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Rohstoffe trotzen der konjunkturellen Schwäche

12.02.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölpreis setzte zum Wochenauftakt seine Aufwärtstendenz fort. Der Märzkontrakt für WTI kletterte gestern zwischenzeitlich um weitere 3 Dollar auf über 94 Dollar je Barrel, gab aber im weiteren Handelsverlauf die Gewinne teilweise wieder ab. Die Gemengelage an preistreibenden Nachrichten wurde durch den Ausfall der Delaware Raffinerie, die zur größten Raffineriegruppe der USA Valero Energy Corp gehört, noch verschärft. Ein Energieausfall aufgrund von starken Stürmen hatte kurzzeitig zur Einstellung des Betriebs geführt. Große Aufmerksamkeit galt auch den Aktivitäten in Venezuela, nachdem Präsident Chavez einen Stopp der Ölexporte in die USA angedroht hat.

Es wurde berichtet, dass der staatliche Ölkonzern PDVSA einen Tender über gut 2 Mio Tonnen Schweröl abgesagt hätte. In einem anderen für den Ölmarkt geopolitischen Sorgenland, Nigeria, wurde darüber hinaus ein Angriff auf einen Tanker gemeldet. Die Wiederaufnahme des Betriebs in der Delaware Raffinerie sowie der Blick auf die morgigen Lagerdaten, bei denen sowohl für die Rohöl- als auch für Benzinvorräte ein weiterer Lageraufbau erwartet wird, sorgte dann für eine gewisse Beruhigung am Markt. Morgen legt darüber hinaus die IEA ihren Monatsbericht vor: eine mögliche Abwärtsrevision der Ölnachfrage im Zuge der konjunkturellen Eintrübung könnte ebenfalls für Entspannung sorgen.

Erdgas setzt seine Rallye fort und verteuert sich vor dem Hintergrund des kälteren Wetters auf 8,5 Dollar je MMBtu. In den letzten zwei Monaten ist der Preis für Henry Hub fast 20% gestiegen. Damit wurde auch das Interesse der Investoren geweckt. Die im historischen Vergleich zu Rohöl noch immer starke Unterbewertung von Gas wird auch von uns als ein Grund für großes Nachholpotenzial bei Gas gesehen.


Edelmetalle

Gold profitiert von dem Anstieg der Ölpreise, weil es in seiner Funktion als Inflationsabsicherung wieder gefragt ist. Der belastende Effekt eines stärkeren Dollar kann damit kompensiert werden, und Gold kann sein Niveau von über 920 Dollar je Feinunze halten. In diesem Kontext verpuffte auch die Nachricht, dass der Internationale Währungsfonds auf dem G7 Treffen in seinem Vorhaben unterstützt wurde, seine Goldreserven zu verkaufen, um die Reserven in höher verzinsliche Anlagen anzulegen. Der IWF hat mit 3 127 Tonnen nach den USA und Deutschland die drittgrößten Goldreserven der Welt. Die Effekte solcher Verkäufe können im jetzigen Umfeld durch das starke Kaufinteresse der Investoren aufgefangen werden. Ohnehin ist noch die Bewilligung des US Kongresses abzuwarten.

Silber kann weiter zulegen und verteuert sich auf über 17,5 Dollar je Feinunze. Platin setzt ebenfalls seine Rallye fort. Anglo Platinum meldete, dass man im laufenden Jahr mit einem Rückgang der Platinförderung auf 2,4 Mio Unzen rechne. Bereits im Vorjahr war die Produktion wegen zahlreicher Unfälle um 12% auf 2,47 Mio Unzen gefallen. Gleichzeitig ist die Investmentnachfrage rasant gestiegen. Die Marke von 2000 Dollar ist in greifbarer Nähe. Zwar ist der Markt aus technischer Sicht überkauft, was kurzfristig für Gewinnmitnahmen spricht. Doch solange weitere Produktionsausfälle in Südafrika drohen, ist die Marke von 2000 eher als vorläufiges Top zu sehen.

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Industriemetalle

Kupfer, Aluminium und Blei konnten gestern ihr hohes Preisniveau halten. Kupfer wird unterstützt durch den anhaltenden Lagerabbau an der LME. Diese fielen gestern um weitere 1,5% und sind nun seit Jahresbeginn gut 15% geschrumpft. Die Stärke der Industriemetalle überrascht im Kontext des sich verschlechternden weltwirtschaftlichen Umfelds. Zu erklären ist sie mit den derzeit dominierenden Nachrichten auf der Angebotsseite. Vor allem die Produktionsausfälle in China sind im Fokus des Interesses. Hier ist die Nachrichtenlage gemischt: einerseits werden weiter Schneefällle für die kommenden Tage gemeldet, andererseits sei die Energieversorgung zu großen Teilen wieder hergestellt. So wurde zumindest berichtet, dass 93% der zuletzt abgeschnittenen Haushalte wieder versorgt seien. Dies deutet auch auf eine bessere Versorgung in der Industrie hin.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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