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Gold – Gesunder Rücksetzer bereits ausgestanden

05.03.2025  |  Florian Grummes
1. Rückblick

Wir hatten vermutet, dass der letzte US-Zinsentscheid Mitte Dezember einen Boden und die Trendwende nach oben am Goldmarkt bringen sollte. Tatsächlich hat der Goldpreis pünktlich am 18.Dezember mit einem Tief bei 2.585 USD das Ende seiner fast zwei Monate währenden Korrektur verzeichnet. Im Anschluss übernahmen die Goldbullen seit Jahresbeginn wieder eindeutig das Zepter und trieben die Goldnotierungen in atemberaubendem Tempo nach oben.

Zunächst wurde das Allzeithoch von Ende Oktober bei 2.790 USD ohne große Gegenwehr überrannt. Mit 2.942 USD wurde vor drei Wochen schließlich ein neues Allzeithoch markiert. Im Bereich um 2.940 USD traten dann erstmals seit fast zweieinhalb Monaten wieder mehr Verkäufer als Käufer in Erscheinung, so dass der Goldpreis ein kleines Doppeltop verzeichnete und rund eine Woche um die psychologische Marke von 2.900 USD konsolidierte. Im Laufe der folgenden Handelswoche brachten die Bullen jedoch erneut einen Ausbruch auf ein neues Allzeithoch bei 2.956 USD zustande. Insgesamt stand damit seit dem 1.Januar 2025 ein Anstieg von 12,50% zu Buche.

Diese starke Aufwärtsbewegung wurde durch zahlreiche Faktoren begünstigt, wobei offensichtlich vor allem die Verschiebung großer Mengen physischen Goldes von London nach New York eine wichtige Rolle spielte. Dadurch steht der Londoner Goldmarkt derzeit vor erheblichen Herausforderungen. Allein im Januar wurden 151 Tonnen aus den Londoner Tresoren abgezogen. In den letzten zwei Monaten wurden sogar 12,2 Mio. Unzen Gold in die COMEX-Lagerhäuser in den USA verschifft.

Dieser Trend hat zu einer Verknappung des physisch verfügbaren Goldes in London geführt, was wiederum zu Verzögerungen bei der Auslieferung führt. Die Wartezeiten für Goldabhebungen aus den Tresoren der Bank of England haben sich von wenigen Tagen auf vier bis acht Wochen verlängert. Diese Situation wurde durch die steigende Nachfrage nach Gold als sicherer Hafen, angetrieben durch geopolitische Spannungen und Inflationsängste, sowie dem Kaufrausch in China zum Beginn des chinesischen Neujahrs (Jahr der Schlange) noch verschärft. Gleichzeitig wecken die langen Lieferzeiten Misstrauen.

Als ein Hauptgrund für die massive Verlagerung von Goldbeständen von London nach New York wurde vor allem die Angst vor mögliche neue US-Handelszöllen auf Edelmetalle angeführt. Ebenfalls könnte der von der Trump Administration angekündigte Audit der US-Goldreserven ein möglicher Grund sein. Hinzu kommt aber auch die Tatsache, dass große Finanzinstitute regelmäßig Preisunterschiede zwischen den Handelsplätzen ausnutzen, um von Arbitragegeschäften zu profitieren. Darüber hinaus kann es durchaus sein, dass die Trump-Administration an einem, in irgendeiner Form mit Gold gedecktem, neuen Finanzsystem arbeitet.

In jedem Fall hat diese massive Umschichtung zu einer kritischen Versorgungslage in London geführt. Laut der London Bullion Market Association (LBMA) betrugen die vorhandenen Goldbeständen Ende Januar ca. 8.535 Tonnen. Auch wenn das „nicht allokierte“ Gold tatsächlich einfach nur nicht in der richtigen Größe am richtigen Ort sein sollte, konnte die LBMA mit ihrem Statement die Marktteilnehmer nicht beruhigen.

In der letzten Handelswoche, die durch den Roll-Over des Februar-Future-Kontrakts und den Monatsschlusskurs geprägt war, gelang es den Bären, die wichtige Widerstandszone um 2.955 USD dann doch noch erfolgreich zu verteidigen. Letztlich wurde der überhitzte Goldpreis in zwei Schüben von 2.956 USD zunächst unter die unter die 2.900 USD-Schwelle und schließlich bis auf 2.832 USD innerhalb von fünf Handelstagen nach unten gedrückt.

Zum Auftakt der laufenden Woche kann der Goldpreis aber bereits wieder rund 90 USD gutmachen und erholt sich bis auf 2.921 USD. Mit dieser „v-shaped recovery“ ist der bisher als gesund einzustufende Rücksetzer vermutlich bereits ausgestanden. Die Chancen für eine Fortsetzung der Rally überwiegen klar.


2. Chartanalyse Gold in US-Dollar

a. Wochenchart: Nach acht grünen Wochenkerzen kommt der Rücksetzer

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Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 4. März 2025. Quelle: Tradingview


Der gesunde Rücksetzer ausgehend vom Hoch bei 2.790 USD am 31.Oktober fand mit 2.535 USD bereits am 14.November sein Tief. Zeitlich zog sich die Korrektur allerdings in die Länge, denn erst am 18.Dezember wurde ein leicht höheres Tief bei 2.585 USD erreicht. Insgesamt benötigte das Konsolidierungsdreieck rund zweieinhalb Monate.

Mit dem Ausbruch über 2.675 USD wurde dieses Dreieck erwartungsgemäß am 15.Januar nach oben aufgelöst. Im Anschluss kannte der Goldpreis kein Halten mehr. Zunächst wurde das Allzeithoch bei 2.790 USD ohne große Gegenwehr überrannt. Danach stürmte der Goldpreis fast täglich weiter nach oben und erreichte schließlich mit 2.956 USD ein neues Allzeithoch.

Erst in den letzten drei Wochen sorgte die Widerstandszone zwischen 2.942 und 2.956 für zwei scharfe Rücksetzer in Richtung 2.864 USD und 2.877 USD sowie einen heftigen Abverkauf zurück bis auf 2.832 USD. Damit ist die beeindruckende Rally auf dem Wochenchart nach acht grünen Wochenkerze in Folge zumindest unterbrochen worden.

Bislang hält sich der technische Schaden aber sehr in Grenzen. Zwar rangiert die Wochen-Stochastik schon seit Ende Januar im überkauften Bereich, trotzdem gibt es (noch) keine Signale für ein unmittelbares Ende der Aufwärtsbewegung. Vielmehr bewegt sich die Wochenstochastik weiterhin im bullisch eingebetteten Zustand.

Das Potenzial für eine größere Korrektur wäre nach dem starken Anstieg der letzten zweieinhalb Monate natürlich vorhanden. Da sich aber der Silberpreis bislang noch nicht zu Wort gemeldet hat, gehen wir davon aus, dass es sich bei dem Hoch (2.956 USD) von vor einer Woche nicht um ein wichtigen Hochpunkt handelt!

Insgesamt ist der Wochenchart weiterhin bullisch und lässt einen Anstieg auf über 3.000 USD immer noch als das primäre Szenario erscheinen. Spätestens mit einem Wochenschlusskurs unterhalb von 2.790 USD dreht die Ausgangslage allerdings. Dann hätte der Goldpreis in den letzten Wochen eine Topformation oberhalb von 2.900 USD vollendet. Oberhalb der breiten Unterstützungszone zwischen 2.865 und 2.890 USD bleibt das übergeordnete Bild jedoch klar bullisch.



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