US-Zölle und Drama um deutschen Haushalt konsternieren Märkte
11.03.2025 | Folker Hellmeyer

Märkte: US-Zölle und Drama um deutschen Haushalt konsternieren Märkte
An den Finanzmärkten ergab sich in den letzten 48 Handelsstunden ein erhebliches Maß an Risikoaversion.
Man zeigt sich konsterniert einerseits bezüglich der Folgen der US-Zollpolitiken, deren Folgen die USA erkennbar treffen (Rezessionsdebatte angestoßen), und andererseits bezüglich der zuvor abgefeierten deutschen Haushaltspolitik, die in Frage steht (quantitative Betrachtung). Im Vorwege begrüßten die Märkte die vermeintliche deutsche "Ausgaben-Bonanza". ohne qualitative Kriterien zu berücksichtigen (keine oder kaum Reformen, rechtliche Betrachtung, Schaden für Demokratie, Umgang mit dem Souverän, Nachhaltigkeit der Politik).
Die Chance oder das Risiko, je nach Standpunkt, dass das Haushaltsanliegen der potentiellen Bundesregierung scheitert, hat deutlich zugenommen. Ergo ist die vorherige Euphorie getrübt.
An den Aktienmärkten kam es zu deutlichen Einbrüchen in den USA und Europa, aber nur zu vergleichsweise überschaubaren negativen Anpassungen in Fernost.
Die Rentenmärkte in den USA waren von einem merklichen Renditerückgang geprägt, der fiel in Europa jedoch aus. Das europäische Renditeniveau ist mittel- und langfristig kritisch! Der EUR hält die erhöhten Niveaus gegenüber dem USD. Gold und Silber standen unter überschaubarem Abgabedruck, während Bitcoin deutlicher an Boden verlor.
Aktienmärkte: Late Dax -2,69%, EuroStoxx 50 -2,50%, S&P 500 -2,70%, Dow Jones -2,08%, US Tech 100 -2,34%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:57 Uhr: Nikkei (Japan) -1,29%, CSI 300 (China) -0,54%, Hangseng (Hongkong) -0,93%, Sensex (Indien) -0,24% und Kospi (Südkorea) -0,93%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,83% (Vortag 2,84%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,18% (Vortag 4,28%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0018) stieg leicht gegenüber dem USD im Tagesvergleich. Gold (-14,50 USD) und Silber (-0,0025 USD) sanken gegenüber dem USD. Der Bitcoin notiert bei 79.750 (05:59 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 3.000 USD.
Deutschland: LKW-Verkehr impliziert zunehmende Konjunkturschwäche
Die Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen ist im Februar 2025 gegenüber Januar 2025 kalender- und saisonbereinigt um 2,5% gesunken. Wie das Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM) und das Statistische Bundesamt mitteilen, lag der kalenderbereinigte Lkw-Maut-Fahrleistungsindex 2,8% unter dem Niveau des Vorjahresmonats Februar 2024.
Kommentar: Nachfolgende Grafik inkludiert den Produktionsindex (rot) und den LKW-Fahrleistungsindex (blau). Erkennbar ist eine klare Korrelation. Die Indices haben als Basis den Ausgangswert 2021 bei 100 Punkten. Aktuell steht der Produktionsindex bei 92,5 Punkten, während der LKW-Fahrleistungsindex bei 93,2 Zählern liegt.
Beide Werte sind in ein Verhältnis zu der Entwicklung der Weltwirtschaft zu setzen. Seit 2021 liegt das globale BIP-Wachstum bei 15%. Das Wachstum der westlichen Welt lag bei 11,5%, das Wachstum der Eurozone bei 10,0% (Deutschland 2021 – 2024 3,9%). Die verfehlten Politiken der letzten Regierungen (Schäden generiert – Eid!), allen voran "Grün- Rot" sind verantwortlich für diesen "Verzwergungspfad", den Deutschland eingeschlagen hat.

Der jetzige Anlauf der voraussichtlich neuen Regierung impliziert nicht massive strukturelle Reformen, die mehr als bitter notwendig sind, sondern er impliziert weitgehend den Griff in den "Schuldenkosmetikkasten". Kosmetik mag eine Nacht retten, sie löst keine strukturellen Probleme! Das weiß jeder, der sich mit Kosmetik beschäftigt. Irgendwann muss "geschnitten" werden! Will die deutsche Politik uns weiter "verzwergen"? Will man der kommenden Generation Chancen stehlen?
Das Maß ist übervoll, denn diese potentielle Regierungspolitik ist nicht generationengerecht und damit ist sie verantwortungslos bar jeder Demut!
Es gilt, primär den Kapitalstock (Summe aller Unternehmen) zu stabilisieren, da ansonsten die zukünftigen Einkommen von Staat und privaten Haushalten verzwergen. Der Sozialstaat wäre nicht mehr finanzierbar. Gesellschaftspolitische und politische Stabilität stünden zur Disposition.
Dann wäre auch die "Grüne Transition" nicht ansatzweise umsetzbar, denn sie ist extrem teuer (Kosten bis 2050 von bis zu 4 Billionen EUR kursieren, Staatsverschuldung rund 2,5 Billionen EUR). Wer die "Grüne Transition" ernsthaft will, muss für eine blühende Wirtschaft sorgen. Wir sind mit dem Gegenteil konfrontiert!
Sind sich Brüssel und Berlin der Komplexität bewusst oder pflegt man weiter Narrative in Echokammern?
Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden
Eurozone: Sentix-Index auf höchstem Stand seit Juni 2024 (aber "old news")
Der Sentix-Index der Eurozone stellte sich per März auf -2,9 Punkte (Prognose -8,4 Zähler) nach zuvor -12,7 Punkte. Es ist der höchste Stand seit Juni 2024.
Kommentar: Mit dem aktuellen Abverkauf wird sich die Stimmung der befragten Börsianer auf mäßigerem Niveau bewegen – ergo "old news".
Deutschland: Die Industrieproduktion verzeichnete per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich einen Anstieg um 2,0% (Prognose 1,5%, Vormonat -1,5%, revidiert von-2,4%). Im Jahresvergleich ergab sich ein Rückgang um 1,6% nach zuvor -2,2% (revidiert von -3,1%).
Kommentar: Der Produktionsindex des Statistischen Bundesamts (2021 Basis = 100) bewegt sich aktuell bei 92,5%. Ergo liegt er 7,5% unter dem Niveau von 2021 (Weltwirtschaft seit 2021 +15%, Wachstum der westlichen Welt 11,5%, Wachstum der Eurozone 10,0%, Wachstum Deutschlands 3,9%).
Die Freude über die aktuelle positive Tendenz der Produktion ist getrübt. Denn der malade Auftragseingang belegt, dass der Auftragsbestand schmilzt. Das verheißt wenig Gutes nach vorne schauend!
Deutschland: Die Handelsbilanz wies per Berichtsmonat Januar einen Überschuss in Höhe von 16,0 Mrd. EUR (Prognose 20,6 Mrd. EUR, Vormonat 20,7 Mrd. EUR) aus. Exporte nahmen im Monatsvergleich um 2,5% ab (Prognose +0,5%, Vormonat revidiert von 2,9% auf 2,5%), während Importe im Monatsvergleich um 1,2% zulegten (Prognose 0,5%, Vormonat revidiert von 2,1% auf 1,6%).
Kommentar: An Deutschland geht der Exportboom, den andere Länder (u.a. China) wegen Vorzieheffekten bezüglich der US-Zölle haben, erkennbar vorbei. Das hat mit den nicht konkurrenzfähigen Rahmendaten, die durch unsere Politik gesetzt wurden, zu tun. Griechenland: Die Industrieproduktion nahm per Berichtsmonat Januar im Jahresvergleich um 2,0% nach zuvor 5,8% zu.
Griechenland: Die Verbraucherpreise legten per Berichtsmonat Februar im Jahresvergleich um 2,5% nach zuvor 2,7% zu.
Kommentar: So sieht es aus, wenn man Strukturreformen gemacht hat!
Österreich: Die Industrieproduktion stieg per Berichtsmonat Januar im Jahresvergleich um 0,5% nach zuvor -4,6% (revidiert von -9,6%).
USA: Arbeitsmarkttrendindex schwächer nach Aufwärtsrevision im Vormonat
Der Index "Employment Trends" stellte sich per Berichtsmonat Februar auf 108,56 Punkte nach zuvor 109,45 Zählern (revidiert von 108,35 Punkten).
Japan: Daten verfehlen Konsensuswerte
Die privaten Konsumausgaben verzeichneten per Berichtsmonat Januar im Monatsvergleich einen Einbruch um 4,5% (Prognose -1,9%) nach zuvor +2,3%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,8% (Prognose 3,6%) nach zuvor 2,7%. Laut Revision nahm das BIP per 4. Quartal 2024 im Quartalsvergleich um 0,6% (Prognose und vorläufiger Wert 0,7%) zu. In der annualisierten Darstellung lag das Plus bei 2,2% (Prognose und vorläufiger Wert 2,8%).
Derzeit ergibt sich für den EUR gegenüber dem USD eine positive Tendenz. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1,0350 – 1.0380 negiert das Szenario.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefvolkswirt der Netfonds Gruppe
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