Kräftiger Lageraufbau drückt Ölpreis
07.02.2008 | Eugen Weinberg
Energie
Kräftig gestiegene Lagerbestände in den USA setzten gestern die Rohölnotierungen weiter unter Druck. Der nächstfällige Kontrakt für amerikanisches Leichtöl gab mehr als einen Dollar nach und kostet aktuell gut 87 Dollar. Das DOE hatte berichtet, dass die Vorräte an Rohöl in der Vorwoche um 7,1 Mio Fass gestiegen waren. Das war der stärkste Zuwachs seit fast vier Jahren und nahezu dreimal soviel wie erwartet. Ausschlaggebend für den Aufbau waren stark gestiegene Importe sowie ein weiterer Rückgang der Kapazitätsauslastung in den Raffinerien auf 84,3%, den niedrigsten Stand seit März 2006. Auch die Vorräte bei Benzin stiegen mit 3,6 Mio Barrel fast doppelt so stark wie erwartet. Sie liegen gut 4% über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre.
Die Nachfrage nach Benzin sank im Wochenvergleich um weitere 0,3%. Auch wenn die Lagerbestände für Mitteldestillate nahezu stagnierten, war dies ebenfalls eine positve Überraschung, denn es ist üblich, dass die Bestände am Ende der Heizperiode abgebaut werden. Die Lagerbestandsdaten waren ein zusätzliches Indiz für eine ausreichende Versorgung des Marktes und setzten damit die Reihe preisbelastender Nachrichten fort. Wir rechnen in den kommenden Wochen mit einer Fortsetzung der Korrektur, zumal sich die Terminkurve stark verflacht hat und damit wenig attraktiv für Long-Investoren ist.
Erdgas konnte gestern von der Vorhersage kälterer Temperaturen für den Nordosten der USA profitieren und verteuert sich auf über 8 Dollar je MMBtu. Heute nachmittag veröffentlicht die EIA die Lagerdaten. Erwartet wird ein Rückgang der Vorräte um 189 Mrd Kubikfuß, nachdem in der Vorwoche mit 274 Mrd Kubikfuß der stärkste Rückgang seit Aufnahme der Berichterstattung 1993 zu verbuchen war.
Edelmetalle
Gold konnte gestern erstmals seit fünf Tagen zulegen und notiert wieder über 900 Dollar. Offensichtlich sehen viele Investoren die jüngste Korrektur als Chance zum Einstieg. Das Umfeld für Gold bleibt vor dem Hintergrund der negativen Realzinsen und des anhaltenden Zinssenkungszyklus in den USA sowie der geringen Risikoneigung der Investoren intakt. Hinzu kommen die anhaltenden Nachrichten über Produktionsausfälle in Südafrika aufgrund der Engpässen in der Energieversorgung. Letzteres beflügelt vor allem Platin, denn drei Viertel der Platinproduktion entfällt auf Südafrika. Platin markierte gestern bei 1837 US Dollar je Feinunze ein neues Rekordhoch. Impala Platinum, der weltweit zweitgrößte Platinproduzent, sagte gestern, dass sich neue Projekte wegen der Energieknappheit verzögern könnten. Der nationale Energieversorger Eskom hatte vor einigen Tagen gemeldet, dass es mindestens bis 2013 zu Engpässen in der Energieversorgung kommen könnte.
Industriemetalle
Nachrichten über Produktionsausfälle stützen derzeit viele Metallpreise. So gab BHP Billition gestern bekannt, dass vor dem Hintergrund der Energieprobleme der Energieverbrauch in seinen Aluminiumhütten in Südafrika um 10% gedrosselt worden ist. Es wurden allerdings keine Angaben gemacht, ob bzw. wieviel die Produktion zurückgefahren werden musste.
Kupfer konnte nach anfänglichen Verlusten gestern über 100 Dollar legen und notiert heute morgen bei 7 300 Dollar je Tonne. Ein deutlicher Lagerabbau an der LME um gut 1,5% begünstigte den Preisanstieg. Mit Aufmerksamkeit sind auch die Entwicklungen in Chile zu verfolgen, das weltgrößtes Förderland für Kupfer ist. Der Energieminister des Landes wies darauf hin, dass es zu Engpässen bei der Energieversorgung kommen könnte. Diese dürfte dann auch die Minen des Landes belasten. Sonderfaktoren wie die Produktionsausfälle in China stützen derzeit den Kupferpreis. Wir halten jedoch an unserer Einschätzung fest, dass eine rückläufige Nachfrage in den USA im Zuge der konjunkturellen Eintrübung in den kommenden Monaten zu einer erneuten Korrektur führen wird.
Rio Tinto wies gestern die neue Übernahmeofferte BHP Billitions als nach wie vor unzureichend zurück.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Kräftig gestiegene Lagerbestände in den USA setzten gestern die Rohölnotierungen weiter unter Druck. Der nächstfällige Kontrakt für amerikanisches Leichtöl gab mehr als einen Dollar nach und kostet aktuell gut 87 Dollar. Das DOE hatte berichtet, dass die Vorräte an Rohöl in der Vorwoche um 7,1 Mio Fass gestiegen waren. Das war der stärkste Zuwachs seit fast vier Jahren und nahezu dreimal soviel wie erwartet. Ausschlaggebend für den Aufbau waren stark gestiegene Importe sowie ein weiterer Rückgang der Kapazitätsauslastung in den Raffinerien auf 84,3%, den niedrigsten Stand seit März 2006. Auch die Vorräte bei Benzin stiegen mit 3,6 Mio Barrel fast doppelt so stark wie erwartet. Sie liegen gut 4% über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre.
Die Nachfrage nach Benzin sank im Wochenvergleich um weitere 0,3%. Auch wenn die Lagerbestände für Mitteldestillate nahezu stagnierten, war dies ebenfalls eine positve Überraschung, denn es ist üblich, dass die Bestände am Ende der Heizperiode abgebaut werden. Die Lagerbestandsdaten waren ein zusätzliches Indiz für eine ausreichende Versorgung des Marktes und setzten damit die Reihe preisbelastender Nachrichten fort. Wir rechnen in den kommenden Wochen mit einer Fortsetzung der Korrektur, zumal sich die Terminkurve stark verflacht hat und damit wenig attraktiv für Long-Investoren ist.
Erdgas konnte gestern von der Vorhersage kälterer Temperaturen für den Nordosten der USA profitieren und verteuert sich auf über 8 Dollar je MMBtu. Heute nachmittag veröffentlicht die EIA die Lagerdaten. Erwartet wird ein Rückgang der Vorräte um 189 Mrd Kubikfuß, nachdem in der Vorwoche mit 274 Mrd Kubikfuß der stärkste Rückgang seit Aufnahme der Berichterstattung 1993 zu verbuchen war.
Edelmetalle
Gold konnte gestern erstmals seit fünf Tagen zulegen und notiert wieder über 900 Dollar. Offensichtlich sehen viele Investoren die jüngste Korrektur als Chance zum Einstieg. Das Umfeld für Gold bleibt vor dem Hintergrund der negativen Realzinsen und des anhaltenden Zinssenkungszyklus in den USA sowie der geringen Risikoneigung der Investoren intakt. Hinzu kommen die anhaltenden Nachrichten über Produktionsausfälle in Südafrika aufgrund der Engpässen in der Energieversorgung. Letzteres beflügelt vor allem Platin, denn drei Viertel der Platinproduktion entfällt auf Südafrika. Platin markierte gestern bei 1837 US Dollar je Feinunze ein neues Rekordhoch. Impala Platinum, der weltweit zweitgrößte Platinproduzent, sagte gestern, dass sich neue Projekte wegen der Energieknappheit verzögern könnten. Der nationale Energieversorger Eskom hatte vor einigen Tagen gemeldet, dass es mindestens bis 2013 zu Engpässen in der Energieversorgung kommen könnte.
Industriemetalle
Nachrichten über Produktionsausfälle stützen derzeit viele Metallpreise. So gab BHP Billition gestern bekannt, dass vor dem Hintergrund der Energieprobleme der Energieverbrauch in seinen Aluminiumhütten in Südafrika um 10% gedrosselt worden ist. Es wurden allerdings keine Angaben gemacht, ob bzw. wieviel die Produktion zurückgefahren werden musste.
Kupfer konnte nach anfänglichen Verlusten gestern über 100 Dollar legen und notiert heute morgen bei 7 300 Dollar je Tonne. Ein deutlicher Lagerabbau an der LME um gut 1,5% begünstigte den Preisanstieg. Mit Aufmerksamkeit sind auch die Entwicklungen in Chile zu verfolgen, das weltgrößtes Förderland für Kupfer ist. Der Energieminister des Landes wies darauf hin, dass es zu Engpässen bei der Energieversorgung kommen könnte. Diese dürfte dann auch die Minen des Landes belasten. Sonderfaktoren wie die Produktionsausfälle in China stützen derzeit den Kupferpreis. Wir halten jedoch an unserer Einschätzung fest, dass eine rückläufige Nachfrage in den USA im Zuge der konjunkturellen Eintrübung in den kommenden Monaten zu einer erneuten Korrektur führen wird.
Rio Tinto wies gestern die neue Übernahmeofferte BHP Billitions als nach wie vor unzureichend zurück.
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets
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