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Performance und Liquidität wurden Rohstoffen zum Verhängnis

18.03.2008  |  Eugen Weinberg
Die Rohstoffe haben sich zuletzt klar zu einer neuen Anlageklasse entwickelt und erfreuen sich nicht zuletzt aufgrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten immer größere Beliebtheit. Allein seit Jahresanfang sind Schätzungen zufolge über 40 Milliarden USD in Rohstoff-Investments geflossen. Der gestrige Abverkauf bei Rohstoffen war aus unserer Sicht weniger auf die schwache US-Industrieproduktion zurückzuführen, die lediglich als Zündung für den Abverkauf fungierte. Vielmehr sehen wir den Grund für die Panikverkäufe in der derzeit hohen Liquidität der Rohstoffmärkte und deren guter Performance. So sind inbesondere die Rohstoffe mit der zuletzt guten Preisentwicklung unter die Räder gekommen.

Die Preise für Kakao, Zucker und Palmöl kamen im Laufe des Tages zeitweise um bis zu 10% zurück. Zuvor hatten sich diese Rohstoffe besonders gut entwickelt und seit Jahresanfang bis zu 40% zugelegt. Einerseits wird dadurch der starke Einfluss von Finanzinvestoren auf die kurzfristigen Entwicklungen am Rohstoffmarkt deutlich. Man sieht, dass auch starke Bewegungen bei Rohstoffen nicht immer fundamental nachvollziehbar sind und die Rohstoff-Anlagen mit Risiken versehen sind. Andererseits bieten solch volatile Tage den Konträranlegern die Möglichkeit, eine langfristige Neu-Positionierung vorzunehmen. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sowohl eine starke Nachfrage seitens der Schwellenländer als auch das weiter steigende Interesse der Geldanleger die Rohstoffhausse langfristig aufrechterhalten werden.

Maßgeblich für die heutige Performance des Rohstoffsektors dürfte vor allem die Zinsentscheidung der US-Fed am heutigen Abend sein. Sollten die US-Zinsen um einen vollen Prozentpunkt gesenkt werden, glauben wir, dass die Korrektur an den Rohstoffmärkten sehr schnell vorbei sein wird. Denn der damit bliebe der US Dollar voraussichtlich unter Druck, die Realzinsen negativ und die Hoffnung auf eine baldige Umkehr der Rezessionstendenzen in der größten Wirtschaft weltweit wurde geschürt. All dies sollte den Höhenflug der Rohstoffpreise unterstützen.


Energie

Am Ölmakrt könnten die Volatilität und die Unsicherheit kaum höher sein. Nach-dem der WTI-Ölpreis am Morgen noch einen neuen Rekord bei knapp 112 USD aufgestellt hatte, fiel er anschliessend zwischenzeitlich bis auf 103 USD je Barrel zurück und konnte sich zum Schluss auf 106 USD wieder erholen. Die OPEC weist in ihrem jüngsten Monatsbericht daraufhin, dass die fundamentalen Entwicklungen am Markt, wie z.B. die hohen Öllagerbestände und zahlreichen Revisionen der Ölnachfrageschätzungen nach unten, nicht mit den derzeitigen Ölpreisen übereinstimmen. Wir halten das gegenwärtige Niveau zwar für fundamental nicht begründet, rechnen jedoch kurzfristig eher mit weiteren Anstiegen, weil die Investorennachfrage nach wie vor sehr stark bleiben sollte. Das bullische Szenario für den Ölpreis wird durch die Schwankungen an den Aktienmärkten, die Dollar-Schwäche, aufflammende Inflationsängste und gute Wachstumsperspektiven der Schwellenländer begünstigt. Dementsprechend sind die Netto-Long Positionen der Großanleger an der NYMEX zuletzt massiv ausgeweitet worden und befinden sich nun mit über 113 Tsd. Kon-trakten nur knapp unter dem Höchststand im Juli 2007.

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Royal Dutch Shell gab gestern bekannt, dass sich die Öl- und Gasreserven per Ende 2007 auf 11,92 Mrd. Barrel Öläquivalente beliefen und damit geringfügig unter denen des Vorjahres lagen. Der Rückgang ist hauptsächlich auf den Zwangsverkauf des Anteils des Sakhalin II Projektes in Russland an Gazprom zurückzuführen. In Nigeria seien noch immer Produktionseinbussen von 140 Tsd. Barrel täglich zu verbuchen. Die geopolitischen Spannungen dürften den Ölpreis längerfristig unterstützen, zumal auch im Iran die weskritische islamistische Partei die Parlamentwahlen letzte Woche gewonnen hat.


Edelmetalle

Auch der sichere Hafen schlechthin, die Edelmetalle, konnte sich der Liquiditätsflucht nicht entziehen und die Preise für Gold & Co. fielen auf breiter Front. Besonders stark fielen auch hier die Preise für Metalle, wie z.B. Platin oder Palladium, die zuvor die stärksten Anstiege verzeichnet hatten. Zu diesem Verfall trugen auch die Meldungen aus Südafrika über die Erhöhung der Kapazität für die führenden Edelmetallförderer, wie z.B. Gold Fields, auf nun 95% der normalen Energieversorgung bei.


Industriemetalle

Der konjunktursensible Industriemetallsektor hat auf den massiven Abverkauf an den Aktienmärkten und die sich mehrenden Anzeichen der Wirtschaftsschwäche der USA sehr negativ reagiert und verbuchte den stärksten Verfall seit acht Monaten. Zwar sollten sich die Metallpreise kurzfristig durch die Investorennachfrage erholen. Dennoch werden sie sich längerfristig nicht den Konjunktursorgen komplett entziehen können.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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