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LME nimmt Handel mit Stahl-Futures auf

26.02.2008  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Handel an den Rohölmärkten verlief aufgrund dünner Nachrichtenlage gestern ruhig: Rohöl der Sorte WTI tendiert auf einem Niveau von 99 Dollar je Fass seitwärts. Gestützt wurde der Preis durch die Nachricht kälterer Temperaturen im Nordosten der USA, auf den vier Fünftel des landesweiten Heizölbedarf entfallen; der Heizbedarf dürfte rund 7% höher sein als sonst zu dieser Jahresszeit üblich. Darüber hinaus bleiben auch die geopolitischen Spannungen im Blickfeld der Marktteilnehmer: der Vorstoss der Türkei in den Norden des Iraks, die anstehende Entscheidung des nigerianischen Gerichtshofs über die Rechtmäßigkeit der Präsidentschaftswahlen im April des vergangenen Jahres und der für Freitag erwartete Beschluss des UNO-Sicherheitsrats über eventuell schärfere Sanktionen gegen den Iran.

Weiter berichtete CNPC, Chinas größter Ölproduzent, dass für das Xinjiang Ölfeld eine Steigerung der Tagesproduktion um 150 Tsd Barel geplant. In Ermangelung wichtiger Daten rechnen wir im Vorfeld zur den morgen zur Veröffentlichung anstehenden Lagerdaten mit einem weiterhin ruhigen Handel. Dennoch sehen wir auch in Abwesenheit positiver Impulse die Gefahr einer Korrektur wegen Gewinnmitnahmen.

Die Aussicht auf niedrigere Temperaturen hat dem Gaspreis weiteren Auftrieb gegeben. Henry Hub konnte seine Ende Januar begonnene Rallye fortsetzen und verteuert sich auf 9,2 Dollar je MMBTU.


Edelmetalle

Gold gibt gestern spürbar nach und fällt zurück unter die 950-Marke auf 930 Dollar je Feinunze. Ausschlaggebend war die Ankündigung des US Finanzministeriums, dass man anders als in der Vergangenheit Goldverkäufe des IWF unterstützen würde. Es hieß, sofern der Verkauf von knapp 13 Mio. Unzen Gold in einem engen Zusammenhang mit einem Reformpaket beim IWF stünde, würde man den Verkäufen nicht weiter im Wege stehen. Damit ist eine wichtige Hürde zum Verkauf eines Teils der IWF-Goldbestände genommen. Zuvor ist aber noch die Bewilligung des US Kongresses einzuholen. Ein Termin dafür steht noch nicht fest. Der CEO von Barrick Gold äußerte gestern in einem Interview die Einschätzung, dass der Goldmarkt das zusätzliche Angebot absorbieren könne. Wir schließen uns dieser Meinung an und denken, dass angesichts stark steigender Investmentnachfrage die Verkäufe nur zu einem kurzfristigen Rücksetzer führen werden.

Silber kann den Tendenzen am Goldmarkt trotzen und notiert weiterhin über 18 Dollar. Dagegen gibt Platin den dritten Tag in Folge ab. Hier belastet zusätzlich die Nachricht, dass Eskom, der staatliche Energieversorger Südafrikas, die Kapazitäten im Matla Werk erhöhen konnte, auch wenn die 600 Mega-Watt Anlage wegen schlechter Kohle-Qualität noch immer nicht auf Normalniveau arbeiten kann.


Industriemetalle

Gestern wurden an der LME die ersten beiden Stahl Futures eingeführt. Bislang erfolgt der Handel elektronisch und am Telefon; der Handel auf dem Parkett soll erst am 28. April starten. Mit dem Hinweis auf mögliche Preismanipulationen durch Finanzinvestoren haben sich namhafte Produzenten wie Arcelor Mittal und Thyssen Krupp bislang gegen die Handelsaufnahme gewehrt. Die Industrie befürchtet außerdem den Verlust ihrer Preissetzungsmacht. Auch der Umstand, dass es sehr viele Stahlsorten gibt und Stahl aufwendig zu lagern ist, macht den Erfolg schwierig. Andererseits haben die Konsumenten angesichts der hohen Volatilität der Preise einen immer stärkeren Bedarf an Absicherung und Markttransparenz. Auch könnten die Banken den Druck auf die Produzenten erhöhen.

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Die LME ist im Übrigen nicht allein: an der Dubai Gold & Commodity Exchange gibt es bereits seit dem letzem November einen Stahl-Future; der Kontrakt ist allerdings noch wenig liquide. Und auch an der NYMEX gibt es Pläne zur Einführung von Stahl-Futures. Der Stahlmarkt ist ungefähr viermal so groß wie der Aluminiummarkt. In diesem Zusammenhang ist zu berichten, dass die chinesischen Großhandelspreise für Stahl im Januar um 1,6% gegenüber Vormonat gestiegen sind und 26% über Vorjahr lagen. Darüber hinaus hat Baosteel, Chinas größter Eisen- und Stahlproduzent, angekündigt, die Stahlpreise im zweiten Quartal um 111 Dollar je Tonne zu erhöhen. Auch Japans Stahlproduzenten haben eine Preiserhöhung um 30% angekündigt. Die Preiserhöhungen sind Folge der starken Verteuerung der Inputkosten, wie Eisenerz und Kokskohle.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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