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Die Wölfe kommen näher

10.03.2008  |  Ronald Gehrt
Sie haben sein Flötenspiel noch in den Ohren ... doch der Rattenfänger selbst war blitzschnell verschwunden, als es finster wurde und die Wölfe kamen. Die Flöten vieler Börsendienste ebenso wie vieler Analysten säuselten noch vor Weihnachten, wie bald die Aktienmärkte nun neue Rekorde erreichen würden. Dann, im Januar, wurden die Töne hysterischer, schriller und forderten, die einmalige und sensationelle Einstiegschance zu nutzen ... sogar heute noch, gerade habe ich eine entsprechende „Werbung“ im Briefkasten vorgefunden. Der, der da wirbt, hat die gesamte Abwärtsbewegung über Calls gekauft und immer wieder zugekauft (was natürlich nicht dabeisteht) ... kein Wunder, dass diese Leute jetzt sensationelle Einstiegschancen sehen ... müssen. Bei 7.500 waren sie ideal, bei 7.000 hervorragend und jetzt ... sensationell. Aber für die, welche diese einmaligen Einstiegschancen den ganzen Januar über ein ums andere mal genutzt haben, wird es nun kühl und finster, so allein im Wald. Denn die Wölfe kommen näher ... die Rezession, die Inflation, neue Tiefs an den Aktienmärkten, die Kredit- und Immobilienkrise. Alle gut genährt und bei bester Gesundheit, während viele Anleger nervlich und monetär auf dem Zahnfleisch gehen.

Doch halt, Rettung naht! Im letzten Moment erklingt erneut die Flöte und verspricht nicht nur Sicherheit, sondern gar riesige Gewinne! Und man sollte es nicht für möglich halten ... aber obwohl sie es besser wissen müssten, reihen sich zahllose Anleger wieder ein und folgen den Rattenfängern dorthin, wo das Geld angeblich auf der Straße liegt. Immobilien, Aktien, wer kauft das schon. Das war gestern. Jetzt, hier und heute, liegt die Seligkeit in den Rohstoffen. Kauft ... kauft. Zu jedem Preis, denkt nicht weiter nach, denn die Kurse werden steigen, für immerdar. Ja, was schön klingt, wird gerne geglaubt, wenn Not am Mann ist. Aber das wird niemanden davor retten, von den Wölfen zerrissen zu werden. Denn wer sich dorthin locken lässt, wo jeder sein will, teilt das Schicksal derer, die als letzte auf die übervolle Tram springen wollen: Er fällt als erster vom Trittbrett.


Der Zug der Lemminge

Selbst als ich im Herbst vor neuen Tiefs am Aktienmarkt warnte (und zunächst widerlegt wurde) blies mir der Wind wütenden Widerspruchs nicht so heftig entgegen wie dieser Tage wenn ich es wage, vor dem Einstieg in Gold, Silber, Platin oder Palladium zu warnen. Oder in Kupfer, Soja, Rohöl, Kakao oder Weizen. Das alleine ist bezeichnend. Zumal die Protestierenden immer überlesen, dass ich nicht von einer Trendwende bei Rohstoffen spreche (ich wiederhole: NICHT), sondern nur vor dem Platzen einer kurzfristigen Blase, hervorgerufen durch die unzähligen Investoren und Spekulanten, die ihr Heil nun alle auf einmal in diesen engen Märkten suchen. Das hat nichts mit den langfristigen Perspektiven zu tun. Gut möglich, dass die langfristigen Trends weiter bestehen werden. Ich bin zwar unsicher, ob ich das für wahrscheinlich halten soll ... aber ich weiß es einfach nicht. Jedoch, und das meine ich, sollte jeder Investor sich unbedingt vergewärtigen: Andere wissen es auch nicht. Sie können es behaupten, aber sie können es nicht wissen. Dazu sind all die zahlreichen Faktoren, die Kurse beeinflussen, in sich selbst zu ungewiss.

Die Rattenfänger, die mit der Furcht der Anleger angesichts fragiler Aktienmärkte und Krisen allenthalben ihr Geschäft machen, verkünden: Sehet, Gold steigt langfristig immer! Und Silber, Kupfer sowieso. Und, weil wir immer mehr auf diesem Planeten werden, gilt das natürlich auch für alle Agrarrohstoffe. Nun, zu letzteren sei eingewendet: Wir werden eigentlich seit Ewigkeiten immer mehr ... und doch ist Weizen zwischen Ende 2003 und Sommer 2007 unter dem Strich keinen müden Heller gestiegen, für Mais oder Soja gilt dasselbe. Doch seit einem Jahr haben sich die Kurse all dieser Commodities mehr als verdoppelt ... wobei die Kurse immer schneller und schneller steigen. Das Argument, dass nun auf einmal die Chinesen mehr essen als früher ... nun ja, werten Sie es selbst. Für die Metalle und Öl gilt das selbe: In alle Rohstoffe wird lautstark zum Einstieg geflötet, hier soll das neue El Dorado liegen. Ist das wahr?


Langfristig steigt Gold immer?

Zum Thema "langfristig steigt Gold immer" möchte ich hier einen Chart einwerfen. Die letzte Goldhysterie im Jahr 1979/80 ... ebenfalls von Inflation angefeuert, aber von großen Adressen befördert und ausgenutzt (z.B. der Silber-Corner der Hunt-Brüder), brachte Gold in drei Jahren von 150 auf 800 Dollar. Aber: Die Zeitspanne der großen Hysterie Anfang 1980, in der Gold von 500 auf 800 stieg UND wieder unter 500 zurückfiel, betrug insgesamt gerade mal 10 Wochen! Die Rezession und die hohen Inflationsraten zwischen 7 und 14%, vor der die Anleger geflüchtet waren, bleiben aber bis 1982.

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