Trump gewährt vielen Ländern Zollpause
10.04.2025 | Folker Hellmeyer

Märkte: Trumps Zollmoratorium lässt Märkte aufatmen
An den Finanzmärkten herrscht historisch einmalige Volatilität. Gestern kam es zu den historisch höchsten Anstiegen an den Aktienmärkten, nachdem US-Präsident Trump weitgehend ein Zollmoratorium verfügte (siehe unten).
Entscheidend war die Beruhigung der US-Bondmärkte. Im Zuge der US-Zollpolitik ergaben sich massive Verwerfungen am US-Kapitalmarkt. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen legte seit dem 6. April von 3,84% auf in der Spitze 4,52% am 9. April zu (aktuell .4,28%).
Der Anstieg an den Aktienmärkten war so brachial, weil die Marktteilnehmer sehr verunsichert waren und sind, aber auch weil das Volumen der Positionsabsicherungen und der Leerverkäufe sehr hoch war und ist.
Aber auch die nicht korrelierten Anlageklassen, Gold, Silber und Bitcoin konnten signifikant zulegen. Im Zuge der Abverkäufe zuvor an den Aktienmärkten wurden in diesen nicht korrelierten Anlageklassen Gewinne realisiert, um Verluste am Aktienmarkt auszugleichen. Jetzt werden Positionen wieder aufgebaut.
Das Datenpotpourri (siehe unten) hat für die Finanzmärkte aktuell weniger Relevanz. Der Fokus liegt weniger auf Konjunktur als auf Struktur der „Neuen Weltwirtschaft“, die durch die US-Disruption geschaffen wird. Deutschlands neue Koalition sonnt sich weitgehend in "Kosmetik".
Aktienmärkte: Late Dax +8,92%, EuroStoxx 50 +7,96%, S&P 500 +9,52%, Dow Jones +7,87%, NASDAQ 100 +12,02%. Aktienmärkte in Fernost Stand 06:00 Uhr: Nikkei (Japan) +8,21%, CSI 300 (China) +1,00%, Hangseng (Hongkong) +1,80%, Sensex (Indien) Feiertag und Kospi (Südkorea) +5,39%. Rentenmärkte: Die 10-jährige Bundesanleihe rentiert heute früh mit 2,58% (Vortag 2,60%), während die 10-jährige US-Staatsanleihe eine Rendite in Höhe von 4,28% (Vortag 4,50%) abwirft.
Devisenmärkte: Der EUR (-0,0036) sank gegenüber dem USD im Tagesvergleich. Gold (+119,00 USD) und Silber (+1,25) legten gegenüber dem USD massiv zu. Der Bitcoin notiert bei 81.860 USD (06:06 Uhr). Gegenüber dem Vortag ergibt sich ein markanter Anstieg im Tagesvergleich um 6.110 USD.
Trump gewährt vielen Ländern Zollpause
In der Auseinandersetzung über neue US-Zölle machte US-Präsident Trump bei den meisten Ländern vorübergehend einen Rückzieher, während er den Konflikt mit China verschärfte. Trump erklärte, er habe weitgehend eine 90-tägige Pause angeordnet und den Satz der jüngsten Zölle deutlich gesenkt. Dem Präsidialamt zufolge bleibt es beim Basiszollsatz von 10%. Auch die 25% auf Autos, Stahl und Aluminium gelten weiter. Im Konflikt mit China erhöhte Trump den Importzoll von 104% auf 125%.
Kommentar: Trump will Disruption, weil aus seiner Sichtweise, das vorhandene globale Organigramm nicht US-Interessen entspricht. Die aktuell gegebene Machtposition der USA erlaubt diese illegale Vorgehensweise aus Sicht der amtierenden US-Regierung. Dass die Disruption auch nicht erwartete Konsequenzen mit sich bringen kann, hat Trump mit der Aussetzung der Zölle faktisch eingestanden.
Explizit: Neben den Aktienmärkten (weniger Relevanz) flogen die US-Bondmärkte (hohe Relevanz) der US-Regierung um die Ohren. Im Zuge der jüngsten US-Zollpolitik ergaben sich massive Verwerfungen am US-Kapitalmarkt. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen legte seit dem 6. April von 3,84% auf in der Spitze 4,52% am 9. April zu (aktuell .4,28%). Mit der aktuellen Aussetzung der Zölle wurde der Ausverkauf an den Bondmärkten zunächst gestoppt und der vorherige Renditeanstieg in Teilen umgekehrt.
Die Investmentbank Goldman Sachs schätzt die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA jetzt auf 45% nach zuvor 65%. Die US-Notenbank sieht die schwierige Kombination hoher Teuerungsrate, sinkenden Wachstums und steigender Arbeitslosigkeit kommen, wie aus dem Protokoll ihrer Sitzung Mitte März hervorging.
Kommentar: Trump eskaliert und er dosiert, um den aus seiner Sichtweise kurzfristigen Kollateralschaden für die US-Wirtschaft überschaubar zu halten. Entscheidender ist es meines Erachtens, dass er die Kontrolle über den Prozess auf keinen Fall verlieren will. Bei aller anscheinenden und medial thematisierten Unberechenbarkeit Trumps, stellen diese hier angeführten Maximen sehr wohl eine Form der relativen Berechenbarkeit dar.
Der Konflikt zwischen den USA und China intensiviert sich. China hatte zuvor die Zollerhöhung durch Trump mit Gegenzöllen in gleicher Höhe von 50% gekontert. China hatte sich gestern über die Zollpolitik Trumps bei der Welthandelsorganisation (WTO) beschwert. Die Lage sei gefährlich eskaliert, so Peking. Man sei strikt gegen solche rücksichtslosen Schritte. US-Finanzminister Bessent warf China eine Eskalation vor. Dagegen würden jene Staaten belohnt, die keine Gegenzölle erlassen hätten, womit Zeit für Verhandlungen geschaffen werde. Schon mehr als 75 Staaten hätten angeklopft, und Trump habe mit den Zöllen maximalen Verhandlungsspielraum gewonnen. Das sei die ganze Zeit Trumps Strategie, so Bessent.
Kommentar: Zunächst ist Finanzminister Bessent zu widersprechen. Nicht China eskaliert, sondern die USA eskalieren bar jeder welthandelsrechtlichen Grundlage. China reagiert auf die US-Aggressionen unterhalb der US-Aggressionsschwelle (China Zölle 84%, USA 125%). .
Wer in der Geschichte der letzten 15 Jahre zurückschaut, weiß, dass die USA China als Gegner klassifiziert haben. Losgelöst von den Präsidentschaften liegt hier eine Kontinuität in der US-Politik vor. Zur Aktualität: Gestern zeigte sich Trump zuversichtlich, dass trotz seiner erneuten Aggression mit der Erhöhung der Zölle von 104% auf 125% eine sehr gute Verhandlungslösung mit China erzielt werden würde. Damit brachte er zum Ausdruck, dass die aktuellen verfügten Zölle ein temporäres Phänomen darstellen.
Fazit: Trump verfolgt aus Sichtweise der USA eine Politik der "pragmatischen Disruption", nicht eine ideologische Spielart. Das ist zunächst unter mittel- und langfristigen Gesichtspunkten positiv zu bewerten. Davon losgelöst bleibt das Risikocluster hoch!