Märkte: Aktien verlieren und der USD bricht ein
11.04.2025 | Folker Hellmeyer

Märkte: Aktien verlieren und der USD bricht ein
An den Finanzmärkten war die Halbwertzeit des historischen Anstiegs der Aktienmärkte am Vortag nur von kurzer Dauer. Sowohl die Märkte in den USA als auch Europa korrigierten große Teile. Auch die Entspannung am US-Rentenmarkt wurde weitgehend neutralisiert. Der USD kam am Devisenmarkt (EUR mit Höchstkurs seit März 2022), aber auch gegenüber Gold (neues historisches Hoch), der Währung ohne Fehl und Tadel, unter starken Verkaufsdruck. Silber profitierte unterproportional, während der Bitcoin als nicht korrelierte Anlageklasse Boden verlor.
Die Verwerfungen an den US-Bondmärkten belasten den Finanzmarkt. Die Disruption, die von den USA ausgeht, unterminiert den USD-Leitwährungsstatus. Der USD-Status als "Sicherer Hafen" und US-Politik bar rechtlicher Grundlagen nach Gutsherrenart bieten aus aktueller Marktsicht einen Widerspruch, der sich in Abverkäufen an US-Bondmärkten und am Devisenmarkt Bahn bricht. Das Votum des Marktes ist eindeutig: Gold ist ein „Sicherer Hafen“.
Das Datenpotpourri spielt eine untergeordnete Rolle, da die Daten zumeist vergangenheitsbezogen sind und die Gegenwart als auch Zukunft mit der Vergangenheit wenig gemein hat oder haben wird. Ansonsten wären die unerwartet milden Verbraucherpreisdaten aus den USA förmlich abgefeiert worden (US-CPI 2,4%). Russlands Devisenreserven markierten einen neuen Rekord.
Aktienmärkte: Late Dax -3,35%, EuroStoxx 50 -2,93%, S&P 500 -3,46%, Dow Jones -2,50%, NASDAQ 100 -4,19%. Aktienmärkte in Fernost Stand 05:50 Uhr: Nikkei (Japan) -3,84%, CSI 300 (China) -0,10%, Hangseng (Hongkong) +0,19%, Sensex (Indien) +1,57% und Kospi (Südkorea) -0,93%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,58% (Vortag 2,58%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,45% (Vortag 4,28%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (+0,0356) legte markant gegenüber dem USD im Tagesvergleich zu und markierte Höchststände seit März 2022. Gold (+92,00 USD) stieg gegenüber dem USD deutlich (neuer Rekord bei 3.220 USD), während Silber (+0,20 USD) nur ein leichtes Plus verzeichnete. Der Bitcoin notiert bei 80.730 USD (05:55 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein Rückgang im Tagesvergleich um 1.130 USD.
Deutschland: Wie gewohnt dampfen Institute BIP-Prognose ein
Die führenden Wirtschaftsinstitute konstatieren Mini-Wachstum, mehr Arbeitslose und weniger Beschäftigte in ihrer Prognose: Die künftige Bundesregierung kann 2025 auch wegen des Zollstreits mit den USA nicht mit Rückenwind von der Konjunktur rechnen. Die führenden Forschungsinstitute erwarten für 2025 nur noch ein Plus beim BIP in Höhe von 0,1%, nachdem sie im September 2024 0,8% prognostizierten (2023 -0,3%, 2024 -0,2%). Für 2026 bestätigten die Institute ihre Wachstumsprognose von 1,3%. Die Institute rechnen mit staatlichen Mehrausgaben von rund 24 Mrd. EUR, die das BBIP um etwa 0,5% forcieren sollen.
Kommentar: Wir freuen uns, dass sich die Institute der Realität stellen. Seit Jahren haben wir eine identische Vorgehensweise. Die Institute beginnen mit positiven Prognosen jeweils für das kommende Jahr, um sie dann im Verlauf einzudampfen.
Persönlich bin ich sehr enttäuscht, dass das Thema der historischen Strukturkrise dieses Landes bei weitem zu wenig beleuchtet wird. Echte Eilten hätten durch bestechend realitätsnahe Analysen und potentielle Szenarien Druck auf die Politik auszuüben. Die "politische Korrektheit", die einem vielleicht den eigenen Job rettet, aber dafür sehr viel mehr in der Gesamtheit opfert, ist ein Krankheitssymptom, das fortgesetzte Fehlsteuerung dieses Landes erst möglich machte und weiter macht.
EU: Deeskalation im Zollkonflikt mit den USA
Nach der US-Wende im Zollkonflikt zeichnet sich eine weitere Entspannung ab. Die EU-Kommissionspräsidentin kündigte an, die für den 15. April geplanten ersten Gegenmaßnahmen auf US-Sonderzölle für 90 Tage auszusetzen. Das soll Zeit für Verhandlungen geben. Der Zollstreit der USA mit China schaukelte sich weiter hoch. Anders als zuletzt reagierte die Regierung in Peking aber nicht umgehend mit Gegenmaßnahmen, sondern beließ es bei verbalen Reaktionen.
Kommentar: Der Weg ist richtig. Was die EU in der Ukrainekrise nicht kann, kann sie offenbar im Zollkonflikt mit den USA, nämlich die "Kunst der Diplomatie" in Anwendung bringen.
Mittelstandunion: Koalitionsvertrag kann "Wachstumszünder" werden Die Mittelstandsunion ist zufrieden mit dem Einigungspapier von Union und SPD. Dieser Koalitionsvertrag biete Steuererleichterungen für Unternehmen, Turbo-Abschreibungen für Investitionen, Reduzierung von Energiepreisen und massiven Bürokratierückbau, so die Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), Connemann. Damit würden wesentliche Kostenfaktoren für unsere Betriebe angegangen. Daraus könne ein echter Wachstumszünder werden.