Niveau. Ausschlaggebend für den Anstieg ist eine rückläufige Benzinnachfrage, die sich seit Mitte Dezember um knapp 4% verringert hat. Lediglich die Destillate sind um 1,5 Mio Barrel abgebaut worden. Dies entspricht aber dem saisonal üblichen Muster und ist nicht weiter besorgniserregend. Nachdem in den letzten Tagen die Meldungen über die Zinssenkungen in den USA dem Ölmarkt erneut Auftrieb gegeben haben, dürften unseres Erachtens in den kommenden Wochen schlechte Konjunkturnachrichten aus den USA zu einer erneuten Korrektur führen. Die zum Wochenausklang erwarteten Zahlen zum Arbeitsmarkt und der Einkaufsmanagerindex könnten im Falle einer negativen Überraschung den Stein ins Rollen bringen. Dagegen dürfte das ebenfalls am Freitag stattfindende OPEC Treffen keine neuen Impulse bringen, da der Markt wohl in seiner Einschätzung von vorerst unveränderten Quoten bestätigt werden dürfte. Klare Signale für mögliche Entscheidungen auf dem nächsten Treffen Anfang März in Wien erwarten wir nicht.

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Erdgas profitierte ebenfalls von der Zinssenkung und verteuerte sich um fast 20 Cents auf 8,1 US Dollar je MMBtu, gab aber im weiteren Verlauf wieder nach. Bei den heute zur Veröffentlichung anstehenden Lagerdaten wird ein Rückgang der Vorräte um 257 Mrd Kubikfuß erwartet.


Edelmetalle

Auch der Goldmarkt wurde kurzzeitig von der Zinssenkung beflügelt, nachdem diese auch den Dollar unter Druck gesetzt hatte. Der Goldpreis erreichte mit 936,7 Intraday ein neues Hoch, gab aber auch im weiteren Verlauf die Gewinne wieder ab. Auch wenn wir nach dem starken Anstieg in den letzten zwei Wochen zunächst mit einer Korrektur rechnen, bleibt das Umfeld günstig: der Zinssenkungszyklus ist noch keineswegs am Ende und die Aktienmärkte bleiben durch die schlechten Unternehmensnachrichten belastet. Gold bleibt damit eine interessante Anlagealternative. Der gestern veröffentlichte Bericht des GFMS zeigte, dass die Zentralbankverkäufe im abgelaufenen Jahr zwar mit 488 Tonnen ein Drittel höher lagen als im Vorjahr.

Im Kalenderjahr 2007 dürften die Mitgliedsstaaten des Central Bank Gold Agreement über 500 Tonnen verkauft haben. Vor allem die Schweizer Nationalbank, aber auch Spanien hat kräftig verkauft. Dagegen haben die Nationen außerhalb des CBGA geschätzte 64 Tonnen gekauft. Im laufenden Jahr rechnet GFMS aber mit eher geringeren Verkäufen der CBGA Mitgliedsstaaten. Vor allem die Verkäufe der spanischen Notenbank dürften spürbar niedriger ausfallen als im Vorjahr. Das Limit der 500 Tonnen im CBGA dürfte deshalb deutlich unterschritten werden. Ohnehin ist der Einfluss der Zentralbanken angesichts der hohen Investmentnachfrage zur Zeit eher zu vernachlässigen. Auch wenn gestern die Minenförderung wieder hochgefahren wurde, sind die Probleme in Südafrika keineswegs vom Tisch: Gold Fields Ltd., Südafrikas zweitgrößter Goldproduzent, äußerte gestern die Einschätzung, dass die Produktion im ersten Quartal aufgrund der Energierationierung bis zu 25% niedriger liegen dürfte.


Industriemetalle

Das Bild bei den Industriemetallen ist uneinheitlich. Kupfer wurde vor allem von den dramatischen Zahlen zur US Bauwirtschaft belastet, einer der wichtigsten Abnehmerbranchen in den USA. Die Bauinvestitionen sanken um annualisiert 24% gegenüber Vorquartal. Das war der stärkste Rückgang seit 26 Jahren. Auch der Preis von Aluminium sank, da die deutliche Verteuerung der letzten Tage als überzogen erachtet wurde. Auch wir rechnen kurzfristig mit einer Korrektur, da die Lagerbestände an der LME mit 945 Tsd. Tonnen fast 30% höher liegen als ein Jahr zuvor und damit kein Indiz für einen akuten Engpass geben. Mittelfristig erwarten wir jedoch steigende Preise, da das Produktionswachstum in China nachlassen dürfte.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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