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Negatives Sentiment drückt auf die Preise

01.04.2008  |  Eugen Weinberg
Der Tenor an den Rohstoffmärkten ist in den letzten Wochen im Einklang mit den fallenden Preisen deutlich negativer geworden. Zuletzt gab es eine Fülle an negativen Kommentaren in den Medien zum Thema "Rohstoff-Blase", wobei als Hauptgrund für den Preisanstieg der letzten Jahre die Spekulanten verantwortlich gemacht werden. Als Schlussfolge weist man oft auf die Folgen der früheren Blasen hin und rechnet künftig mit teilweise dramatischen Einbrüchen.

Wir sehen es differenzierter, und obwohl wir vor den Übertreibungen in einigen Marktsegmenten rechtzeitig gewarnt haben, sind wir für den Gesamtsektor Rohstoffe nach wie vor langfristig positiv gestimmt. Als wichtigste Faktoren für die Hausse der letzten Jahre sehen wir den unersättlichen Hunger der asiatischen Schwellenländer nach Rohstoffen, mangelhafte Investitionen in den 90er Jahren mit den daraus resultierenden Flaschenhälsen und die geopolitische Spannungen weltweit. Nicht die Spekulanten, sondern vielmehr die langfristig orientierten Anleger haben aus unserer Sicht den Rohstoffmarkt als neue Anlageklasse entdeckt. Wir erwarten, dass künftig noch mehr Anleger Rohstoff-Investments dem Portfolio beimischen werden. Die Volatilität der letzten Tage führen wir unter anderem auf das sog. "Window-Dressing" zurück, einer Bereinigung der Portfolios am Quartalsende.


Energie

Am Ölmarkt ist eine deutliche Entspannung zu spüren. Gestern hat der Ölpreis scharf korrigiert und fiel im Handelsverlauf vom Tageshoch um 107 USD auf knapp 100 USD je Barrel zurück. Die Ölproduktion Iraks kehrt auf das normale Niveau zurück; die Exporte wurden durch die Stromausfälle und die Explosion der Pipeline offensichtlich nicht beeinflusst. Die nächsten Tage sollten dennoch weiterhin wegen der Nähe zur psychologisch wichtigen Marke von 100 USD volatil sein. Vor allem erwarten wir wegweisende Signale von den US-Lagerbestandsdaten morgen Nachmittag, weil sowohl die zuletzt gemeldeten Importe als auch die Auslastung der Raffinerien für diese Jahreszeit ungewöhnlich niedrig waren. Sollte der Ölpreis unter 100 USD fallen, sind weitere Korrekturen wahrscheinlich.


Edelmetalle

Die Edelmetalle sind nun auch verstärkt unter Druck gekommen. Der Goldpreis fiel heute zum ersten Mal seit Mitte Februar unter 900 USD je Unze, auch der Silberpreis bleibt jetzt mit 16,75 USD schwach. Als Grund für die Korrektur sind die hohe Liquidität der Edelmetall-Investments und ihre gute Performance in den letzten Monaten zu nennen, was sie angesichts der instabilen Finanzmärkte für Gewinnmitnahmen anfällig macht. Wir glauben, dass sich die Preise nach einer vorübergehenden Schwäche wieder erholen werden, auch weil Investoren aus den anderen Risiko-Investments in Goldanlagen fliehen und hier den sicheren Hafen suchen.


Industriemetalle

Der größte Kupferproduzent Afrikas, Sambia, warnte, dass die hohen Produktionsziele für dieses Jahr von 600.000 Tonnen kaum zu erzielen sind. Laut der hiesigen Minenkammer seien die Investoren in Abwesenheit neuer Lizenzabkommen nicht zur Finanzierung bereit, nachdem die alten Verträge gekündigt worden waren. Allerdings war die Schätzung eines 15%-igen Anstiegs der Produktion von 523.000 Tonnen im Vorjahr auch ambitioniert. Wir erwarten, dass die Kupferproduktion weltweit in diesem Jahr stark anziehen und der Kupferpreis bald wieder unter 8000 USD je Tonne fallen wird.

Die chinesische Stahlproduktion ist im Jahr 2007 laut IISI auf rund 487 Mio. Tonnen und die für Roheisen laut dem Statistikbüro Chinas auf 469 Mio. Tonnen gestiegen, eine Steigerung von jeweils 15,6% zum Vorjahr.

Die nach wie vor starke Nachfrage und die explodierenden Produktionskosten könnten die Stahlpreise in China sogar bald auf 1000 USD je Tonne steigen lassen. Obwohl sowohl die chinesischen Stahlhersteller als auch der größte Eisenerzproduzent der Welt, Vale, das existierende Preis-Festsetzungssystem bevorzugen, in dem die Eisenerzpreise einmal jährlich zum 31. März festgelegt werden, ist die Opposition seitens der beiden anderen großen Eisenerzproduzenten, Rio Tinto und BHP Billiton, groß. Diese wollen die Preise für ihre Produktion näher an die Kassakurse binden, die derzeit weitaus höher als die Kontraktpreise für Eisenerz sind. Bei den derzeitigen Verhandlungen mit den chinesischen Stahlhütten könnten sie trotz der Konjunkturrisiken in der größten Volkswirtschaft der Welt, den USA, wahrscheinlich höhere Preissteigerungen als die von Vale zuvor erzielten 65% erreichen.


© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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