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Turbulenzen an Finanzmärkten treiben Rohstoffe

17.03.2008  |  Eugen Weinberg
Für die meisten Finanzmarktakteure dürfte es ein harter Wochenbeginn gewesen sein. Erst überraschte die US-Notenbank mit einer außerplanmäßigen Senkung des Diskontsatzes um 25 Basispunkte auf 3,25%. Danach folgte dann die Ankündigung der Übernahme des angeschlagenen US-Brokerhauses Bear Stearns um 2 USD pro Aktie (bzw. 236 Mio. USD) durch den Konkurrenten JP Morgen. Die Transaktion, welche zu einem Preis von knapp einem Prozent des Höchststands aus dem Jahr 2007 durchgezogen wurde, dürfte in dieser Handelswoche die Panik vermeiden. Das Vertrauen in die Finanzbranche dürfte aber durch die Beschwichtigungsversuche des Bear Stearns CEO Alan Schwarz von vergangener Woche nicht wirklich bestärkt worden sein. Unserer Meinung nach dürften sich die Zuflüsse in Rohstoffinvestments durch die aktuellen Entwicklungen eher noch weiter verstärken.

Der Manager eines erfolgreichen Rohstoff-Hedge-Fonds, Paul Touradji, teilte kürzlich mit, dass man an den Rohstoffmärkten aktuell eine Kauforgie beobachten könnte, welche auch das Risiko eines Zusammenbruchs drastisch erhöhe. Laut seiner Einschätzung hat der "parabolische Anstieg" der Rohstoffpreise aktuell nichts mehr mit den Fundamentaldaten zu tun. Die Tatsache, dass sein Flaggschifffonds seit Jahresanfang trotz gestiegener Rohstoffpreise 10,9% eingebüßt haben sollte, spricht für seine bereits negative Positionierung.


Energie

Der Preis für Rohöl kletterte heute Morgen weiter und erreichte mit 111,80 USD einen neuen Rekordwert. Ein hochrangiger OPEC-Vertreter verteidigte heute Nacht die Entscheidung, auf dem letzten Treffen nicht die Förderquoten erhöht zu haben, weil die aktuell explodierenden Ölpreise nicht auf das Konto der OPEC gehen. Vielmehr sehe er den Grund in der aktuellen US-Dollar-Schwäche und den Liquiditätszuflüssen in den Rohstoffmarkt. Der Markt hat sich zuletzt als sehr anpassungsfähig erwiesen. Noch vor wenigen Monaten konnte man einen Anstieg des Ölpreises auf 100 USD je Barrel noch nahezu ausschließen. Jetzt hat sich der Preis scheinbar über 110 USD etabliert und auch weitere Anstiege erscheinen angesichts der massiven Liquiditätsströme in den Rohstoffsektor als möglich.

Am Gasmarkt haben die Großspekulanten ihre Leerverkäufe nur zum kleinen Teil eingedeckt. Mit Minus 74 Tsd. Kontrakten bleibt die Positionierung nach wie vor sehr negativ und öffnet den Weg für weitere Preissteigerungen, vor allem wenn sich der Gaspreis über 10 USD je MMBtu halten kann.


Edelmetalle

Die Flucht in den sicheren Hafen geht weiter. Der Goldpreis konnte als klassisches Kriseninvestment von der Zuspitzung der Problematik beim fünftgrößten US-Broker profitieren. Kurz nach Handelsstart in Asien erreichte der Preis für die Feinunze bei knapp 1.032 USD einen neuen historischen Höchststand. Positive Impulse kamen auch von der erneuten Schwäche des US-Dollar, der mit 1,59 USD je Euro ebenfalls einen neuen Rekordstand erreicht hat.

Was früher eher ins Reich der Verschwörungstheorien gehörte, wird nun zur Realität. Die äthiopischen Goldreserven bestehen zum Teil aus Falschgold! Die Goldbarren der äthiopischen Nationalbank, welche nach Südafrika zur weiteren Veredelung verschickt wurden, stellten sich bei einer genaueren Überprüfung als vergoldete Stahlplatten heraus. Man hatte das Falschgold scheinbar von einem einheimischen Händler erworben.

Die NYSE Euronext übernimmt den Edelmetallterminhandel von der CME. Die Kontrakte die derzeit noch über das e-CBOT-System gehandelt werden, dürften in kürze auf die Plattform LIFFE Connect umstellt werden.

Die hohe Nachfrage nach Goldinvestments dürfte weiter anhalten.

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Industriemetalle

Unsere positive Haltung zum Aluminiumpreis werden wir angesichts der massiven Preissteigerungen und den steigenden Lagerbeständen nun überdenken müssen. In nur einer Woche sind die LME-Lagerbestände für Aluminium um 64.000 Tonnen bzw. knapp 7% auf den höchsten Stand seit Juni 2004 bei über 1 Mio. Tonnen gestiegen. Eine Korrektur ist angesichts der massiven kurzfristigen Preisanstieges erscheint uns wahrscheinlich. Auch bei den Preisen für Kupfer, Blei und Nickel dürften die Korrekturgefahren in den kommenden Wochen überwiegen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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