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Jesse Colombo: CME Group startet 1-Unzen-Goldfutures zur Umleitung der physischen Nachfrage

13.12.2024
In einem Schritt, der den Markt mit mehr "Papier"-Gold überschwemmen könnte, wird die CME Group Inc, die Muttergesellschaft der COMEX, der führenden US-Börse für Gold- und Silberfutures, im Januar einen 1-Unzen-Goldfutures-Kontrakt einführen. Dieser Schritt ist eine Reaktion auf die steigende Nachfrage von Kleinanlegern, die durch den rekordverdächtigen Anstieg des Goldpreises in diesem Jahr von 2.000 Dollar auf 2.630 Dollar - ein beachtlicher Zuwachs von 32% - angeheizt wurde. Kleinere Goldprodukte erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei Kleinanlegern, die ein Engagement in Edelmetallen und eine bessere Diversifizierung ihres Portfolios anstreben.

Jin Hennig, Global Head of Metals bei der CME, beschrieb den 1-Unzen-Goldkontrakt als "eine großartige Möglichkeit, die Einstiegshürde in unseren Markt zu senken". Sie bemerkte auch: "Unsere Kundschaft wird auch immer jünger. Das ist viel machbarer." Der 1-Unzen-Goldfutures-Kontrakt soll vorbehaltlich der behördlichen Genehmigung am 13. Januar 2025 eingeführt werden. Dieses neue Angebot ergänzt die bestehenden, auf den Einzelhandel ausgerichteten Produkte der CME, einschließlich der 10-Unzen-Mikro-Gold- und 1.000-Unzen-Mikro-Silberfutures, die kleinere Bruchteile der Standard-Benchmark-Kontrakte darstellen.

Nach Angaben der CME gehören diese Mikrokontrakte zu den am schnellsten wachsenden Produkten in ihrem Angebot an Metallderivaten und haben in diesem Jahr ein Rekordhandelsvolumen erreicht. Die CME erwartet eine starke Nachfrage nach dem neuen Kontrakt von Kleinanlegern in Asien, wo Gold als Wertaufbewahrungsmittel und als Absicherung gegen wirtschaftliche Unwägbarkeiten tief in der Kultur verwurzelt ist. Hennig betonte, dass der Kontrakt eine "sinnvolle Möglichkeit" für individuelle Händler in der Region darstellt, "ihre eigene Vermögensbildung zu verwalten".

Die Einführung dieses neuen Futures-Produkts ist zwar faszinierend und spiegelt das wachsende Interesse an Edelmetallen und Finanzinnovationen wider - etwas, das ich als Befürworter freier Märkte von ganzem Herzen unterstütze -, doch habe ich einige große Bedenken. Dazu gehört vor allem die Tatsache, dass es sich um einen Terminkontrakt mit Barausgleich und nicht um einen physisch abgerechneten Kontrakt handelt. Das bedeutet, dass Händler bei Ablauf des Futureskontrakts keine physische Lieferung eines 1-Unzen-Barrens oder einer Münze entgegennehmen können, was ein Nachteil für diejenigen ist, die einen greifbaren Besitz von Gold anstreben.

Dies bedeutet auch, dass diese Kontrakte wahrscheinlich nicht (auch nicht inoffiziell) durch physisches Gold gedeckt sind, was sie zu einer weiteren Form von "Papiergold" auf einem Markt macht, der bereits mit solchen Instrumenten wie Futures, Optionen, Termingeschäften, Swaps, CFDs und börsengehandelten Fonds gesättigt ist. Derzeit kommen auf jede Unze physischen Goldes schätzungsweise 133 Unzen Papiergold.

Dieses Ungleichgewicht wirft mehrere Probleme auf, vor allem das erhöhte Risiko eines künftigen Ansturms auf physisches Gold. Ein solches Szenario könnte dazu führen, dass der Preis des knappen physischen Goldes in die Höhe schießt, während der Wert des Papiergoldes einbricht, was einen erheblichen Marktschock auslösen würde.

Papiergold - vor allem, wenn es das Angebot an tatsächlichem physischem Gold bei weitem übersteigt - untergräbt einige der Hauptvorteile des Besitzes von physischem Gold, wie seine Einfachheit und seine Freiheit von Gegenpartei- und Ausfallrisiken. Dieses Konzept wird durch die Exter-Pyramide gut veranschaulicht, bei der seltenes physisches Gold (nicht Papiergold) die Basis der umgekehrten Pyramide als sicherste und zuverlässigste Form der Sicherheit bildet. Im Gegensatz dazu fällt Papiergold in die weitaus riskantere und häufiger vorkommende Kategorie der Derivate an der Spitze der Pyramide. Dies steht in krassem Gegensatz zur Rolle des physischen Goldes als ultimative Grundlage der finanziellen Stabilität am unteren Ende der Pyramide.

Eine weitere große Sorge ist, dass die Verbreitung von Papiergoldprodukten die Nachfrage, die sonst in physisches Gold fließen würde, umleitet und verringert. Viele Analysten sind der Meinung, dass dies ein Schlüsselfaktor ist, der den Goldpreis niedriger hält, als er eigentlich sein könnte. Der neue Terminkontrakt über 1 Unze macht Gold zwar für Anleger mit bescheidenen Mitteln leichter zugänglich - sie können den Gegenwert einer Unze Gold im Wert von 2.700 Dollar mit nur einigen hundert Dollar Einschuss kontrollieren -, gibt aber Anlass zur Sorge. Dieser leichtere Zugang könnte die Nachfrage weiter von physischen Goldbarren ablenken, die den eigentlichen, greifbaren Markt für Gold darstellen.

Die Einführung des 1-Unzen-Goldfutures-Kontrakts der CME Group zielt darauf ab, die wachsende Nachfrage von Kleinanlegern zu befriedigen und den Zugang zum Goldmarkt zu erweitern, unterstreicht aber auch die kritischen Herausforderungen, die mit der Dominanz und Verbreitung von "Papiergold" verbunden sind. Mit seiner bar abgerechneten Struktur und der fehlenden physischen Unterlegung wirft der neue Kontrakt Bedenken hinsichtlich der Transparenz, der geringeren Nachfrage nach physischen Goldbarren und der allgemeinen Stabilität des Goldmarktes auf.

Während er die Hürden für jüngere und globale Kleinanleger senkt, birgt sein Potenzial, das Interesse von physischem Gold abzulenken, die Gefahr, dass sich die Kluft zwischen Papier- und physischen Märkten vertieft. Im Zuge der Marktentwicklung ist es von entscheidender Bedeutung, ein Gleichgewicht zwischen Finanzinnovationen und dem dauerhaften Wert von greifbaren, sicheren und stabilen Vermögenswerten wie physischem Gold herzustellen.


© Jesse Colombo



Der Artikel wurde am 10. Dezember 2024 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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